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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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– als er mir das erste Mal sagte, du solltest ans Meer, um wiederhergestellt zu werden, habe ich das bezweifelt, denn meiner Meinung nach gibt es nichts Trübsinnigeres als das Meer im November. Als er aber Exmouth vorschlug, erinnerte ich mich, wie begeistert die Trevisians von dem Ort waren – und weißt du, die waren im Dezember dort. Sie stiegen im ›Globe‹ ab, und Lady Trevisian hat Tante Selina fast überredet, hinzufahren, als sie sich im letzten Winter so schlecht fühlte. Sie sagte, sie seien dort so gemütlich wie in ihrem eigenen Heim untergebracht gewesen. Das Klima ist ebenfalls vorzüglich, und es gibt einige reizende Spazierwege dort, außer ich weiß nicht wie vielen interessanten Ausflugsmöglichkeiten. Ich habe mich schon gefragt – wenn wir versuchen wollten, wie es uns dort gefällt –, ob Mrs. Grayshott uns Lavinia überlassen würde. Glaubst du, daß sie es täte?«
    Der Köder verfing nicht. Fanny flehte heftig, nicht von Bath weggebracht zu werden. »Alle würden meinen, es sei, weil ich sitzengelassen wurde!«
    »Na«, meinte Abby trocken, »wenn ich bedenke, daß der arme Mitton erschöpft ist vor lauter Trotten zur Haustür, um Blumen und Obst und Bücher von deinem Heer von Verehrern entgegenzunehmen, mein Liebes, dann halte ich es für weitaus wahrscheinlicher, daß man der Ansicht ist, du hättest ihn sitzen gelassen!«
    Abby drängte nicht weiter, bezog jedoch einen gewissen Trost aus dem Glauben, daß Fannys Stolz einen fast ebenso schweren Schlag erhalten hatte wie ihr Herz.
    Fanny wollte brav sein, nicht bös sein, noch es zulassen, daß man ihr den großen Kummer ansah, aber obwohl sie sich sehr große Mühe gab, hie und da heiter zu erscheinen, blieb sie niedergeschlagen und bedrückt und konnte es sich, wie ihre älteste Tante, nicht versagen, ihren Kummer mit Abby zu besprechen. Diese hoffte, daß sie Fanny die Verzweiflung bald ausreden könne, hörte geduldig zu, dachte an anderes, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot, enthielt aber Fanny nie ihr Mitgefühl vor.
    Selina andererseits machte keinen Versuch, heiter zu erscheinen; da sie jedoch nach dem katastrophalen Besuch ihres Bruders drei Tage im Bett blieb und, wenn sie es verließ, über viele Schmerzen und Beschwerden klagte, so schrieben vielleicht nur Fardle und Mrs. Grimston ihre ziemlich tränenselige Verfassung etwas anderem als einer der Unpäßlichkeiten zu, die sie so häufig überfielen. Sie verbrachte den Großteil ihrer Zeit auf dem Sofa, zuckte zusammen, wenn irgendwo fern eine Tür zuschlug oder das Horn des Postmanns auf der Straße erklang; sie machte ihre vortreffliche Köchin wütend, weil sie morgens meinte, ein bestimmtes Gericht würde ihr guttun, und dann mühevoll nur drei Bissen davon aß, wenn es abends auf dem Tisch erschien; und versuchte durch jedes ihr bekannte Mittel, Abby an ihrer Seite zu halten. »Gönne mir deine Gesellschaft, solange ich mich ihrer noch erfreuen darf!« sagte sie und vergoß Tränen.
    Abbys Los zwischen Schwester und Nichte war nicht beneidenswert und hätte sie durchaus zur Verzweiflung treiben können, wäre es nicht durch Mr. Oliver Grayshott erleichtert worden. Er besuchte Fanny fast täglich mit Lavinia, um sie mit Gesellschaftsspielen zu unterhalten, wenn das Wetter ungünstig war, sie an schönen Tagen auf ihren Ausfahrten zu begleiten oder sie auf sanfte Spaziergänge in die Sydney Gardens mitzunehmen. Es war zu merken, daß sie nach diesen Besuchen immer heiterer war, und wenn Abby auch die Worte »Oliver sagt« zu fürchten begann, so hatte sie doch den Trost, daß Olivers Aussprüche sich durch Vernunft auszeichneten. Es war ein bißchen verbitternd, entdecken zu müssen, daß Fanny Olivers Rat eher als den ihren annahm – besonders dann, wenn sein Rat genau dem Abbys entsprach –, aber sie unterdrückte so unedle Gefühle. Sie fragte sich, was bei dieser engen Freundschaft wohl herauskommen würde. Fanny liebte Oliver nicht. Sie betrachtete ihn weiter als Bruder, vertraute sich ihm fast sicher an und suchte seine Führung. Abby hatte jedoch das Gefühl, daß er doch ein zu stiller Mann war, um Fanny anzusprechen. Man konnte freilich nicht wissen, ob Fannys Zuneigung in ein, zwei Jahren nicht zu Liebe werden konnte. Es ist aus vielen Fällen bekannt, daß eine lebhafte Frau ihr Glück bei einem Mann findet, der in eine etwas nüchternere Form gegossen ist als die ihre. Es bestand kein Zweifel, daß Oliver Fanny liebte, obwohl er sie genauso wie

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