Die Gärten des Mondes
seine Rippen, als versuchte es zu fliehen. Jeder Atemzug war ein schmerzhaftes Keuchen. Sein Glück, sagte er sich entsetzt, war soeben zu Ende gegangen.
Das Schimmern verblasste, und auf der Straße stand jetzt eine riesige menschenähnliche Erscheinung, in einen Umhang mit Kapuze gekleidet.
Crokus versuchte sich durch reine Willensanstrengung wieder in Bewegung zu setzen, doch sein Körper verweigerte den Gehorsam. Er starrte den Dämon aus weit aufgerissenen Augen an, als dieser sich zu ihm herumdrehte. Der Dämon knurrte und zog eine gewaltige Axt aus seinem Gürtel. Während er die Waffe in der Hand wog, begann er mit tiefer, sanfter Stimme zu sprechen. »Was für einen Grund gibt es, das hier weiterzuführen?«, fragte er ganz vernünftig. »Die Imperatrix erlaubt Euch zu fliehen, Lord. Einmal mehr gewährt sie Euch ihre Gnade. Akzeptiert sie und verschwindet.«
»Gute Idee«, flüsterte der Dieb. Dann runzelte er die Stirn, denn er bemerkte jetzt, dass die Aufmerksamkeit des Dämonen auf etwas hinter ihm gerichtet war.
Von dort erklang die Stimme eines Mannes. »Wir werden nicht mehr davonlaufen, Galayn.«
Eine Hand legte sich auf die Schulter des Diebes, brach den Bann der Unbeweglichkeit. Crokus duckte sich und drehte sich zur Seite, schaute dann nach oben, in sich verändernde indigoblaue Augen in einem schmalen, tiefschwarzen Gesicht.
»Flieh, Sterblicher«, sagte der silberhaarige Mann. Er zog ein Zweihandschwert aus dem Gehenk, das auf seinen Rücken geschlungen war. Die schwarze Waffe war beinahe unsichtbar; sie schien alles Licht zu verschlucken, das auf sie fiel.
»Ihr wart auf dem Fest!«, platzte Crokus heraus.
Die Augen des Mannes flackerten, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Der Träger der Münze«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Fürchte dich nicht. Bruth hat mich davon überzeugt, dich zu verschonen, zumindest im Augenblick. Fort mit dir, Kind.« Sein Blick wanderte zurück zum Lord der Galayn. »Das hier wird ziemlich knapp werden.«
»Ich kenne diese Waffe«, knurrte der Dämon. »Dragnipurake. Und ich rieche den Gestank von Tiama in Euch, Lord. Ihr habt mehr von ihr in Euch als Tiste-Andii-Blut.«
Crokus presste sich gegen das, was von der Mauer um Baruks Besitz noch übrig war.
Der Lord der Galayn grinste, entblößte dabei lange, gekrümmte Eckzähne. »Die Imperatrix würde Euch für Eure Dienste belohnen, Lord. Ihr braucht nur ja zu sagen, und dieser Kampf wird nicht nötig sein.«
Anomander Rake trat vor. »Gib Acht, Galayn.«
Mit einem Aufschrei griff der Dämon an, seine Axt wirbelte durch die Luft und verströmte blaue Flammen.
Rake schwang sein Schwert im Kreis herum, fing die Axt ab und verstärkte ihren Schwung noch. Als die Doppelklinge an ihm vorbeiglitt, trat der Tiste Andii nahe an seinen Gegner heran, das Schwert zurückgezogen, den Knauf auf der Höhe seiner linken Hüfte. In einer einzigen, unglaublich schnellen Bewegung stieß er zu. Der Dämon duckte sich, löste eine Hand vom Axtschaft und wollte nach Rakes Kehle greifen. Der Tiste Andii schob die rechte Schulter vor und fing den Schlag ab.
Rake wurde zurückgeschleudert und landete hart auf den Pflastersteinen.
Der Dämon stürzte heran, die flammende Waffe über den Kopf gereckt.
Rake kam gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine, um den Axthieb mit dem Schwert abzuwehren. Als die beiden Waffen aufeinander prallten, ging ein Stoß durch Erde und Luft. Die Axt des Dämons loderte grellweiß, verströmte Licht, als wäre es Flüssigkeit. Rakes Schwert war in Dunkelheit gehüllt, es verzehrte die peitschenden Wogen aus Licht, die es trafen.
Die Pflastersteine unter Crokus' Füßen neigten sich unangenehm, als ob die Steine zu weichem Lehm geworden wären. Über ihm trieben die Sterne wild hin und her. Übelkeit stieg in Crokus auf, und er sank auf die Knie.
Rake begann jetzt anzugreifen, schlug mit seiner schwarzen Waffe wild zu. Anfangs hielt der Dämon stand, parierte mit heftigen Riposten, dann jedoch stolperte er einen Schritt zurück, und dann noch einen. Unbarmherzig setzte Rake seinen Angriff fort. »Zum Bedauern der Mutter«, sagte er mit rauer Stimme, »wurde dem Licht die Geburt gewährt. Zu ihrem Entsetzen ... erkannte sie zu spät... seine Verderbtheit. Galayn ...du bist das unbeabsichtigte Opfer... einer Bestrafung... die längst überfällig ist.«
Der Dämon taumelte unter den Hieben; verzweifelt wehrte er die Attacken ab, doch er setzte nicht mehr zum Gegenangriff an. Das
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