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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Antwort Nein.« Tapfere Worte, Seel. Diese Leute schaffen es irgendwie, meine besten - oder meinetwegen auch meine schlechtesten - Eigenschaften zum Vorschein zu bringen.
    Elsters Augen glitzerten, und er nickte. »Das war's dann also«, sagte er rau. Er lehnte sich zurück. »Was ist los mit dir, Fiedler?«, fragte er den Sappeur, der noch immer hinter ihm auf und ab ging.
    »Hab ein schlechtes Gefühl«, murmelte der Angesprochene. »Irgendwas stimmt nicht. Nicht hier bei uns, aber ganz in der Nähe. Es ist ...« Er blieb stehen und legte den Kopf schief, dann seufzte er und nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. »Ich bin nicht sicher .,.«
    Flickenseels Blicke folgten dem drahtigen kleinen Mann. War er womöglich ein Naturtalent? Besaß er etwas, das auf reinem Instinkt basierte? Das war überaus selten. »Ich glaube, du solltest auf ihn hören«, sagte sie.
    Elster warf ihr einen gequälten Blick zu.
    Kalam grinste, und ein Netz aus feinen Fältchen bildete sich um seine dunklen Augen. »Fiedler hat uns in den Tunneln das Leben gerettet«, erklärte er. »Auf Grund eines seiner schlechten Gefühle.«
    Flickenseel lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo ist Leida eigentlich gerade?«, fragte sie.
    Fiedler wirbelte herum, starrte die Zauberin aus entsetzt geweiteten Augen an. Sein Mund klappte auf und schloss sich wieder.
    Die anderen drei sprangen so hastig auf, dass die Stühle hinter ihnen umkippten.
    »Wir müssen los«, knurrte Fiedler. »Da draußen ist ein Messer, und es ist voller Blut.«
    Elster überprüfte sein Langschwert. »Kalam, zwanzig Schritt voraus.« Er blickte Flickenseel an, während der Assassine hinausschlüpfte. »Wir haben sie seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen. Das passiert oft zwischen den einzelnen Aufträgen.« Sein Gesicht wirkte abgespannt. »Es muss nicht unbedingt eine Verbindung zu dem blutigen Messer geben.«
    Aufblühende Macht erfüllte den Raum. Flickenseel wirbelte herum und sah, dass der Schnelle Ben sein Gewirr geöffnet hatte. Die Magie hatte einen fremdartigen, wirbelnden Geschmack, den sie nicht kannte; ihre Intensität erschreckte sie. Sie sah dem dunkelhäutigen Mann in die glänzenden Augen. »Ich sollte dich kennen«, flüsterte sie. »Es gibt nicht genug wahre Meister auf der Welt, als dass ich dich nicht kennen könnte. Wer bist du, Schneller Ben?« »Fertig?«, mischte Elster sich ein.
    Der Magier beantwortete Flickenseels Frage mit einem Achselzucken. Zu Elster sagte er: »Fertig.«
    Einen Augenblick später waren sie alle verschwunden. Flickenseel stellte die Stühle wieder auf und füllte ihren Becher aus dem Weinkrug. Das Hohe Haus Schatten und ein Messer im Dunkel. Ein neues Spiel hat begonnen, oder das Alte hat sich gerade gewandelt.
     
    Paran öffnete die Augen. Um ihn herum herrschte heller, heißer Sonnenschein, aber der Himmel über ihm war ... falsch. Er konnte keine Sonne sehen. Diese Helligkeit schien keine Quelle zu haben. Die Hitze legte sich mit erdrückender Schwere auf ihn.
    Ein klagender Laut erfüllte die Luft. Es war nicht der Wind, denn es gab auch keinen Wind. Er versuchte nachzudenken, sich zu erinnern, doch die Vergangenheit war leer, wie weggerissen, und nur Fragmente waren übrig geblieben: die Kajüte eines Schiffs, das Geräusch, mit dem sein Dolch wieder und wieder in einen hölzernen Pfosten fuhr, ein Mann mit vielen Ringen an den Fingern und weißem Haar, der sardonisch grinste ...
    Er rollte sich auf eine Seite, suchte nach der Quelle des klagenden Geräuschs. Vielleicht ein Dutzend Schritte von ihm entfernt, erhob sich auf der flachen Ebene, die weder aus Erde bestand noch mit Gras bewachsen war, ein Torbogen, und er führte ins ...
    Nichts. Ich habe solche Tore schon früher gesehen. Auch wenn sie nicht so groß waren wie das hier. Auch wenn sie nicht genauso ausgesehen haben wie dieses ... dieses Ding. Das Tor war in sich verdreht und ragte hoch auf, doch es war - wie er aus seiner Position von der Seite feststellte - nicht aus Stein gebaut. Körper, nackte menschliche Körper. Schnitzereien? Nein ... oh, nein. Die Gestalten bewegten sich, sie stöhnten, wanden sich auf der Stelle. Das Fleisch geschwärzt, wie nach einem Moorbad, die Augen geschlossen und die Münder zu einem endlosen leisen Stöhnen geöffnet.
    Paran mühte sich auf die Beine, stolperte, als ihn ein Schwindel überfiel, und sackte wieder zu Boden.
    »Das wirkt irgendwie unentschlossen«, sagte eine Stimme

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