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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gefegt waren. Es hatte leicht zu regnen begonnen, was dem Nachthimmel einen düstergoldenen Schimmer verlieh. Vor dem großen, weitläufigen Herrenhaus, zwei Blocks vom alten Palast entfernt, in dem ein Teil der Zweiten Quartier bezogen hatte, standen zwei in schwarze Regenumhänge gehüllte Soldaten beim Haupteingang Wache.
    »'ne verdammt elende Nacht, was?«, fragte der eine. Er zitterte.
    Der andere lehnte die Pike gegen seine linke Schulter und hustete einen Mund voll Schleim in den Rinnstein. »Das hast du nur geraten, nicht wahr?«, sagte er und wiegte dabei den Kopf. »Wenn du noch mehr von diesen glänzenden Einsichten hast und glaubst, du musst sie mir unbedingt vor die Füße werfen, dann lass hören.«
    »Was habe ich denn getan?«, fragte der erste Mann gekränkt.
    Der zweite Soldat erstarrte. »Schscht; da kommt jemand die Straße entlang.«
    Die Wachen warteten angespannt, die Hände an ihren Waffen. Eine Gestalt kam von der gegenüberliegenden Straßenseite herüber und trat ins Fackellicht.
    »Halt«, knurrte der zweite Wächter, »kommt her - aber schön langsam. Und dann erzähl uns mal, was du noch hier draußen zu suchen hast.«
    Der Mann kam ein, zwei Schritte näher heran. »Ich bin Kalam, von der Neunten der Brückenverbrenner«, sagte er ruhig.
    Die Soldaten blieben wachsam, doch der Brückenverbrenner hielt Abstand; sein dunkles Gesicht glänzte im Regen. »Was willst du hier?«, fragte der zweite Wächter.
    Kalam grunzte und schaute die Straße entlang. »Wir haben nicht damit gerechnet, zurückzukommen. Und was wir hier zu tun haben -nun, es ist besser, wenn Tayschrenn nichts davon mitbekommt. Bist du auf meiner Seite, Soldat?«
    Der Soldat grinste und spuckte noch einmal in den Rinnstein. »Kalam ... du musst Elsters Korporal sein.« Ein respektvoller Unterton schwang plötzlich in seiner Stimme mit. »Was immer du willst -du hast es schon!«
    »Verdammt richtig«, knurrte der andere Soldat. »Ich war in Nathilog, Korporal. Wenn du willst, dass wir die nächste Stunde vor lauter Regen nichts sehen können, musst du es nur sagen.«
    »Wir bringen einen Verletzten her«, sagte Kalam, »aber in eurer Schicht ist nichts passiert.«
    »Natürlich nicht, beim Tor des Vermummten«, sagte der zweite Soldat, »die war so friedlich wie die Siebte Morgendämmerung.«
    Von der Straße her erklangen Schritte. Mehrere Männer näherten sich. Kalam winkte ihnen und schlüpfte hinein, als der erste Wächter das Tor entriegelte. »Was, glaubst du, haben die vor?«, fragte er, nachdem Kalam verschwunden war.
    Der andere zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Ich hoffe nur, Tayschrenn kriegt was Hartes, Scharfes irgendwo reingeschoben -der Vermummte soll den elenden Mörder holen. Und so wie ich die Brückenverbrenner kenne, werden sie auch genau das tun.« Er verstummte, als die Gruppe beim Tor ankam. Zwei Männer, die einen Dritten mit sich schleppten. Die Augen des zweiten Wächters weiteten sich, als er die Rangabzeichen des bewusstlosen Mannes und die Blutflecken auf der Vorderseite seiner Tunika sah. »Oponns Glück«, zischte er dem Brückenverbrenner mit der fleckigen Lederkappe zu, der ihm am nächsten stand. »Das Glück, das zieht, nicht stößt«, fügte er hinzu.
    Der Brückenverbrenner warf ihm einen scharfen Blick zu. »Wenn ihr eine Frau hinter uns herkommen seht, geht ihr aus dem Weg, habt ihr verstanden?«
    »Eine Frau? Was denn für eine Frau?«
    »Sie ist in der Neunten, und sie könnte Lust haben, hier ein bisschen Blut zu vergießen«, erwiderte der Mann, während er und sein Kamerad den Hauptmann durch das Tor schafften. »Spielt bloß nicht die Helden, und legt euch mit ihr an«, sagte er über die Schulter. »Seht einfach zu, dass ihr am Leben bleibt...«
    Die beiden Wachposten starrten einander an. Der erste Wächter wollte das Tor schließen, doch sein Kamerad legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Lass es offen«, murmelte er. »Lass uns einen Platz im Schatten suchen, nicht zu weit weg, aber auch nicht zu nah.«
    »Eine höllische Nacht«, meinte der erste Soldat.
    »Du hast eine echte Begabung, das Offensichtliche auszusprechen, was?«, meinte der andere, während sie sich ein Stück vom Tor entfernten.
    Der erste Mann zuckte hilflos die Achseln, dann beeilte er sich, seinem Kameraden zu folgen.
    Flickenseel starrte lange und intensiv auf die Karte, die im Mittelpunkt des Feldes lag, das sie ausgelegt hatte. Sie hatte ein Spiralmuster gewählt und den gesamten Stapel Drachenkarten

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