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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schienen darauf hinzudeuten, dass sein Thron von einem Tiste Edur okkupiert worden war...«
    »Tiste Edur?«, unterbrach ihn Flickenseel. »Wer soll das denn sein?«
    Der Magier zuckte die Schultern. »Vielleicht Cousins der Tiste Andii? Ich weiß es nicht, Zauberin.«
    Du weißt es nicht? Eigentlich sieht es so aus, als ob du verdammt viel weißt.
    Der Schnelle Ben zuckte erneut die Achseln, um seine letzten Worte zu unterstreichen, dann fügte er hinzu: »Wie auch immer, wir glauben, dass eine Verbindung zwischen Leida und dem Haus Schatten besteht.«
    Alle starrten überrascht zu Elster hinüber, als er plötzlich aufstand. »Ich bin noch nicht überzeugt«, sagte er und warf dem Schnellen Ben einen finsteren Blick zu, der Flickenseel verriet, dass es in dieser Angelegenheit schon zahllose Streitereien gegeben hatte. »Leida gefällt es zu töten, und wenn sie in der Nähe ist, ist es, als hätte man Spinnen unter dem Hemd. Ich weiß das alles, ich sehe und spüre es genauso wie ihr. Aber das bedeutet noch längst nicht, dass sie irgendeine Art Dämon ist.« Er wandte sich an Kalam. »Sie tötet genau wie du, Kalam. Ihr habt beide Eis in euren Adern. Was soll das also? Ich schaue dich an, und ich sehe einen Mann, denn Männer können so etwas tun; ich jage nicht irgendwelchen Entschuldigungen hinterher, weil es mir nicht gefällt, darüber nachzudenken, wie unangenehm wir werden können. Wir sehen Leida an und sehen Spiegelbilder von uns selbst. Soll doch der Vermummte damit fertig werden, wenn uns nicht gefällt, was wir sehen.«
    Er setzte sich genauso überraschend wieder hin, wie er aufgestanden war, und griff nach dem Weinkrug. Als er weitersprach, war seine Stimme ein wenig leiser. »Das ist jedenfalls meine Meinung. Ich bin kein Experte in Sachen Dämonen, aber ich habe genügend sterbliche Männer und Frauen wie Dämonen handeln sehen, wenn es notwendig war. Der Magier meines Trupps fürchtet sich vor einem fünfzehnjährigen Mädchen schier zu Tode. Mein Assassine greift zum Messer, wenn sie näher als zwanzig Schritte an ihn herankommt.« Er sah Flickenseel in die Augen. »Deshalb hat Locke zwei Missionen statt einer, und wenn Ihr glaubt, der Schnelle Ben und Kalam liegen mit ihrem Verdacht richtig, könnt Ihr all dem den Rücken kehren. Ich weiß, was geschieht, wenn Götter sich in einen Streit einmischen.« Die Linien um seine Augen wurden für einen Augenblick tiefer, als Erinnerungen in ihm aufzusteigen schienen. »Ich weiß es«, flüsterte er.
    Flickenseel atmete langsam aus; sie hatte die Luft angehalten, seit der Sergeant aufgesprungen war. Seine Wünsche waren ihr jetzt klar: Er wollte, dass Leida völlig menschlich wäre, dass sie einfach ein Mädchen wäre, das von einer grausamen Welt schwer gezeichnet worden war. Denn das war etwas, das er verstehen, womit er umgehen konnte. »Im Reich der Sieben Städte«, sagte sie ruhig, »erzählt man sich die Geschichte, dass Dassem Ultor, das Erste Schwert des Imperiums und der Kommandant all seiner Armeen, das Angebot eines Gottes akzeptiert hatte. Der Vermummte machte Dassem zu seinem Ritter des Todes. Dann ist etwas geschehen, etwas ist ... schief gegangen. Dassem hat den Titel zurückgegeben und dem Vermummten, dem Lord des Todes höchstpersönlich, Rache geschworen. Plötzlich haben andere Aufgestiegene damit begonnen, sich einzumischen, Geschehnisse zu manipulieren. All das hat mit Dassems Tod, und dann mit der Ermordung des Imperators, seinen Höhepunkt erreicht; die Straßen waren voller Blut, Tempel haben sich gegenseitig bekriegt, und magische Kräfte wurden entfesselt.« Sie machte eine Pause, sah, wie die Erinnerungen an jene Zeit sich auf Elsters Gesicht spiegelten. »Du warst dort.« Und du willst nicht, dass das hier und jetzt noch einmal geschieht. Du denkst, wenn du leugnen kannst, dass Leida dem Schatten dient, dann ist deine Überzeugung stark genug, um die Realität zu formen. Du musst das glauben, um nicht den Verstand zu verlieren, denn es gibt ein paar Dinge im Leben, die man nur einmal durchmachen kann. Oh, Elster, ich kann dir deine Bürde nicht leichter machen. Denn du musst wissen, ich glaube, dass Kalam und der Schnelle Ben Recht haben. »Wenn der Schatten sich des Mädchens bemächtigt hat, wird es eine Spur geben - und Locke wird sie finden.«
    »Werdet Ihr all dem jetzt den Rücken kehren?«, fragte der Sergeant.
    Flickenseel grinste. »Ich fürchte nur eine einzige Art zu sterben:
    dumm zu sterben. Daher lautet meine

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