Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Händen berühren«, erklärte er, wirkte dabei allerdings etwas unsicher. »Jedenfalls glaube ich, daß du es nicht darfst. Zumindest hat man mir gesagt, daß ich es nicht darf.«
»Und warum darf ich es nicht mit den Händen berühren?«
»Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
»Warum ist es so hell?« Sie warf einen Blick auf das Artefakt, das auf ihrer olivfarbenen Haut ruhte und von Sekunde zu Sekunde heller strahlte. Es erschien ihr fast wie ein lebendiges Wesen, das sich von ihrer Energie ernährte.
»Ich … als ich es getragen habe, hat es nicht so reagiert. Vielleicht hat es eine besondere Affinität zu dir.«
»Möglicherweise mag es Frauen, die aus dem Hause Ephraim stammen.«
»Du stammst von diesem Hause ab?«
»Jedenfalls hat mein Vater das immer behauptet. Allerdings habe ich nie so recht daran geglaubt.«
»Nun, vielleicht ist das der Grund, warum der Globus so aufleuchtet, wenn du ihn trägst.«
»Ich bin nicht ganz sicher, ob mir das gefällt.«
»Oh, mach dir keine Sorgen. Es wird dir bestimmt nicht schaden. Mil … Du hättest es nicht bekommen, wenn es nicht sicher wäre.«
»Mil …? Milcom, was?«
Seine Wangen röteten sich, als würde er sich selbst dafür tadeln, daß ihm das Geheimnis entschlüpft war. »Was ich eigentlich sagen wollte, ist, daß Gott über uns wacht. Ich bin sicher, er würde nicht zulassen, daß irgend etwas dir Schaden zufügt.«
»Ich traue den Göttern nicht besonders. Und schon gar nicht, wenn es darum geht, mich vor Schaden zu bewahren.«
»Gott liebt uns, Rachel. Er verbringt sehr viel Zeit damit, durchs Universum zu reisen, um unsere Zukunft zu sichern.«
»Tatsächlich?«
»O ja. Jedesmal, wenn ich ihn in letzter Zeit gesehen habe, wirkte er völlig erschöpft.«
»Er kommt in physischer Gestalt zu dir?«
»Normalerweise. Manchmal höre ich aber auch nur seine Stimme oder spüre seine Macht.«
»Wie sieht er aus?«
Adom hob den Kopf und blickte zu dem Fresko an der Decke. Rachel folgte seinem Blick zu dem kristallenen Gott, der durch die Schwärze das Alls schwebte. Winzige Lichtfunken bildeten eine Art schimmerndes Netz um ihn herum.
»So?«
Er nickte und seufzte schwer, als hätte Milcoms Abbild ihn zutiefst berührt.
»Wie oft kommt er zu dir?«
»Nicht mehr so oft wie früher. Er ist sehr beschäftigt, mußt du wissen.« Die Linien in seinem Gesicht vertieften sich, als spiegelten sie einen inneren Kampf wider. Schließlich richtete er sich auf und erklärte: »Rachel, ich muß dir etwas sagen.«
»Über die Halskette?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Milcom hat mich letzte Nacht besucht.« Er spielte nervös mit seinem Weinglas.
»Was hat er gesagt?«
»Er meinte, ich dürfte dich nicht mehr in die Höhlen der Wüstenväter zurückkehren lassen – nie mehr.«
Sie krümmte sich zusammen, als hätte ihr jemand ein glühendes Eisen in den Magen gebohrt. Er wußte über die Wüstenväter Bescheid? Wußte er, daß sie dort gewesen war? Und was wußte er sonst noch? Daß sie vorhatten, seine Regierung zu stürzen? Und daß sie ihn …? Sie umklammerte ihren Weinkelch, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. »Warum?«
»Weil du dort in Gefahr bist. Ich … ich weiß nicht genau, um was für eine Gefahr es sich handelt. Er hat es mir nicht gesagt. Aber er hat befohlen, dich hier zu behalten, bis er zu dir kommt.«
»Zu mir kommt?«
»Er sagte, wenn es an der Zeit wäre, würde er dir den Weg zum Fluß des Feuers zeigen.« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Weißt du, wo das ist?«
»Nein.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Er wird es dir zeigen. Er hat mir schon viele Orte und Dinge gezeigt, die ich nie für möglich gehalten hätte.«
Sie nickte kurz und bemühte sich verzweifelt, gleichmäßig zu atmen. Ein Fluß aus Feuer und ein blauer Globus, der von irgendeiner mysteriösen Energiequelle gespeist wurde? »Adom, was weißt du über die Wüstenväter?«
Er zuckte desinteressiert die Achseln. »Ach, nicht viel. Nur daß sie Teil einer geheimen religiösen Sekte sind und sich in den Höhlen unter der Wüste verbergen.«
»Kennst du dort jemanden?« Sie versuchte, beiläufig zu klingen, war sich aber nicht sicher, ob es ihr gelang.
»Nein, nicht direkt. Zumindest glaube ich das nicht. Manchmal kommt allerdings einer der Mönche in den Palast …«
»Weshalb?« Panik drohte sie zu überfluten. Wußte Jeremiel, daß jemand unter den Wüstenvätern Verbindung zum Palast hatte?
»Meist kommt er, um einige unserer Diener zu
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