Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Kom-Aura um seinen Kopf leuchtete wie ein Heiligenschein. »Eine vertrauliche Nachricht von Kayan. Dringlichkeitsstufe eins. Bogomil will sofort mit Ihnen sprechen.«
Tahn schloß die Augen. »Was ist jetzt wieder los? Bringen Sie ihn auf den Schirm.«
Bogomils Gesicht war naßgeschwitzt, und das Haar klebte ihm an der Stirn. Im Hintergrund konnte Tahn Silbersay erkennen. Der Offizier saß steif da und hatte das Gesicht vom Schirm abgewendet.
»Sie sehen aus, als wäre eine Monsterhorde hinter Ihnen her, Brent. Was ist denn los?«
»Danke, daß Sie sich so schnell gemeldet haben, Cole. Die Dinge auf Kayan laufen nicht besonders gut.«
»Erzählen Sie mir nicht, dort würde auch eine Schlacht vorbereitet.«
»Auch?«
»Ja, wir haben gerade entdeckt, daß auf Horeb in Kürze die Hölle losbricht. Was geschieht auf den anderen gamantischen Planeten? Haben Sie irgendwelche Gerüchte gehört? Sind das lokale Vorfälle, oder steckt ein Muster dahinter? Wir stehen doch nicht vor einer neuerlichen gamantischen Revolte, oder?«
»Aufstände kommen von Zeit zu Zeit auf praktisch jedem gamantischen Planeten vor, aber es scheint keine Organisation dafür verantwortlich zu sein. Außer hier auf Kayan. Hier steht uns ein ausgewachsener Krieg bevor, Tahn.« Bogomil zögerte und warf einen unbehaglichen Blick auf Silbersay. Der Colonel rührte sich nicht. »Die Magistraten haben ein Hauptangriffs-Manöver der Stufe Zwei gestattet, Cole. Wie schnell können Sie das durchführen?«
Tahns Muskeln verspannten sich. Er senkte den Blick und rieb sich die Stirn. Halloway flüsterte leise: »Bogomil ist stets für endgültige Lösungen. Für wen hält er sich? Für Slothens Killer?«
Tahn atmete geräuschvoll aus. »Ein Hauptangriffs-Manöver! Ich kann mir nicht vorstellen, daß es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt. Haben Sie es mit selektiven Sterilisationen versucht?«
»Wir haben alles versucht. Aber nichts hat geholfen«, verteidigte sich Bogomil, als wollte er Tahns Unterstellung, er könnte etwas übersehen haben, weit von sich weisen. »Im Augenblick befinden wir uns tief unter der Erde, weil der Gegner die Anlagen über uns stürmt. Gestern haben sie zwei Kasernen bombardiert.«
»Bombardiert? Wie sollte ein Planet, der von rückständigen Barbaren bewohnt ist, an Bomben kommen?«
»Sie haben sie offenbar mit eigenen Mitteln hergestellt. Ziemlich primitive Dinger, aber sie funktionieren. Bei den Explosionen sind mehr als sechshundert unserer Männer umgekommen.«
Tahn ließ sich zurücksinken. Not machte stets erfinderisch, doch wie konnte eine Horde ungebildeter Höhlenbewohner den magistratischen Streitkräften eine derartige Niederlage zufügen? »Garold, wie sieht Ihre Einschätzung der Lage aus?«
Silbersay stieß einen unwilligen Seufzer aus und wandte sich dem Schirm zu. »Ich habe den Magistraten gesagt, daß eine Politik der Stärke zu nichts führt. Aber Sie wissen ja, wie die Magistraten sind. Sie …«
»Der Befehl«, unterbrach Bogomil ihn, »ist bereits bestätigt. Eine Diskussion über diesen Punkt erübrigt sich. Wie schnell kann die Hoyer hier sein, Tahn?«
»Carey, berechnen Sie die Flugzeit nach Kayan.«
Sie warf Bogomil einen angewiderten Blick zu und betätigte dann die Tastatur ihrer Konsole. »Vierundsiebzig Stunden, Sir.«
»Haben Sie’s mitbekommen, Brent?«
Erleichterung breitete sich auf Bogomils Gesicht aus. »Ja. Gibt es irgend etwas, womit wir Sie von hier aus unterstützen können?«
»Schaffen Sie so schnell wie möglich jeden von diesem Planeten fort. Sie wissen doch, wie die Sache läuft: Wir feuern, sobald wir den Orbit erreicht haben.«
»Ich werde …«, begann Bogomil, doch hinter ihm sprang Silbersay auf die Füße. Sein Gesicht war zorngerötet. »Ich habe es ihnen gesagt! Ich habe ihnen gesagt, was passieren würde, aber sie wollten nicht auf mich hören! Jetzt klebt noch mehr unschuldiges Blut an unseren Händen, und alles nur, weil die Magistraten zu dumm sind …«
»Hören Sie auf!« zischte Bogomil mit weit aufgerissenen Augen. »Sie werden diese Kom-Verbindung abhören, Garold. Um Gottes willen, Sie wollen doch nicht …«
»Das ist mir gleich! Jemand muß wissen, was wir hier getan haben. Wir können nicht weiterhin grundlos Kinder erschießen!«
»Silbersay!« Bogomil sprang auf, sein Oberkörper verdeckte den Schirm.
»Garold? Garold!« rief Tahn und richtete sich auf. »Lassen Sie ihn reden, Brent. Verdammt, was geht dort vor?« Er schaute hilflos zu,
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