Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ältlichen Verehrer abgeschüttelt hatte, ging sie zu ihr hinüber und kam einem Herrn in blauer Jacke und Angola-Kniehose zuvor, der zielbewußt auf Abby zusteuerte. Als Mrs. Grayshott es gewahrte, bat sie Abigail lachend um Entschuldigung und fügte hinzu: »Ich wollte nur, dir läge etwas an meiner Entschuldigung, Abby!«
    »Und ob! Ich möchte bei weitem lieber mit Ihnen plaudern, Ma’am, als mit Mr. Dunston. Wie geht es Ihnen? Nicht recht gut, fürchte ich – aber Sie werden mir zweifellos versichern, daß Sie sich vorzüglich fühlen. Sie haben jetzt eine sorgenvolle Zeit!«
    »Ja, aber ich weiß, falls – falls etwas geschehen wäre – etwas Schlimmes –, dann hätte ich Nachricht bekommen müssen. Also überlasse ich mich nicht der Niedergeschlagenheit und rase auch nicht mit der Post nach London, ehe mir mein Bruder nicht Nachricht schickt. Wenn das geschieht, halse ich Ihnen Lavinia auf und bin auch schon weg. Ich war Miss Wendover so dankbar, daß sie sich angeboten hat, sie in ihre Obhut zu nehmen! Aber wer es wirklich tun wird, wirst du sein. Hast du auch nichts dagegen?«
    »Meine liebe Ma’am, wie können Sie so fragen? Natürlich bin ich fürchterlich aufgeregt, wenn ich nur daran denke, daß mir eine so drückende Last aufgebürdet wird! Es ist bloße Höflichkeit, die mich zu sagen zwingt, daß ich es bezaubernd finde, mich um Lavinia zu kümmern.«
    Mrs. Grayshott lächelte und drückte Abby die Hand. »Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann. Ich glaube nicht, daß sie dir Unannehmlichkeiten machen wird. Was ich hingegen wirklich glaube – Abby, darf ich offen mit dir sprechen?«
    »Ich bitte sogar darum! Obwohl ich zu wissen glaube, woran Sie denken. Fanny?«
    Mrs. Grayshott nickte. »Also weißt du es schon! Ich bin froh, daß du heimgekommen bist. Ich war ein bißchen ängstlich. Deine Schwester ist ein liebes, gütiges Geschöpf, aber – «
    Sie zögerte, Abby jedoch sagte kühl: »Sehr richtig! Ein lieber, gütiger Schwachkopf. Sie scheint dem Zauber dieses Calverleigh erlegen zu sein.«
    »Nun ja, er – er ist wirklich sehr einnehmend«, sagte Mrs. Grayshott zögernd. »Nur hat er etwas an sich, das mir einfach nicht ganz gefällt. Es ist schwer zu erklären, weil ich keinen Grund habe, ihm abgeneigt zu sein. Außer daß – « Wieder zögerte sie, aber als Abby sie drängte, fortzufahren, sagte sie: »Abby, man kann keinem Mann einen Vorwurf daraus machen, wenn er sich in Fanny verliebt. Aber ich glaube nicht, daß ein Mann von achtbaren Grundsätzen, der so viel älter als sie ist, von ihr wünschen würde – geschweige denn, sie drängen! –, etwas zu tun, das die Leute leicht zum Schwätzen bringen kann. Seine Aufmerksamkeiten sind zu ausschließlich, um meinen altmodischen Vorstellungen zu entsprechen. Das macht mich wahrscheinlich zu einer der lächerlichen Typen von Bath. Aber du weißt, meine Liebe, wenn ein gewandter Mann von Welt ein Kind in Fannys Alter zum Gegenstand seiner Aufmerksamkeiten macht, dann ist es nicht zu verwundern, wenn sie dermaßen verwirrt wird, daß sie den Kopf verliert oder leicht zu der Überzeugung kommt, die Regeln des Benehmens, in denen sie erzogen wurde, seien altmodisch – ja sogar provinzlerisch.«
    Abby nickte. »Wie zum Beispiel die Ungehörigkeit, mit ihm in den Sydney Gardens herumzuschlendern? Sagen Sie es mir rundheraus, Ma’am! – Hat es andere – heimliche Stelldicheins gegeben?«
    »Ich fürchte, ja. Oh, nichts ernster Natur, oder was nicht allgemein bekannt wäre oder – oder daß du dem nicht schleunigst ein Ende setzen wirst. Ich hätte vielleicht nicht mit dir darüber gesprochen, wenn das alles gewesen wäre, denn es geht mich nichts an, und es liegt mir keineswegs, deine Kundschafterin zu spielen, aber ich habe einigen Grund zu glauben, daß das nicht alles ist. Ich habe Fanny viel zu gern, um nicht auf Grund gewisser Aussprüche Lavinias – die sie in aller Unschuld fallen ließ – zu fürchten, daß diese unglückliche Affäre viel ernster sein könnte, als ich das zuerst angenommen habe. Bis zu welchem Grad Lavinia Fannys Vertrauen genießt, weiß ich nicht, und ich muß gestehen, ich schrecke davor zurück, Fragen zu stellen. Sie würde mich vielleicht abwimmeln oder die Wahrheit umgehen, wenn sie meint, ich versuchte ein Geheimnis zu erfahren, das ihr anvertraut wurde. Und sie würde in Zukunft bestimmt ihre Zunge hüten, sobald sie mit mir spricht. Es mag dir närrisch erscheinen, aber es ist wirklich

Weitere Kostenlose Bücher