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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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müde, während sie nickte. Mikael war klar, daß sie nur aus Höflichkeit zuhörte, doch andererseits war es schon so lange her, daß er sich überhaupt mit ihr hatte unterhalten können, daß er jetzt den Gedanken, sie könnte wieder gehen, nicht ertragen konnte. Deshalb redete er weiter.
    »Nur bestimmte Meas führten zu Gott, erinnerst du dich, Mama? Großvater sagte, unsere Vorfahren hätten experimentieren müssen, um die richtigen herauszufinden.«
    »Und es gab nur vierzig.«
    Mikael nickte heftig.
    »Aber was hat das jetzt mit uns zu tun?«
    »Verstehst du denn nicht?« rief er aufgeregt. »Großvater hat gesagt, Aktariel würde die Magistraten beherrschen. Wenn das stimmt, dann besitzt er die Meas, die sich in dem Loch in Palaia befinden, aber …«
    »Aber unseres hatte er nicht, meinst du?«
    »Deshalb ist er gekommen und hat es gestohlen! Und wenn er die Meas zurück in den Himmel wirft, kann er wieder durch jede Tür im Netz gehen.«
    »Ja, Mikael, ich verstehe.« Sie schenkte ihm ein Lächeln und wickelte die Decken fester um ihn. »Jetzt mußt du aber schlafen, ja?«
    »Aber Mama …«
    »Es ist schon spät, mein Junge. Und ich muß auch ins Bett. Morgen habe ich eine Besprechung mit Colonel Silbersay in Capitol.«
    »Wirst du ihn bitten, uns nichts zu tun?«
    »Ja, das und noch ein paar andere Dinge.«
    Er reckte sich, um ihr rasch über das Haar zu streichen. »Ich liebe dich, Mama.«
    »Ich liebe dich auch, Mikael. Mehr als alles auf der Welt.«
    Mikael drehte sich auf die Seite und schloß gehorsam die Augen. Wenig später hörte er, wie sie aufstand und auf Zehenspitzen zur Kerze schlich und sie löschte, bevor sie das Zimmer verließ. Mikael schlug die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Er dachte an Indras Netz und die glitzernden Meas, die den Himmel wie winzige Sterne erfüllt hatten.
    »Aktariel ist der Dieb, Mama«, flüsterte er. »Wenn er alle Meas besitzt, die zu Gott führen, kann er vielleicht alle Tore schließen. Dann kann er den Menschen erzählen, was er will, und niemand wird mehr in der Lage sein, Gott zu fragen, ob seine Geschichten wahr sind.«
    Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte ihn. Ängstlich schaute er zum Himmel empor. »Epagael? Was wirst du tun, wenn dich niemand mehr besuchen kommt? Wirst du einsam sein?«
    In den vergangenen Wochen hatte er sich sehr einsam gefühlt und sich oft in den Schlaf geweint. Deshalb schmerzte ihn die Vorstellung, jemand anderem könnte es auch so gehen. Insbesondere Gott. Gott hatte schon genug andere Probleme. Er mußte sich um das ganze Universum kümmern. Er durfte dabei nicht auch noch einsam sein.
    Mikael blinzelte in die schwarze Nacht. Sein Nacken kribbelte, und er schauderte. Rief Gott wieder? Rief er und rief – und niemand im Universum konnte ihm antworten?
    Tränen traten ihm in die Augen. »Was wirst du tun, Gott? Ich fürchte mich.«

 
KAPITEL

27
     
     
    Der Wind heulte um den Palast, drang durch Ritzen neben den Fenstern ins Innere und ließ Rachel frösteln. Sie ging langsam durch die Marmorgänge und bewunderte den goldenen Glanz der mit Stickereien reich verzierten Teppiche. Warum waren die Flure dieses Stockwerks stets verlassen? War es den Dienern verboten, bestimmte Bereiche des Gebäudes zu betreten? Oder galt das nur für die Privatgemächer des Mashiah?
    Ihre Schritte hallten hohl wider, als sie vom Teppich auf den Steinboden trat und um eine Ecke ging. Vor ihr erstreckte sich ein langer, von flackernden Lampen hell erleuchteter Gang. Heiligenstatuen aus Achat säumten die Wände und blickten mit steinernen Augen auf sie herab.
    Rachel blieb stehen und holte tief Luft. Hinter der goldschimmernden Tür am Ende des Gangs befanden sich Adoms Schlafräume. Komm zum Abendessen zu mir, hatte er sie eingeladen. Wir können uns über Milcom und Horeb unterhalten.
    »Milcom und Horeb«, flüsterte sie leise. War das alles, was er heute nacht von ihr wollte? Sie dachte an die Ausstattung ihres eigenen Zimmers, das er für sie hatte vorbereiten lassen. Mit den prächtigen Gewändern, parfümierten Seifen und juwelenbesetzten Kämmen und Bürsten erweckte es den Eindruck, sie solle dort seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend ausstaffiert werden. Und sie hatte das Spiel wie eine professionelle Kurtisane mitgemacht und ihm zu Gefallen ein prachtvolles, flammendrotes Gewand angelegt und ihr bis zu den Hüften herabwallendes rabenschwarzes Haar mit funkelnden Brillanten geschmückt.
    »Und wenn er mehr will als nur

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