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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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drehte.

Kapitel Vier
    Sie waren von der gleichen Art, damals,
    die Geschichten verwoben
    zu einem kunstvollen Flechtwerk,
    die Erzählungen ein Nachspüren
    alter Wunden
    aber etwas glomm hart
    in ihren Augen -
    jene flammenversengten Bögen,
    jene verschwindende Spanne,
    sie sind ihre eigene Vergangenheit
    jeder für sich dazu bestimmt
    sich einzuordnen
    am stillen Wegesrand
    an jenem Fluss
    den zu benennen sie sich weigern
     
    Die Brückenverbrenner (IV. i)
    Toc, der Jüngere (geb. 1141)
     
    F lickenseel starrte Elster wütend an. »Locke ist wahnsinnig«, erklärte sie. »Ein bisschen war er das schon immer, aber jetzt hat er Löcher in sein eigenes Gewirr gekaut und schmeckt das Chaos. Aber was noch schlimmer ist: es macht ihn noch mächtiger, noch gefährlicher.«
    Sie hatten sich in Flickenseels Quartier versammelt, das aus zwei Räumen bestand: einem äußeren, in dem sie jetzt saßen, und einem Schlafzimmer mit dem seltenen Luxus einer echten Holztür. Die früheren Bewohner hatten eiligst alles Wertvolle und Tragbare weggeschafft und nur die größten Möbelstücke zurückgelassen. Flickenseel saß am Tisch, zusammen mit Elster, dem Schnellen Ben, Kalam und dem Sappeur namens Fiedler. In dem Zimmer war es heiß und stickig.
    »Natürlich ist er wahnsinnig«, erwiderte der Schnelle Ben und sah seinen Sergeanten an, dessen Gesicht bei diesen Worten völlig unbeweglich blieb. »Aber das war zu erwarten«, fügte der Magier hastig hinzu. »Bei Feners Schwanz, Werteste, er steckt im Körper einer Puppe! Natürlich hat ihn das verdreht.«
    »Nur - wie sehr?«, fragte Elster. »Schließlich sollte er unsere Rückendeckung sein, oder?«
    »Ben hat ihn unter Kontrolle«, mischte sich Kalam ein. »Locke verfolgt die Spuren zurück, er arbeitet sich durch das Labyrinth; er wird herausfinden, wer im Imperium unseren Tod will.«
    »Die größte Gefahr für ihn besteht darin, entdeckt zu werden«, fügte der Schnelle Ben an Flickenseel gewandt hinzu. »Er muss auf ungewöhnliche Weise durch die Gewirre schlüpfen, denn die normalen Wege sind voller Fallen.«
    Flickenseel grübelte ein Weilchen darüber nach. Schließlich nickte sie. »Tayschrenn würde ihn finden, oder zumindest Wind davon bekommen, dass jemand herumschnüffelt. Aber Locke benutzt die Macht des Chaos, die Wege, die zwischen den Gewirren liegen, und das ist ungesund - nicht nur für ihn, sondern für uns alle.«
    »Wieso für uns alle?«, wollte Elster wissen.
    »Es schwächt die Gewirre, greift ihre Struktur an, was wiederum Locke ermöglicht, allein mit der Kraft seines Willens in sie einzudringen ... und wieder herauszukommen«, erklärte der Schnelle Ben. »Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen Locke an der langen Leine laufen lassen. Zumindest im Augenblick ...«
    Die Zauberin seufzte, massierte sich die Stirn. »Tayschrenn ist derjenige, den ihr sucht. Ich habe euch schon gesagt...«
    »Das reicht nicht«, hakte der Schnelle Ben ein. »Wie viele Agenten setzt er ein? Wie sehen die Einzelheiten seines Plans aus - was zur Hölle ist sein Plan? Geschieht dies alles auf Anweisung von Laseen, oder schielt der Hohemagier selbst nach dem Thron? Wir müssen es wissen, verdammt noch mal!«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Flickenseel. »Also deckt Locke die ganze Geschichte für euch auf - und was dann? Habt ihr vor, Tayschrenn und alle anderen, die an dieser Sache beteiligt sind, zu töten? Zählt ihr dabei auf meine Hilfe?« Sie schaute von einem Gesicht zum anderen, doch sie konnte nichts in ihnen erkennen. Zorn flackerte in ihr auf, und sie erhob sich. »Ich weiß«, sagte sie steif, »dass Tayschrenn wahrscheinlich A'Karonys, Nachtfrost und meinen Kader auf dem Gewissen hat. Er wusste wahrscheinlich auch, dass eure Tunnel einstürzen würden, und er mag durchaus zu dem Schluss gekommen sein, dass Dujeks Zweite Armee eine Bedrohung darstellt, die beseitigt werden muss. Aber wenn ihr glaubt, ich würde euch helfen, ohne zu wissen, was ihr vorhabt, dann irrt ihr euch. Hier geht es um mehr als das, was ihr mir erzählen wollt. Wenn nur euer Überleben auf dem Spiel stünde, warum desertiert ihr dann nicht einfach? Ich bezweifle, dass Dujek euch jagen lassen würde. Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn Tayschrenns Verdacht hinsichtlich Dujek und der Zweiten auf Tatsachen beruht - wenn ihr wirklich meutern, Dujek zum Imperator ausrufen und nach Genabaris marschieren wollt.« Sie machte eine Pause, sah von einem Mann zum anderen. »Ist Tayschrenn euch

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