Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
Onkel Mark brüllten sich vor der Tür gegenseitig an. So ging das jetzt schon seit Stunden. Angefangen hatte alles kurz nach dem Abendessen, als sein Onkel hereingestürmt war und flüsternd auf seine Mutter eingeredet hatte.
    »Verdammt, Sarah!« rief der Onkel. »Sie haben dich hereingelegt! All diese ganzen diplomatischen Feilschereien dienten nur dazu, ihnen Zeit zu verschaffen, damit sie Bogomil herholen konnten!«
    »Aber wir können auch nicht einfach hingehen und ihren wichtigsten Stützpunkt sprengen, Mark. Eine derartige Aktion läßt ihnen doch überhaupt keine Wahl mehr!«
    Mikael umklammerte seine zitternden Knie. Keine Wahl mehr, sie zu töten?
    Sein Onkel schlug wütend gegen die Wand. »Sarah, bitte! Zwing mich nicht, mich gegen dich zu stellen. Das würde nur das Volk spalten! Und wir brauchen jetzt Einigkeit, wenn wir überleben wollen.«
    »Glaubst du, das weiß ich nicht? Genau deshalb habe ich doch weiterhin mit Silbersay geredet. Ich wollte ihn im Auge behalten.«
    »Dieser Mann belügt dich, und du merkst es nicht! Was glaubst du denn, warum Bogomil hier ist? Um über das Wetter auf Kayan zu plaudern? Silbersay hat ihn gerufen!«
    Sarah wischte sich die schweißnassen Hände an ihrem Rock ab. »Tatsache ist, daß wir nicht wissen, weshalb er hier ist. Gib mir noch einen Tag, Mark. Laß mich zu Silbersay gehen und ihn fragen.«
    Onkel Mark richtete sich auf und holte tief Luft. »In Ordnung, Sarah. Einen Tag, aber mehr auch nicht. Hast du verstanden? Danach übernehme ich die Kontrolle und vereinige unsere Streitkräfte mit den Rebellen in der Wüste. Bei Gott, wir werden dafür sorgen, daß sie es bedauern, jemals einen Fuß auf Kayan gesetzt zu haben!«
    »Du würdest gegen meinen Willen gehen? Und die gamantische Tradition mißachten?«
    »Um unser Überleben zu sichern? Zum Teufel, ja!«
    Ihre Stimme überschlug sich. »Du und deinesgleichen werden der Tod von uns allen sein, Mark.«
    »Vielleicht. Aber wir rennen ihnen wenigstens nicht auch noch wie Schafe in die Arme, so wie du es dir vorstellst. Wir werden kämpfend sterben. Dein Vater hat gekämpft, Sarah! Warum tust du das nicht auch?« Er drehte sich um und stapfte davon.
    Mikael blinzelte seine Tränen zurück. Seine Mutter stand mit geballten Fäusten und gesenktem Kopf da.
    »Mama«, sagte er sanft. »Mama, nicht weinen.«
    »Geh in dein Zimmer, Mikael.«
    Ein Scheit zerbarst krachend im Kamin. »Mama? Laß uns kämpfen, so wie Onkel Mark sagt. Du und ich. Zusammen könnten wir eine neue gamantische Revolte anführen und die Magistraten töten. Dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr darüber zu machen, daß sie kommen und uns grundlos angreifen.«
    »Ich habe gesagt, geh auf dein Zimmer!«
    Sein Mund zitterte und Tränen schossen ihm in die Augen. So schnell er konnte, lief er durch die Höhle zu seinem Zimmer. Dort warf er sich aufs Bett und zog sich das Kissen über den Kopf, um sein Schluchzen zu ersticken.
    Wenn er nur das Mea hätte, könnte er zu Gott gehen und ihn fragen, was er tun sollte. Eines Tages … eines Tages würde er das tun. Und Gott würde ihm in einem Wirbelsturm Schiffe senden, so wie er es bei Jekutiel getan hatte. Und Mikael würde jeden töten, der seiner Mutter jemals wehgetan hatte.
     
    Adom erwachte plötzlich mitten in der Nacht. Rachel lag in seinem Arm; und ihr Haar bedeckte das Kissen wie ein schwarzer Schleier. Das Mondlicht ließ das Fresko an der Decke leuchten, wo Milcom zwischen den Sternen schwebte.
    Warum war er aufgewacht? Gähnend ließ er den Blick durch den Raum streifen und schaute durch das Fenster auf die schwarzen Silhouetten der Berge. Sein Blick kehrte zu Rachel zurück. Sie lag auf dem Bauch, und die olivfarbene Haut ihres Rückens schimmerte. Ornias hatte seine Gefühle als »jugendliche Schwärmerei« bezeichnet. Stimmte das? Adom wußte es nicht, und es war ihm auch egal. Was zählte, war allein, daß Rachel seine Gefühle offenbar teilte.
    Er überlegte noch, ob er Rachel aufwecken sollte, als ein Zischen erklang und seine Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster lenkte. Ein schwarzer, wirbelnder Vortex zeichnete sich vor dem Mond ab. Adoms Muskeln spannten sich. Unzweifelhaft war er aufgewacht, weil Milcom ihn gerufen hatte. Sanft zog er seinen Arm unter Rachels Körper hervor und setzte sich auf.
    Einen Augenblick später erschien Milcom, und der schwarze Wirbel verschwand. Adom machte Anstalten aufzustehen, um sich anzuziehen.
    »Nein, bleib ruhig liegen, Adom. Es wird nicht

Weitere Kostenlose Bücher