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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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kühl.
    Blinzelnd rollte sich Paran auf den Rücken. Über ihm standen ein junger Mann und eine junge Frau, anscheinend Zwillinge. Der Mann trug weite Seidengewänder in Weiß und Gold, sein schmales Gesicht war blass und ausdruckslos. Seine Zwillingsschwester war in einen schimmernden purpurnen Kapuzenumhang gehüllt, ihr blondes Haar hatte einen Stich ins Rötliche.
    Der Mann hatte gesprochen. Er lächelte humorlos auf Paran herab. »Wir bewundern schon seit langem Euer ...« Seine Augen weiteten sich.
    »Schwert«, beendete die Frau den Satz süffisant grinsend.
    »Viel raffinierter als ... sagen wir mal eine Münze, meint Ihr nicht auch?« Das Lächeln des Mannes wurde spöttisch. »Die meisten«, sagte er, während er den Kopf drehte, um das grässliche Tor zu mustern, »machen hier nicht Halt. Man erzählt sich, dass es einst einen Kult gab, dessen Anhänger die Angewohnheit hatten, ihre Opfer im Moor zu ertränken ... Ich könnte mir vorstellen, dass der Vermummte sie ästhetisch befriedigend findet.«
    »Es ist wohl kaum eine Überraschung«, sagte die Frau gedehnt, »dass der Tod keinen Geschmack hat.«
    Paran versuchte sich aufzusetzen, aber seine Gliedmaßen weigerten sich, ihm zu gehorchen. Er ließ den Kopf zurücksinken und spürte, dass der merkwürdige Lehmboden unter seinem Gewicht nachgab. »Was ist geschehen?«, krächzte er.
    »Ihr seid ermordet worden«, sagte der Mann leichthin.
    Paran schloss die Augen. »Und warum bin ich dann noch nicht durch das Tor des Vermummten gegangen, wenn das da das ist, was ich glaube?«
    »Wir haben uns eingemischt«, sagte die Frau.
    Oponn, die Zwillinge des Zufalls. Und mein Schwert, meine noch niemals erprobte Klinge, die ich Vor Jahren erworben habe und der ich aus einer Laune heraus einen Namen gegeben habe.,. »Was will Oponn von mir?«
    »Nur dieses stolpernde, unwissende Ding, das Ihr Euer Leben nennt, mein lieber Junge. Das Ärgerliche mit den Aufgestiegenen ist, dass sie versuchen, jedes Spiel zu manipulieren. Wir hingegen erfreuen uns an der ... Ungewissheit.«
    Ein weit entferntes Heulen hing plötzlich in der Luft.
    »Uups«, sagte der Mann. »Ich würde sagen, sie kommen, um sich zu vergewissern. Wir sollten lieber gehen, Schwester. Tut mir Leid, Hauptmann, aber es sieht so aus, als würdet Ihr doch noch durch das Tor da gehen.«
    »Vielleicht«, sagte die Frau.
    »Wir waren uns einig!«, fuhr ihr Bruder sie an. »Keine Auseinandersetzung! Auseinandersetzungen sind schmutzig. Sie sind unerfreulich. Ich verabscheue verwirrende Szenen! Und außerdem halten diejenigen, die da kommen, sich nicht an Regeln.«
    »Dann tun wir das eben auch nicht«, schnappte seine Schwester. Sie wandte sich dem Tor zu, erhob ihre Stimme. »Herr des Todes! Wir wollen mit Euch sprechen, Vermummter!«
    Paran drehte den Kopf zur Seite und sah, wie eine gebeugte, hinkende Gestalt aus dem Tor trat. Die Gestalt war in Lumpen gehüllt und kam langsam näher. Paran blinzelte - eine alte Frau, ein sabberndes Kind, ein missgebildetes junges Mädchen, ein verkrüppelter Trell, ein ausgemergelter Tiste Andii - »Oh, entscheidet Euch endlich!«, sagte die Schwester.
    Die Erscheinung legte den Totenschädel schief, bleckte schmutziggelbe Zähne zu einem Grinsen. »Eine fantasielose Wahl«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Du bist nicht der Vermummte«, sagte der Bruder und machte ein finsteres Gesicht.
    Knochen bewegten knarrende Haut. »Der Herr ist beschäftigt.«
    »Beschäftigt? Es gefällt uns nicht, wenn wir beleidigt werden«, sagte die Schwester.
    Die Erscheinung gackerte, hörte dann schlagartig damit auf. »Wie bedauerlich. Ein honigsüßes vollmundiges Lachen würde mir viel besser gefallen. Ah, ja, die Antwort: auch mein Herr schätzt es nicht, wenn ihr diese natürliche Reise einer Seele unterbrecht.«
    »Er ist von der Hand eines Gottes getötet worden«, sagte die Schwester, »und das macht ihn zum Freiwild.«
    Die Kreatur grunzte, schlurfte dann nahe heran, um auf Paran herabzublicken. In den Augenhöhlen war ein schwaches Glimmen zu erkennen, als würden sich alte Perlen in den Schatten verbergen. »Was wollt Ihr von meinem Herrn, Oponn?«, fragte das Wesen, während es Paran weiter musterte.
    »Ich - nichts«, sagte der Bruder und wandte sich ab.
    »Und Ihr, Schwester?«
    »Selbst auf die Götter wartet irgendwann der Tod«, erwiderte sie. »Eine Unsicherheit, die tief in ihnen verborgen liegt.« Sie schwieg einen Moment. »Macht sie unsicher!«
    Die Kreatur gackerte

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