Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Lavinia behandelte. Nur wenn er sie ansah, verriet er sich unbewußt. Das konnte man immer sehen, dachte Abby und versuchte sofort zu entscheiden, wann es war, daß sie in Miles Calverleighs ganz anderen Augen genau dieselbe innere Glut entdeckt hatte.

17
    Inzwischen war Mr. Stacy Calverleighs Stern ständig im Steigen, und das trotz seiner unbehaglich schrumpfenden Mittel. Er war gezwungen, seine Rechnung im Weißen Hirschen schon mehrere Wochen schuldig zu bleiben; und er wußte, daß nur seine wachsende Vertrautheit mit der reichen Mrs. Clapham den Eigentümer dieses Etablissements davor zurückhielt, anzudeuten, daß die Begleichung seiner Rechnung sehr geschätzt würde. Seine Bemühungen, die Witwe zu überreden, sich nach Leamington zurückzuziehen, waren mißlungen, und er mußte sich mit ihr in der Öffentlichkeit öfter zeigen, als klug war. Das jedoch waren kleine Übel, verglichen mit Mrs. Claphams koketter Ermutigung seiner Aufmerksamkeiten. Seine Sitzung mit Mr. James Wendover war kein Genuß gewesen, aber er hatte sie recht gut genutzt. Er hatte sich mit dem Brief, den er Fanny geschrieben hatte, große Mühe gegeben, und als seine wohlgedrechselten Phrasen poliert und das Ganze in Reinschrift übertragen war, hatte er wirklich das Gefühl, daß er sich mit seinem Verzicht auf sie so vornehm betrug, wie er es sie glauben machen wollte. Er fürchtete einigermaßen, daß sie ihm eine leidenschaftliche Antwort schicken oder ihn sogar in der Öffentlichkeit ansprechen würde, und verfluchte stumm die Hartnäckigkeit der Mrs. Clapham, die sich nicht aus Bath zurückziehen wollte. Als er keinen Brief von Fanny erhielt und ihm nur eine leichte Verneigung aus der Ferne zuteil wurde, während das übliche Verkehrsgedränge in der Cheap Street ihren Wagen aufhielt, war er der Sorge enthoben und fühlte sich frei, Mrs. Clapham einen Heiratsantrag zu machen.
    Es war ihm nie der Gedanke gekommen, daß er auf eine Ablehnung stoßen könnte, noch erschreckte ihn ihre Reaktion auf seine Schicksalsfrage.
    »Sie – heiraten?« sagte Mrs. Clapham lachend. »Ich? Heiliger Himmel, nein!«
    Er faßte das als Sprödigkeit auf und war ziemlich ungeduldig darüber, sagte jedoch in seinem einschmeichelndsten Tonfall: »Ich glaube, es war Ihre schelmische Scherzhaftigkeit, warum ich mich kopfüber in Sie verliebte. Und ich habe mich für abgebrüht gehalten!«
    Ihre nächsten Worte waren beunruhigend. »Nun, soviel man mir erzählt, waren Sie nicht so abgebrüht, daß Sie vor meiner Ankunft in Bath jenem hübschen kleinen Mädchen, das Ihnen in der Cheap Street zunickte, den Hof machten!«
    Es war die Art, wie sie das sagte, was ihn mehr als ihre Worte beunruhigte. Die Gefahr, daß sie entdeckte, wie sehr er Fanny nachgelaufen war, hatte immer bestanden, und er wußte genau, wie er mit einer solchen Situation fertig werden konnte. Auf die Veränderung in ihrer Stimme und ihrem Verhalten war er nicht vorbereitet, und sie erschreckte ihn. Er hatte bisher angenommen, sie sei eine dumme, herumflatternde kleine Naive, jetzt sah sie aber durchaus nicht naiv aus, und ihre Stimme war nicht nur entschieden schroff, sondern hatte auch etwas von ihrem wohlerzogenen Tonfall verloren. Das brachte ihn aus der Fassung, jedoch nur für den Augenblick. Er erkannte, daß sie eine Rivalin verdächtigte und eifersüchtig auf sie war. Er lachte und warf die Hände hoch. »Was – die kleine Fanny Wendover? Oh, Nancy, Nancy, Sie törichte, anbetungswürdige Hexe! Meine Liebe, wissen Sie, wie alt die Kleine ist? Siebzehn! Noch nicht aus der Schule entlassen!«
    »Um so schändlicher von Ihnen!« sagte sie.
    »Ja, sicher, wenn ich ihr wirklich den Hof gemacht hätte. Oh, diese Klatschbasen von Bath! Ich habe Sie gewarnt, wie es kommen würde. Aber ich gestehe, ich habe nicht geglaubt, daß ich in meinem Alter noch in den Verdacht gerate, hinter einem Kind herzulaufen, nur weil ich sie bemerkte und ihr einen kleinen, sehr milden Flirt gönnte!«
    Er ging zu ihrem Sessel, fiel anmutig auf ein Knie, ergriff ihre Hände und lächelte zu ihr auf. »Ich habe viele Flirts gehabt, aber bis jetzt noch keine wahre Liebe!« sagte er neckisch.
    »Nun, in mir sind Sie ihr auch nicht begegnet«, sagte Mrs. Clapham. »Auch ich habe viele Flirts gehabt, aber ich will keinen Ehemann, also können Sie lieber gleich aufhören, einen Narren aus sich zu machen. Niederknien – als spielten Sie den Romeo!«
    »Ich weiß, wie unwürdig ich Ihrer bin, aber ich wagte zu

Weitere Kostenlose Bücher