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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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wenig zur Seite und spähte hinein. Der lange Tisch und die Stühle befanden sich in der Mitte des Zimmers, genau wie er es in Erinnerung hatte. Und vor dem Kamin stand Rathanial mit vor der Brust verschränkten Armen.
    Jeremiel überprüfte auch den Rest des Raums, um sich zu vergewissern, daß der Höchst Ehrenwerte Vater allein war. Dann schlüpfte er hinein und flüsterte: »Ich habe deine Frau getroffen. Sie ist wirklich eine Schönheit.«
    Rathanial fuhr erschrocken herum. »Je-Jeremiel. Wir … wir hatten gehört, man hätte dich gefangen! Ich bin froh, daß du heil und gesund bist.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Tahn würde beschädigte Ware möglicherweise nicht akzeptieren.« Er zielte auf Rathanials Brust, während er zum Kamin hinüberging. Nach der Kälte der Höhlen ließ ihn die plötzliche Wärme erschauern.
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Tahn …«
    »O doch, das weißt du genau.«
    »Nein, ich …«
    »Setz dich, Freund.« Er deutete mit der Pistole auf den Stuhl neben dem Feuer. »Das meiste habe ich mir zusammengereimt. Doch es gibt noch ein paar Einzelheiten, die mich interessieren.«
    Rathanial schluckte schwer, warf einen Blick auf die Pistole und ließ sich dann klugerweise auf den Stuhl sinken. »Jeremiel, laß … laß mich erklären.«
    »Genau das ist meine Absicht. Ich töte üblicherweise niemanden, bevor ich nicht alle relevanten Informationen aus ihm herausgeholt habe. Beginnen wir mit Kayan. Du hast gesagt, Zadok hätte nie eine deiner Nachrichten über die Zustände auf Horeb erhalten – alle deine Boten wären unterwegs getötet worden. Ich hatte mich schon gefragt, wieso es dir so problemlos gelungen ist, den Planeten zu verlassen und später zurückzukehren. Wenn jemand darauf aus war, Zadok über Horeb im Unklaren zu lassen, hättest du sein primäres Ziel sein müssen. Aber es hat nie irgendwelche Boten gegeben, nicht wahr?«
    Schweißperlen glänzten auf Rathanials Stirn. »Doch, natürlich. Ich habe insgesamt fünf Boten ausgeschickt …«
    »Die Charade ist vorüber, Rathanial. Entweder beantwortest du meine Fragen ehrlich, oder ich bringe dich auf der Stelle um. Im Moment hast du nur als Informationsquelle einen gewissen Nutzen für mich. Es gab keine Boten, oder?«
    »Nicht schießen! Ich … ich rede ja … Nein.«
    »Und als ich auf deine Nachricht hin antwortete, daß ich zuerst Zadoks Meinung dazu hören wollte, bist du in Panik geraten? Hast beschlossen, deine Spuren zu verwischen? War das der Grund, warum du vorgeschlagen hast, ich sollte zuerst Zadok aufsuchen?« Er lachte leise über seine eigene Dummheit. »Dann bist du schleunigst zu Zadok geeilt, um ihm die gleiche Geschichte über Horeb zu erzählen, mit der du mich geködert hattest?«
    Rathanial beugte sich plötzlich vor, und Jeremiel hob instinktiv die Pistole. Der Wüstenvater lehnte sich langsam wieder zurück. »Bitte, Jeremiel, die Geschichte über Horeb entsprach der Wahrheit! Soviel hast du doch sicher gesehen?«
    »Du hast dabei leider die Tatsache ausgelassen, daß deine Frau vom Gefolgsmann des Mashiah als Geisel festgehalten wurde. Und auch den Umstand, daß du die auf meinen Kopf ausgesetzte Milliarde als Lösegeld für sie brauchtest. Sehr schlau, Rathanial.« Er lächelte beifällig. »Offensichtlich war es nötig, Zadok zu töten, aber Ezarin?«
    »Ich habe Ezarin nicht getötet! Und Zadok«, murmelte er schmerzerfüllt, »Zadoks Tod war auch nicht meine Idee. Ornias befürchtete, er würde kommen und Adom prüfen – die Menschen hier forderten das – und dabei herausfinden, daß er nicht der verheißene Erlöser war. Das hätte Ornias’ Pläne zerstört.«
    »Aber du hast dich nicht in der Lage gesehen, Zadok mitzuteilen, daß ein Attentäter mit dem gleichen Schiff wie du angekommen war. Du …«
    »Ornias hätte Shassy getötet! Das durfte ich nicht riskieren!«
    »Habe ich das richtig verstanden? Du hast den Führer der gamantischen Zivilisation und den Führer der Untergrundbewegung verraten, um deine Frau zu retten? Stimmt das?«
    »Jeremiel, du verstehst das nicht. Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Aha. Hast du eigentlich jemals ernsthaft in Erwägung gezogen, den Mashiah anzugreifen? Oder hast du gedacht, sobald ich ausgeliefert wäre, würde Shassy zurückkehren, und die ganze leidige Angelegenheit wäre damit erledigt?«
    Rathanials Fäuste umklammerten den Stoff seiner Robe. Er schloß für einen Moment die Augen und sagte dann mit einem leichten Zittern in der Stimme:

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