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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einfach nur zuvorgekommen und hat dadurch eure Pläne durchkreuzt? Soll ich in eine Verschwörung hineingezogen werden? Wenn ja, dann muss ich eure Ziele kennen. Dieses Recht habe ich doch wohl, oder nicht?«
    Elster grunzte; dann griff er nach dem Weinkrug, der auf dem Tisch stand, und füllte die Becher aller Anwesenden nach.
    Der Schnelle Ben stieß einen tiefen Atemzug aus und rieb sich den Nacken. »Flickenseel«, sagte er ruhig, »wir haben nicht vor, Tayschrenn direkt herauszufordern. Das wäre Selbstmord. Nein, wir werden ihn seiner Unterstützung berauben, vorsichtig, präzise, und dann sorgen wir dafür, dass er ... in Ungnade fällt. Immer unter der Annahme, dass die Imperatrix mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Aber wir müssen mehr wissen; wir brauchen diese Antworten, um entscheiden zu können, wie wir vorgehen werden. Ihr müsst gar nicht tiefer hineingezogen werden, als Ihr es im Augenblick seid. Tatsächlich ist es so sogar sicherer. Locke will, dass Ihr seine Rückendeckung seid, wenn alles andere versagt. Die Chancen stehen gut, dass es dazu nicht kommen wird.« Er blickte auf und schenkte ihr ein gezwungenes Lächeln. »Überlasst Tayschrenn Kalam und mir.«
    Alles schön und gut, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Flickenseel sah den zweiten, dunkelhäutigen Mann an; ihre Augen verengten sich. »Du warst einmal eine Klaue, stimmt's?«
    Kalam zuckte die Schultern.
    »Ich hatte gedacht, niemand dürfte aussteigen - und am Leben bleiben.«
    Er zuckte noch einmal die Schultern.
    Fiedler, der Sappeur, grollte etwas Unverständliches und erhob sich von seinem Stuhl. Er begann auf und ab zu gehen, auf seinen krummen Beinen von einer Wand zur anderen zu marschieren, wie ein Fuchs in der Grube. Keiner der übrigen Anwesenden beachtete ihn.
    Elster reichte Flickenseel einen Becher. »Haltet in dieser Angelegenheit zu uns, Zauberin. Der Schnelle Ben vermasselt solche Dinge normalerweise nicht... jedenfalls nicht allzu sehr.« Er machte ein missmutiges Gesicht. »Ich muss zugeben, dass ich auch noch nicht ganz überzeugt bin, aber ich habe gelernt, ihm zu vertrauen. Glaubt mir das - welchen Wert Ihr meiner Meinung auch immer beimesst.«
    Flickenseel trank einen großen Schluck Wein. Sie wischte sich die Lippen. »Euer Trupp bricht heute Nacht nach Darujhistan auf. Es ist eine geheime Mission, was bedeutet, dass es mir nicht möglich sein wird, mit euch Kontakt aufzunehmen, wenn die Situation sich zum Schlechteren wendet.«
    »Tayschrenn würde die üblichen Wege bemerken«, sagte der Schnelle Ben. »Locke ist unsere Verbindung - Ihr könnt uns über ihn erreichen, Flickenseel.«
    Elster betrachtete die Zauberin. »Zurück zu Locke. Ihr traut ihm nicht.«
    »Nein.«
    Der Sergeant verstummte, sein Blick war auf die Tischplatte gerichtet. Der gelassene Ausdruck fiel von ihm ab, enthüllte den Widerstreit der Gefühle, der in ihm tobte.
    Er hält seine Welt unter Verschluss, aber der Druck steigt. Sie fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn alle seine inneren Barrieren fielen.
    Die beiden Männer aus dem Reich der Sieben Städte warteten, die Augen auf ihren Sergeanten gerichtet. Nur Fiedler marschierte weiter gedankenverloren auf und ab. Die bunt zusammengestückelte Uniform des Sappeurs trug noch immer Spuren von der Zeit in den Tunneln. Eine Menge Blut von jemand anderem war über die Vorderseite seiner Tunika gespritzt - als wäre ein Freund in seinen Armen gestorben. Zwischen den ungleichmäßigen Stoppeln auf seinen Wangen und seinem Kinn schimmerten schlecht verheilte Brandblasen hindurch, und sein strähniges rotes Haar hing wirr unter seinem Lederhelm hervor.
    Eine lange Minute verstrich, dann nickte der Sergeant heftig. Sein Blick war noch immer auf die Tischplatte gerichtet, als er sagte: »Nun gut, Zauberin, wir werden Euch auch etwas geben. Ben, erzähl ihr von Leida.«
    Flickenseel zog die Brauen hoch. Sie verschränkte die Arme und schaute den Magier an.
    Der Schnelle Ben sah nicht besonders glücklich aus. Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und warf Kalam einen Hilfe suchenden Blick zu, doch der große Mann sah zur Seite.
    »Na los, Magier«, grollte Elster.
    Der Schnelle Ben begegnete Flickenseels festem Blick mit einem beinahe kindlichen Ausdruck - Angst, Schuldgefühle und Verdruss huschten über seine fein geschnittenen Züge. »Ihr erinnert Euch an sie?«
    Flickenseels Lachen war eher ein Bellen. »Sie gehört nicht zu den Menschen, die man leicht

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