Die Gärten des Mondes
aber er spielt leider nicht gut.« Sie begann, mit dem Finger in einem ihrer Backenzähne herumzupulen.
Paran zog die Brauen hoch. »Dein Kommandeur spielt mit seinen Männern?«
»Fahrig ist Sergeant«, erklärte die Frau. »Unser Hauptmann ist tot. Wie auch immer, Igel ist nicht in unserem Trupp.« »Aha, und in welchem Trupp ist er dann?«
Die Frau grinste und schluckte hinunter, was auch immer ihr Finger freigelegt hatte. »Im Neunten.« »Wie ist dein Name, Korporal?« »Tippa, und wie is' Eurer?« »Ich bin Hauptmann Paran.«
Tippa schoss in eine sitzende Position hoch, die Augen weit aufgerissen. »Oh, Ihr seid der neue Hauptmann, der erst noch lernen muss, sein Schwert zu ziehen?«
Paran grinste. »Stimmt.«
»Habt Ihr eine Vorstellung, wie Eure Chancen im Augenblick stehen? Es sieht nicht besonders gut aus.« »Was meinst du damit?«
Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. »So wie ich es sehe«, sagte sie und ließ sich bei diesen Worten zurücksinken, bevor sie wieder die Augen schloss, »wird das erste Blut, das an Euren Händen klebt, Euer eigenes sein, Hauptmann Paran. Geht zurück nach Quon Tali, wo es sicherer ist. Na los, geht schon, die Imperatrix braucht jemanden, der ihr die Stiefel leckt.«
»Die sind sauber genug«, erwiderte Paran. Er war sich nicht sicher, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Ein Teil von ihm wollte sein Schwert ziehen und Tippa in zwei Hälften spalten, ein anderer Teil wollte lachen, und dieser Teil hatte etwas Hysterisches an sich.
Hinter ihm flog krachend die äußere Tür auf, und schwere Schritte dröhnten über die Dielen. Paran drehte sich um. Ein rotgesichtiger Sergeant, dessen Gesicht von einem gewaltigen Schnurrbart beherrscht wurde, stürmte in den Raum. Er ignorierte Paran, stellte sich vor Tippas Feldbett auf und blickte finster auf sie hinab.
»Verdammt, Tippa, du hast zu mir gesagt, Igel hätte eine Pechsträhne, und jetzt hat mich dieses krummbeinige Stück Schweinedreck fertig gemacht.«
»Igel hat eine Pechsträhne«, erwiderte Tippa, »aber du hast eine noch schlimmere. Du hast mich bloß nie danach gefragt, stimmt's? Fahrig, darf ich vorstellen, Hauptmann Paran, der neue Offizier der Neunten.«
Der Sergeant drehte sich um und starrte Paran an. »Beim Atem des Vermummten«, murmelte er und wandte sich wieder Tippa zu.
»Ich suche Elster, Sergeant«, sagte Paran leise.
Etwas im Tonfall des Hauptmanns veranlasste den Sergeanten, sich erneut umzudrehen. Er öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder, als er Parans Blick sah. »Irgendein Jüngelchen hat ihm eine Nachricht überbracht. Elster ist unterwegs. Aber ein paar von seinen Leuten sind im Astloch.«
»Danke, Sergeant.« Paran verließ mit steifen Schritten den Raum.
Fahrig stieß die Luft aus und sah Tippa an.
»Zwei Tage«, sagte sie, »dann macht ihn jemand alle. Steingesicht hat schon zwanzig darauf gewettet.«
Fahrigs Miene verhärtete sich. »Irgendetwas sagt mir, dass das verdammt schade wäre.«
Paran betrat das Astloch und blieb direkt hinter dem Eingang stehen. Der Raum war voller Soldaten, deren Stimmen wild durcheinander klangen. Nur einige wenige von ihnen trugen an ihren Uniformen das Flammenemblem der Brückenverbrenner. Die restlichen gehörten zur Zweiten Armee.
Um einen großen Tisch unter einer vorspringenden Galerie, von der im Obergeschoss einige Türen abgingen, hockten ein halbes Dutzend Brückenverbrenner und spielten Karten. Ein breitschultriger Mann, dessen schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, in den Amulette und Fetische eingeflochten waren, saß mit dem Rücken zum Raum. Er teilte mit anscheinend grenzenloser Geduld die Karten aus. Trotz des raumfüllenden Gemurmels und Gebrülls konnte Paran hören, wie der Mann mit monotoner Stimme zählte. Die anderen am Tisch überschütteten den Geber mit Flüchen, erzielten jedoch nicht die geringste Wirkung.
»Ein Barghast«, murmelte Paran, während er den Geber musterte. »Davon gibt es bei den Brückenverbrennern nur einen - das muss also der Neunte Trupp sein.« Er holte einmal tief Luft und stürzte sich in die Menge.
Als er hinter dem Barghast ankam, war sein feiner Umhang mit saurem Bier und herbem Wein getränkt, und auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. Er sah, dass der Barghast gerade mit Austeilen fertig geworden war und den Kartenstapel in die Mitte des Tisches legte. Dabei konnte man auf seinen bloßen Armen die endlosen Tätowierungen aus blauem Färberwaid
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