Die Gärten des Mondes
der Galayn zu. Seine hinteren Glieder streckten sich, Klauen glitten heraus. Tief sog er die Luft um sich herum ein, bereitete sich auf einen Ausbruch von Macht vor. Er war Kurald Galain, Tiste Andii, und die Dunkelheit war sein Zuhause.
Der Lord der Galayn war jetzt direkt unter ihm, wurde unglaublich schnell größer. Rake öffnete den Rachen, sein Kopf zuckte zurück, als die mächtigen Kiefer leer in die Luft schnappten. Bei diesem Geräusch richtete der braune Drache den Blick nach oben, doch es war bereits zu spät.
Kapitel Vierundzwanzig
Ich bin das Haus,
und halte in meinem Innern
dämonische Herzen gefangen,
eingeschlossen in jedem Zimmer
ist so Uraltes,
zitternd und wütend.
Und diese Wurzeln aus Stein
erzeugen die tiefsten Risse
im gepflasterten Boden,
und sie bewahren für immer
den Traum verbotener Frucht -
ah, Pilger
kommt zu meiner Tür und hungert...
Azath (ii.iii)
Adaephon (geb. ?)
D er Hof hinter dem Tor war leer. Crokus überquerte ihn in vollem Lauf, fragte sich dabei, ob er womöglich zu spät kam. Er sprang die Stufen hinauf und streckte die Hand nach dem Türriegel aus. Ein Energieausbruch schleuderte ihn zurück.
Benommen fand sich der Dieb am Fuß der Treppe, auf den Pflastersteinen sitzend, wieder; sein ganzer Körper kribbelte. An der Tür verblasste langsam ein tiefroter Schimmer. Ein Schutzzauber. »Beim Vermummten!«, zischte er und mühte sich wieder auf die Beine. Er war schon früher auf solche Barrieren gestoßen, in den Herrenhäusern der Hochgeborenen. Es gab keine Möglichkeit, sie zu durchdringen.
Fluchend wirbelte Crokus herum und rannte zurück zum Tor. Er spurtete auf die Straße hinaus und sah sich um. Niemand war zu sehen. Wenn diese Burschen von der Karmesin-Garde ihn noch immer beschützten, zeigten sie sich jedenfalls nicht.
Es gab eine kleine Chance, dass der Garteneingang zu Baruks Haus nicht durch magische Mittel geschützt war - eine sehr kleine Chance. Er rannte die Straße entlang und tauchte in die erste Gasse zu seiner Rechten. Er würde über eine Mauer steigen müssen, doch das hielt er nun nicht gerade für ein echtes Hindernis.
Er erreichte das Ende der Gasse und kam auf der dahinter liegenden Straße schlitternd zum Stehen. Die Mauer war hoch, wie er feststellen musste. Er musste Anlauf nehmen. Crokus trottete über die Straße, versuchte, zu Atem zu kommen. Was hatte das alles überhaupt für einen Sinn? Konnte Baruk nicht auf sich selbst aufpassen? Schließlich war er ein Hohemagier. Und hatte nicht sogar dieser Flinkfinger von den magischen Verteidigungsmitteln des Alchemisten gesprochen?
Er zögerte, starrte die Mauer gegenüber finster an.
In diesem Augenblick erscholl direkt über der Straße ein durchdringender Schrei, der die Erde erzittern ließ. Crokus warf sich gegen die Mauer in seinem Rücken, als eine gewaltige Gestalt im Licht der Gaslaternen auftauchte. Sie füllte die ganze Straßenbreite aus und prallte keine zwanzig Schritt zur Linken des Diebes auf den Boden. Die Wucht des Aufpralls riss ihn von den Beinen. Steine zerbarsten.
Er duckte sich unter dem Hagel aus Ziegeln und Pflastersteinen; als es endlich aufhörte, sprang er wieder auf.
Ein Drache mit zerfetzten, blutverschmierten Schwingen kam auf der Straße langsam wieder auf die Beine. Entlang seiner braunen Flanken waren Schuppen weggerissen worden und gaben den Blick auf tiefe Wunden frei. Nacken und Schultern des Wesens glänzten blutig.
Crokus sah, dass die Mauer hinter dem Drachen - die rückwärtige Mauer zu Baruks Besitz - ausradiert worden war; der Garten lag jetzt offen in seinem Blickfeld. Baumstümpfe erhoben sich inmitten dampfender Erde. Eine etwas höher gelegene Terrasse gewährte Zugang zum Hintereingang des Hauses. Zwei umgestürzte Statuen lagen in tausend Stücke zersprungen vor den Türen.
Der Drache wirkte benommen. Crokus spannte sich. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich zu bewegen. Fast ungläubig angesichts seiner eigenen Tollkühnheit, schoss der Dieb hinter der Kreatur über die Straße; er hoffte, ungesehen den Garten zu erreichen. Sein Blick blieb auf den Drachen geheftet, während seine Gedanken um die Münze des Glücks in seiner Tasche kreisten.
Dann begann sich das Wesen vor seinen Augen zu verwandeln, schien sich in einem schimmernden Dunst in sich selbst zusammenzuschieben. Crokus wurde langsamer, blieb schließlich stehen, unfähig, seine Aufmerksamkeit von dem Schauspiel abzuwenden. Sein Herz hämmerte gegen
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