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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Gott«, flüsterte Jeremiel. »Ich habe mich die ganze Zeit geirrt!« Wütend hieb er mit der Faust auf den Tisch. »Wie konnte ich nur so blind sein?«
    »Worum geht es denn?«
    »Das spielt im Moment keine Rolle. Sagen Sie mir, woran Sie sich noch erinnern können. Erzählen Sie alles, was Ihnen einfällt, ganz gleich, wie unwichtig es erscheinen mag.«
    Yosefs Gedanken wanderten zu jenem Gespräch mit Zadok zurück. Sie hatten am Eßtisch seines Hauses auf Tikkun gesessen und sich die letzte Flasche Bier geteilt, die sie noch im Kühlschrank gefunden hatten. Doch was hatte Zadok noch erzählt? »Etwas darüber, daß er jemandem nicht völlig vertrauen könnte. Aber ich erinnere mich nicht mehr, wer das war. Tut mir leid, Jeremiel. Ist etwas bei den Wüstenvätern passiert, daß ich wissen sollte?«
    Jeremiel zögerte, als wisse er nicht genau, ob er antworten sollte oder nicht. »Yosef, wie haben Sie es geschafft, in den Asservatenraum der Wache und hier in dieses Zelle zu kommen?«
    Yosef blinzelte verwirrt. Hatte Jeremiel Zweifel, auf welcher Seite er stand? »Oh, tut mir leid. Ich hätte Ihnen das hier zeigen sollen.« Er reichte ihm den Passierschein.
    Als er das Blatt gelesen hatte, blickte er Yosef hart an. »Wie sind Sie daran gekommen?«
    »Ari und ich haben den Mashiah abgepaßt, als er mit seiner Freundin allein war, und er hat es unterzeichnet, ohne es zu lesen. Ich nehme an, er wollte möglichst schnell wieder … Nun ja, wie auch immer, wir haben den Schein inzwischen schon bei mehreren Wachen benutzt. Allerdings befürchte ich, daß wir ihn nicht mehr lange verwenden können. Hier im Palast machen solche Geschichten schnell die Runde.«
    »So geht das immer in kleinen, geschlossenen Gruppen zu. Auf Schlachtschiffen ist es nicht anders.« Jeremiel fuhr plötzlich herum. »Wie heißt seine Freundin?«
    »Rachel. Sie ist eine richtige Schönheit. Ist hier …«
    »Dann ist sie also drin.«
    »Worin?«
    »Yosef, können Sie für mich ein Treffen mit Rachel arrangieren? Sie vielleicht dorthin bringen, wo ich mich verstecke, sofern wir die nächste Stunde überleben?«
    »Ich denke schon. Kennen Sie sie?«
    »Ja, aber das ist eine vertrauliche Information. Rachel gehört zu einer geheimen Einsatzgruppe, die den Palast in wenigen Tagen besetzen soll.«
    Yosefs Mund klappte auf. »Wieviel Zeit bleibt uns noch?«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher. Deshalb muß ich ja hier herauskommen. Darum und aus anderen Gründen. Falls ich Rachel verfehlen sollte, sagen Sie ihr, ich hätte ausdrücklich angeordnet, sie sollte sich an unseren ursprünglichen Plan halten.«
    »Ich werde zusehen, daß sie die Nachricht erhält. Aber wenn die Pläne bereits bestehen, weshalb wollen Sie dann zu den Wüstenvätern zurück? Vielleicht könnten wir Sie von Horeb fortbringen, wenn wir uns Zugang zum Raumhafen verschaffen.«
    »Nein, jetzt noch nicht.« Jeremiel seufzte erschöpft. »Es gibt einen … Verräter … unter den Vätern. Ich kenne sein Motiv, mich an die Magistraten zu verkaufen, doch ich weiß nicht, ob er auch die Angriffsgruppe verraten wird. Möglicherweise wird er das tun, wenn er glaubt, der Ratsherr hätte mich in sicherem Gewahrsam. Aber was auch immer zutrifft, ich muß es herausfinden.«
    »Ist es unbedingt nötig, Seir anzugreifen? Der Mashiah ist wirklich ein netter Junge. Ziemlich unreif zwar, aber kein übler Kerl.«
    »Stört es Sie nicht, daß Tartarus die alte Religion auslöschen will?«
    Yosef zuckte entschuldigend die Schultern. »Ich hänge schon seit vielen Jahren keinerlei Religion mehr an, Jeremiel. Mit Ari verhält es sich etwas anders, aber für mich ist eine Religion so gut oder schlecht wie die andere.«
    Jeremiel senkte den Blick und nickte. »Ich verstehe. Aber wie auch immer, der Angriff muß zum Wohle Horebs stattfinden. Ich bin sicher, daß Ornias vorhat, alle seine Gegner zu vernichten.«
    Yosef nickte. »Ari wartet draußen. Vielleicht können wir das später weiter diskutieren. Ich fürchte, wenn wir uns hier zu lange aufhalten, wird Ari nervös.«
    »Nervös? Das jagt mir mehr Angst ein als die Wachen.«
    Yosef erhob sich und streckte den schmerzenden Rücken durch. »Ich dachte mir, daß Sie das auch so sehen. Gehen wir?«
    Jeremiel stand ebenfalls auf und stieß einen Seufzer aus. »Alles ist besser, als auf Tahn zu warten.«
    Yosef nickte verständnisvoll. Tahn war ihm nicht gerade wie ein Mensch vorgekommen, der besonders sanft mit Jeremiel umspringen würde. Er ging zur Tür,

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