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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hinzufügte? Eine mikrobiologische Metamorphose geschah. Die frische Milch nahm die Rückstände in sich auf, eine progressive Reduplikation setzte ein, deren Tempo immer weiter zunahm, bis schließlich alles verdorben war.
    »Herr«, sagte Zadok sanft und schaute zu Michaels strahlendem Gesicht auf, »versuchst du mir zu sagen, daß das Reshimu sich so verhält wie der Rückstand der Milch? Daß es ohne die Fülle Gottes sauer geworden ist? Und als Epagael die Teile seines Selbst in den kosmischen Wirbel …«
    »Ich lasse das als Antwort gelten, Zadok!« unterbrach Michael ihn und schaute vorsichtig zum sternenübersäten Himmel hinauf, als rechne er mit Lauschern. »Und jetzt erhebe dich, Patriarch, und lauf, so schnell dich deine menschlichen Beine tragen können.« Er hob den Arm und deutete auf den dunklen Pfad zwischen den Säulen.
    Zadok stand auf, lief durch das Tor und eilte zu den sieben kristallenen Palästen Gottes, während ihm das Herz schwer in der Brust schlug.

 
KAPITEL

30
     
     
    Yosef rückte seine Brille zurecht und spähte auf den leeren dunklen Flur hinaus, wo Ari hinter einer Statue in Deckung gegangen war. Sein alter Freund stand groß und dürr in einem silbernen Strahl des Mondlichts. Er trug eine schwarze Seidenrobe, die seine knochige Statur und das graue Haar besonders betonte.
    Yosef schaute sich vorsichtig um und flüsterte: »Überlaß mir die Führung!«
    »Du bist zu langsam«, zischte Ari zurück. Er schoß hinter der Statue hervor und eilte den Flur entlang.
    Yosef preßte mißbilligend die Lippen zusammen und beobachtete, wie die schattenhafte Gestalt seines Freundes sich ungeschickt zwischen den verschiedenen Hindernissen hindurchwand. »Wenn du nicht langsamer machst, wirst du noch …«
    Ein dumpfer Schlag ertönte, gefolgt von einem lauten Stöhnen. Yo sah, wie Ari über den Flur taumelte. Die Vase, die oben auf der Säule gestanden hatte, gegen die er gerannt war, wackelte und stürzte mit einem Krachen zu Boden. »Verdammter Mist«, fluchte Ari.
    »Hast du die Vase zerbrochen?«
    »Vergiß die Vase. Mach dir lieber Sorgen um mein Gehirn. Ich habe mir den Schädel eingeschlagen.«
    »Agnes hat mir erzählt, das wäre der einzige Teil deines Körpers, der noch hart bleibt. Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen.«
    »Du darfst nicht alles glauben, was das alte Mädchen so von sich gibt. Sie kennt nicht einmal den Unterschied …«
    »Das ist doch der Beweis! Ich weiß gar nicht, warum ich dich überall mit hinnehme. Du hast genug Lärm gemacht, um Tote zu erwecken!« Yosef eilte über den Flur, schnappte Aris Arm und zog ihn grob mit sich.
    »Wir bringen uns noch selbst um, wenn wir versuchen, diesen versperrten Raum in der Dunkelheit zu finden. Warum suchen wir nicht einfach tagsüber danach?«
    Yosef stöhnte. »Du Ochse. Das Dienstmädchen hat gesagt, das wäre der private ›Raum des Schreckens‹ des Ratsherrn.«
    »Ich bin ja nicht blöd«, gab Ari zurück. »Mir ist auch klar, daß wir tot sind, wenn Ornias uns dabei erwischt, wie wir in das Zimmer einzudringen versuchen.«
    Yosef schaute verdutzt drein. »Einen Moment mal. Ich habe nichts davon gesagt, daß wir dort einzudringen versuchen.«
    »Ach?«
    »Ach? Was meinst du mit ach? Ich dachte, wir gehen nur dorthin, um an der Tür zu lauschen.«
    »Jetzt spiel hier nicht den Trottel. Wenn wir schon Kopf und Kragen riskieren, indem wir überhaupt dorthin gehen, dann können wir genauso gut herauszufinden versuchen, was da drinnen vor sich geht.«
    »Aber wenn wir uns an der Tür zu schaffen machen, wird uns bestimmt jemand hören, und dann schnappen sie uns.«
    »Was ist denn los mit dir?« stöhnte Ari und hinkte wie ein großer, unbeholfener Storch den Flur entlang, wobei er beide Arme ausstreckte, um das Gleichgewicht zu halten. Yosef folgte ihn seufzend. »Wenn dieser häßliche Ratsherr den Raum die ganze Zeit über verschlossen hält und jedem verbietet, auch nur in die Nähe zu kommen, dann versteckt er auch etwas Wichtiges dort.«
    »Darüber bin ich mir durchaus im klaren, du alter Trottel. Was glaubst du, warum ich vorgeschlagen habe, uns dort umzusehen?«
    »Ich dachte, du hättest es vorgeschlagen, weil du vermutest, daß jemand dort drin ist. Stimmt das nicht?«
    Beide blieben am oberen Ende einer Treppe stehen und spähten vorsichtig die abwärts führende Spirale hinab. »Sicher, das stimmt schon. Aber ich dachte, wir sollten erst einmal sehen, was wir durch Lauschen herausfinden können, bevor wir

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