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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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als Kind erscheine, in welchem Licht betrachten Sie denn dann ein Mädchen von siebzehn?«
    »Oh, als Angehörige der Gattung Säuglinge.«
    Diese sorglose Antwort ließ ihr den Atem stocken. Ihre Augen blitzten. Sie fragte: »Für wie alt halten Sie eigentlich meine Nichte, bitte sehr?«
    »Da ich Ihre Nichte nie kennenlernte, habe ich keine Ahnung!«
    »Sie nie – aber – guter Gott, dann können Sie nicht Mr. Calverleigh sein! Aber als ich Sie fragte, sagten Sie, Sie seien es!«
    »Natürlich bin ich es. Sagen Sie, treibt sich vielleicht hier in Bath ein Neffe von mir herum?«
    »Neffe?! Ein – ein Mr. Stacy Calverleigh?«
    »Ja, stimmt. Ich bin sein Onkel Miles.«
    »Oh!!« brachte sie heraus und starrte ihn vollkommen konsterniert an. »Sie wollen doch nicht vielleicht sagen, daß Sie derjenige sind, der – « Sie unterbrach sich etwas verwirrt und fügte schnell hinzu: »Derjenige, der nach Indien ging?«
    Er lachte. »Ja, ich bin das schwarze Schaf der Familie.«
    Sie errötete, gab aber zur Antwort: »Das wollte ich nicht sagen!«
    »Nein? Warum nicht? Sie verletzen damit meine Gefühle nicht.«
    »So unhöflich wäre ich auch nicht. Und was das schwarze Schaf betrifft – «
    »Sobald Sie mit Calverleighs in Berührung kommen, wird eines fällig«, sagte er. »Wissen Sie, wir sind mit Wilhelm dem Eroberer nach England gekommen. Ich persönlich glaube, daß unser Ahne einer der Galgenvögel war, die er mitbrachte. In seinem Gefolge gab es ihrer jede Menge.«
    Sie brach in entzücktes Gelächter aus. »O nein, wirklich? Das wußte ich nicht – aber ich habe auch noch nie jemanden behaupten gehört, daß er einen Galgenvogel als Ahnen für sich in Anspruch genommen hätte!«
    »Nein, vermutlich tut es niemand. Ich jedenfalls bin auch noch nie einem von uns Burschen, ›die wir ohnehin schon mit dem Eroberer herübergekommen sind‹, begegnet, der nicht mit Zähnen und Klauen daran festgehalten hätte, daß sein Ahne ein normannischer Baron gewesen sei. Viel wahrscheinlicher ist es, daß er zum Abschaum Europas gehört. So setzen Sie sich doch endlich!«
    Abby wußte, daß es sich in diesem Punkt für sie ziemte, von Mr. Miles Calverleigh höflich Abschied zu nehmen. Sie setzte sich und beschwichtigte ihr Gewissen mit einem Happen Hoffnung, daß ihr Mr. Miles Calverleigh vielleicht helfen könnte, die Ränke seines Neffen zu vereiteln. Sie wählte einen der hochlehnigen Stühle, die um den Tisch standen, und sah zu, wie Miles Calverleigh seine langen Glieder in einem zweiten, im rechten Winkel zu dem ihren stehenden Stuhl unterbrachte. Seine Haltung war ebenso nachlässig wie seine Rede, denn er kreuzte die Beine an den Fesseln, vergrub eine Hand in der Tasche und legte den anderen Arm lang ausgestreckt auf den Tisch. Er schien wenig Rücksicht auf die Regeln guten Benehmens zu nehmen. Obwohl man Abby diese Regeln von früh auf tief eingeprägt hatte, war sie weniger schockiert, als vielmehr amüsiert. Ihre ausdrucksvollen Augen zwinkerten gewinnend, als sie sagte: »Darf ich offen mit Ihnen reden, Sir? Über Ihren Neffen? Ich möchte Sie nicht beleidigen, aber ich glaube, das schwarze Schaf Ihrer Familie ist weit eher er als Sie.«
    »Oh, das glaube ich keineswegs«, antwortete er. »Er scheint mir eher ein Schnapsbruder zu sein, wenn er sich an ein Mädchen heranmacht, das noch acht Jahre lang nicht in den Genuß seiner Erbschaft kommen wird.«
    »Ich habe allen Grund zu glauben«, sagte Abby frostig, »daß meine Nichte nicht die erste Erbin ist, an die er sich – wie Sie es formulieren –, heranmacht!«
    »Nun, wenn er auf eine reiche Frau aus ist, dann vermute ich, daß sie wirklich nicht die erste ist.«
    Ihre Finger strafften sich um den Griff ihres Sonnenschirms. »Mr. Calverleigh, ich habe Ihren Neffen noch nicht persönlich kennengelernt. Er ist nach Bath gekommen, während ich zu Besuch bei meiner Schwester war, und er wurde noch vor meiner Rückkehr, wie man mir erzählte, in geschäftlichen Angelegenheiten nach London gerufen. Ich hoffe nur, er ist zu der Einsicht gekommen, daß seine Werbung aussichtslos ist, und kehrt nicht mehr zurück. Aber Ihre Anwesenheit in Bath macht diese Hoffnung zunichte, denn ich nehme an, Sie sind in der Absicht gekommen, ihn hier zu besuchen.«
    »O nein!« versicherte er. »Wer hat Ihnen denn das in den Kopf gesetzt?«
    Sie blinzelte. »Ich habe angenommen – nun, natürlich habe ich angenommen, daß Sie auf der Suche nach ihm hergekommen seien. Ich meine –

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