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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Forschungseinrichtungen und andere Institutionen, deren Arbeit an das Faktum der Evolution geknüpft ist, auf die Barrikaden gehen. Millionen und Abermillionen an Fördermitteln werden von den Kreationisten so einfach in Frage gestellt. Wie Sie sehen, hängen auch wir indirekt an diesem Tropf.«
    »Auf die Gefahr, mich zu wiederholen, Martin: Alex Daniels ist keine Kreationistin, und sie kann auch keine Gegnerin von Forschung und Wissenschaft sein, weil sie mir selbst unablässig wissenschaftliche Ergebnisse um die Ohren schlägt. Ich glaube, sie will die Menschen nur anregen, die Ziele der Forschung zu hinterfragen.«
    »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dieses ungezogene Kind, das die renommiertesten Wissenschaftler unseres Planeten pausenlos vors Schienenbein tritt, hat Sie längst eingewickelt? Ich schätze Sie, Darwin. Deshalb hören Sie auf meinen Rat: Konzentrieren Sie sich auf die Einbrüche. Und torpedieren Sie nicht die Firma, indem Sie Daniels Schützenhilfe geben.«
    Der ernste Ton in Cadwells Hinweis war nicht zu überhören. Allmählich bekam Darwin ein Gefühl für die Situation, vor der Alex ihn gewarnt hatte. So ruhig wie möglich erwiderte er: »Wie lauten Ihre Anweisungen, Sir?«
    »Solange der Name Alex Daniels mit dem von ArtCare in einem Atemzug genannt wird, will ich keine antiwissenschaftlichen Artikel mehr sehen.«
    Selten hatte Darwin seinen Chef dermaßen verärgert erlebt. Um die Atmosphäre zu beruhigen, sagte er: »Ich werde mit ihr sprechen. Aber sie braucht in ihren Artikeln nur von › der Versicherung ‹ zu sprechen, und uns sind die Hände gebunden. Die Leute werden trotzdem wissen, wen sie meint.«
    »Seien Sie überzeugend, Darwin. Bringen Sie unseren Standpunkt unmissverständlich rüber. Das hat allerhöchste Priorität. Schon morgen werden, wie ich erfahren habe, die Times und der North London Herald zum Gegenangriff blasen. Einige namhafte Biologen und Paläontologen werden Daniels’ Hirngespinste als gefährliche Volksverdummung brandmarken. In den Artikeln soll auch der Name des Art Care- Chefermittlers auftauchen.«
    Cadwell legte seine braunfleckige Hand auf den Tisch und beugte sich vor. Seine verschiedenfarbigen Augen fixierten den Detektiv. »Darwin«, sagte er mit großer Eindringlichkeit, »die Einbrüche bereiten uns schon genug Probleme. Wir können uns keine Schmutzkampagne gegen ArtCare leisten. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
    Darwins Kiefer mahlten, während er Cadwells Blick standhielt. Auf seiner Zunge lag eine zornige Erwiderung. Eine Schmutzkampagne? Alex sollte den Stempel der radikalen Spinnerin aufgedrückt bekommen. Auffälligerweise hatte Cadwell nichts von einem Gegenbeweis der »namhaften Biologen und Paläontologen« erwähnt, die sich offenbar zu Verteidigern der Wissenschaft berufen sahen. Vermutlich würden sie sich auf diffamierende Polemik verlegen, die gegen Personen gerichtet war, statt sich auf Argumente einzulassen.
    »Worüber denken Sie nach?«, fragte Cadwell.
    »Darüber, wie wir diese ganze Angelegenheit auf eine sachliche Ebene herunterziehen können.«
    »Hier geht es um Geld, Darwin. Um Profite. Lassen Sie sich von niemandem einreden, dieses Thema könne man ohne Emotionen angehen. Wenn auch nur die geringste Gefahr besteht, jemandem könnten die Pfründe weggenommen werden, dann kochen die Gefühle hoch. Genau das erleben wir im Moment. Kann ich mich noch auf Sie verlassen, Darwin?«
    »Ja, Sir«, knirschte der Gefragte.
    »Gut.« Cadwell lächelte auf eine irgendwie beunruhigende Art und präzisierte: »Gut für uns beide. Denn wenn ArtCare weiter als Hort der Einfältigkeit durch die Medien geistert, dann müsste ich mich gezwungen sehen, etwas dagegen zu unternehmen. Sie wissen doch, was man unter einem Bauernopfer versteht, nicht wahr?«
    Die Tür fiel heftiger ins Schloss als nötig. Darwin ließ sich in seinen Bürosessel fallen. Verdrießlich starrte er auf den leeren Computermonitor. Bauernopfer. Wenn das keine Drohung war!
    Es dauerte einige Zeit, bis er es schaffte, seine Gedanken zu ordnen. Er sollte Alex anrufen, um ihr die von Cadwell verkündete »Richtlinie für Öffentlichkeitsarbeit« schonend beizubringen. Außerdem würde sie interessieren, was er über den fischenden Militärarzt herausgefunden hatte. Darwin wählte Lucys Nummer.
    Der Anschluss war besetzt.
    Mit wem telefonierte Alex? Sie wusste doch, wie riskant… Vermutlich hat Lucy sie angerufen, beruhigte er sich und ließ sich in die

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