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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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fiel es nicht ganz glücklich aus, denn sie rief: »Dann habe ich also recht gehabt! Und Sie waren es!«
    Mit allem Anschein des Vergnügens erwiderte er sofort: »Solange ich nicht weiß, was dieses ›es‹ bedeutet, halte ich mit meiner Verteidigung zurück.«
    »Das Skelett im Familienschrank! Nur habe ich Selina gesagt, es würde sich herausstellen, daß es bloß das Skelett einer Maus sein wird!«
    »Da haben Sie sich aber geirrt! Das Skelett eines schwarzen Schafs, wenn Sie wollen, aber sicher nicht das einer Maus – nicht einmal einer schwarzen Maus!«
    Ihre Stimme zitterte vor verhaltenem Gelächter. »Nein, wirklich! Wie – wie schrecklich! Aber wie – wann – o bitte, erzählen Sie es mir doch!«
    »Sie schockieren mich, Miss Abigail Wendover! – Wissen Sie, mir gefällt einfach dieser Name. – Wer bin ich schon, daß ich das Geheimnis enthüllen dürfte, das so sorgfältig gewahrt wurde?«
    »Das Skelett, selbstverständlich.«
    »Aber Skelette reden doch nicht«, erklärte er.
    Mit ihren Gedanken beschäftigt, beachtete sie das nicht, sondern sagte plötzlich: »Deshalb also ist James derart wütend geworden! Das ist wieder einmal echt James, daß er mir nicht die Wahrheit gesagt hat!«
    »James wie er leibt und lebt!«
    »Aber warum hat nicht wenigstens George – nein, Sie können sich darauf verlassen, der hatte ebenfalls keine Ahnung! Denn Mary wußte nichts, obwohl sie, wie ich, immer den Verdacht hatte, daß es irgend etwas um Celia gab, das geheimgehalten wurde. Ob es wohl Selina weiß? Nicht das Ganze, natürlich, denn sonst hätte sie doch nie Ihren Neffen in seiner Werbung ermutigt, nicht?«
    »O nein! Selina nicht, und sehr wahrscheinlich auch Mary nicht, aber bei George ist es meinem Gefühl nach anders. Klären Sie mich doch bitte auf! Wer sind denn diese Leute?«
    Sie blinzelte. »Wer -? O Verzeihung! Ich habe so dumm wie möglich dahingeplaudert! Selbstgespräche. Selina ist meine älteste Schwester, wir leben zusammen am Sydney Place; Mary ist meine nächstältere Schwester – im Alter mir die nächste, meine ich; und George Brede ist ihr Gatte. Aber das ist ja alles egal! Wann sind Sie eigentlich mit Celia durchgebrannt?«
    »Als sie sich mit Rowland verlobte«, antwortete er, ganz so, als sei das selbstverständlich gewesen.
    »Guter Gott! Wollen Sie damit sagen, daß Sie sie entführt haben?« fragte sie atemlos.
    »Nein, ich kann mich nicht erinnern, daß ich je eine Frau entführt hätte«, antwortete er nachdenklich. »Praktisch bin ich dessen sogar sicher. Wissen Sie, eine widerspenstige Braut wäre etwas Teuflisches.«
    »Na, das ist genau das, was auch ich immer gemeint habe!« rief sie aus, erfreut darüber, daß jemand ihre Meinung teilte. »Wann immer ich darüber las, in irgendeinem Kitschroman, meine ich. Wenn natürlich die Heldin eine reiche Erbin ist, dann ist es verständlich, aber – oh!« Ihre Stimme klang bestürzt; peinlich entsetzt stammelte sie: »Verzeihung! Ich kann mir nicht denken, was mich dazu gebracht hat, zu sagen – «
    »Macht nichts«, versicherte er gütig. »Eine ganz selbstverständliche Bemerkung!«
    »Wollen Sie mir erzählen, das sei der Grund gewesen, warum Sie -Sie mit Celia durchgebrannt sind?« fragte sie ungläubig.
    »Nun – nein. Aber Sie müssen bedenken, daß ich damals sehr jung war. Halbwüchsige haben selten einen Blick für die wichtigste Chance. Es war alles um der Liebe willen – alles oder nichts. Wir haben uns leidenschaftlich ineinander verliebt – oder glaubten es jedenfalls. Wissen Sie, es war eine verdammt klägliche Geschichte! Reden wir von etwas anderem.«
    »Ich halte es für eine traurige Geschichte. Aber ich verstehe nicht ganz, wie es zuging, daß Celia sich mit meinem Bruder verlobte, wenn sie Sie liebte?«
    »Nein? Das sollten Sie aber verstehen! Haben Sie Morval gekannt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht habe ich ihn gesehen, aber ich erinnere mich nicht an ihn. Ich war damals ein kleines Kind. Ich weiß, daß er einer der besten Freunde meines Vaters war.«
    »Dann müßten Sie imstande sein, sich ein ziemlich genaues Bild von ihm zu machen. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Die Verbindung wurde zwischen ihnen beiden ausgemacht. Celia wurde verboten, mir je wieder auch nur mehr als eine gewöhnliche Verbeugung im Vorbeigehen zu gönnen – wohlgemerkt, ich war überhaupt keine passende Partie – und sie erhielt den Befehl, Rowlands Antrag anzunehmen.«
    »Ich verstehe, daß sie sich

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