Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
erst selbst retten. Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    »Was wird denn geschehen? Wollen die Magistraten uns wieder angreifen?«
    »Ich fürchte, ja. Gott will, daß du aufstehst, dich anziehst und ein paar Kleider einpackst. Du mußt so schnell wie du kannst nach Capitol laufen.«
    Mikael warf die Decke zurück und sprang auf. Er schnappte sich sein braunes Gewand, zog es über und ließ sich dann auf den Bauch fallen, um seinen Rucksack unter dem Bett hervorzuholen. »Kann ich Onkel Mark Bescheid sagen, daß ich gehe?«
    »Nein, tut mir leid. Das muß ein Geheimnis bleiben.«
    »Ich verstehe. Großvater hat mir auch manchmal Geheimnisse anvertraut«, sagte er atemlos, während er Socken und Unterwäsche in den Rucksack stopfte.
    Der Engel erhob sich. »In Capitol mußt du Colonel Silbersay finden. Kannst du dir den Namen merken?«
    »Oh, natürlich. Ich habe den Namen schon oft gehört. Mama hat … hat immer mit ihm geredet.« Er schluckte die Tränen herunter, die in ihm aufsteigen wollten. Instinktiv wußte er, daß es nicht gut wäre, in Gegenwart eines Engels zu weinen.
    Metatron beugte sich vor und strich ihm über das Haar. »Ist schon gut, Mikael. Du darfst ruhig weinen. Ich weiß, wie sehr du gelitten hast. Ich versuche dafür zu sorgen, daß niemand mehr so leiden muß.«
    »Indem du Gott hilfst, uns zu retten?«
    »… Ja.«
    »Was soll ich Colonel Silbersay sagen, wenn ich ihn treffe?«
    »Sag ihm, wer du bist, und daß deine Mutter bei seinem letzten Angriff getötet wurde. Sag ihm, du willst eine Audienz bei Direktor Slothen haben. Nach dem Vertrag von Lysomia ist das dein Recht als neuer Führer. Bestehe darauf.«
    Mikael nickte, verschloß seinen Rucksack und stand auf. Er betrachtete den goldenen Engel eindringlich. »Was soll ich Slothen sagen?«
    Der Engel seufzte, lächelte dann und streckte ihm die Hand hin. »Das ist eine gute Frage. Ich glaube, ich bringe dich zu Silbersays Büro. Wir können unterwegs darüber sprechen.«
    Mikael ergriff die goldenen Finger und erschauerte angesichts der Wärme, die von ihnen ausging. Das Gesicht des Engels erinnerte ihn an die Züge seines Großvaters. Es war genauso sanft und weise. Und es hatte den gleichen Ausdruck von Traurigkeit um die Augen.
    Mikael ließ sich von Metatron durch den dunklen Flur führen, der von seinem Strahlen erleuchtet wurde.
    Als sie schließlich ins Freie traten, wurden sie von Nieselregen und kühlem Wind empfangen.
    »Ist dir kalt?« fragte der Engel leise. Seine Stimme schien von den Hängen widerzuhallen.
    »Nein.«
    Mikael nickte, breitete jedoch gleichwohl seinen Umhang aus, hüllte Mikael darin ein und schützte ihn vor der Dunkelheit und dem Sturm.

 
KAPITEL

39
     
     
    Lautlos wie ein Schatten glitt Jeremiel durch die dunklen Höhlen. Seinen Weg fand er nur durch eine Mischung aus gutem Erinnerungsvermögen und schierem Glück. Und bis zu einem gewissen Grad konnte er sich auch an den Gesängen orientieren, die aus der Ferne zu ihm drangen.
    Immer wieder überkam ihn das Verlangen, einen Moment zu rasten. Seine Quetschungen schmerzten, und der Kopf dröhnte ihm, doch zehn Minuten Pause konnten für Rachel den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Das durfte er nicht riskieren.
    Ein plötzlicher Lichtschimmer im Gang vor ihm veranlaßte ihn, sich dicht an die Wand zu pressen. Zwei Mönche eilten durch einen angrenzenden Korridor und unterhielten sich dabei mit gedämpfter Stimme.
    »Aber der Mashiah hat seine Angriffe eingestellt.«
    »Eingestellt? Das glaubst du doch wohl nicht im Ernst. Tartarus hat nur eine Kampfpause eingelegt, um uns zu verwirren. Und während wir hier über ethische Fragen diskutieren, sammelt er wahrscheinlich seine Truppen. Ich glaube …«
    Sie gerieten außer Sicht, und so sehr Jeremiel sich auch anstrengte, er konnte nicht mehr von ihrem Gespräch verstehen. Er zog seine Pistole, glitt aus seinem Versteck und folgte ihnen lautlos, wobei ihm der Schein ihrer Lampen als Wegweiser diente.
    Eine Viertelstunde ging er ihnen nach; dann erreichte er eine Weggabelung, die er wiedererkannte. Abermals suchte er die Deckung der Schatten und lauschte auf sich nähernde Schritte. Als er nichts hörte, bog er um eine Ecke und betrachtete den langgestreckten Gang, an dessen Ende eine Kohlepfanne glühte. Er hob die Pistole, so daß der Lauf zur Decke zeigte, und schlich auf den gelben Vorhang zu seiner Linken zu.
    Aus dem Innern des Raums drangen leise Geräusche. Jeremiel zog den Vorhang ein

Weitere Kostenlose Bücher