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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hineinblickte, war ihr, als würde sie in einen Strudel gezogen.
    Tahn reichte ihr ein Glas, zog einen Stuhl für sie heran und setzte sich ebenfalls. Sie nippte schweigend an ihrem Scotch.
    Eine Minute später fragte er: »Sind Sie nur hergekommen, um zu trinken?«
    »Nein, um mich zu beschweren.«
    »Aha.« Er streckte die Beine aus und nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Was, zum Teufel, tun wir da, Cole?«
    »Ich befolge Befehle. Was Sie tun, weiß ich nicht.«
    »Verdammt! Wir haben gerade den Befehl erhalten, abermals einen Planeten zu vernichten! Wie können Sie da so ruhig bleiben?«
    Er rieb sich die Stirn. »Es ist nur ein Angriff der Stufe zwei, Carey. Wir zerstören alle bekannten Bevölkerungszentren. Die Ressourcen des Planeten bleiben erhalten. Und vermutlich überleben auch einige der Bewohner. Doch die Unruheherde werden vollständig vernichtet.«
    »Und damit können Sie leben?«
    »Carey …« Er seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Sie warf ihm einen Blick zu und entdeckte Schmerz und Bedauern in seinem Gesicht. Der Anblick beunruhigte sie ein wenig – sie hatte noch nie erlebt, daß er die Maske des harten, emotionslosen Captains fallen ließ.
    »Alles in Ordnung, Cole?«
    »Nein.« Er nahm abermals einen Schluck von seinem Scotch. »Ich habe über den Dienst nachgedacht.«
    »Dann kann ich verstehen, daß Sie deprimiert sind. Falls Sie zu irgendwelchen Schlußfolgerungen gelangt sind, die mein eigenes Unbehagen mildern könnten, würde ich sie gern hören.«
    Er runzelte düster die Stirn. »Warum sind Sie zur Flotte gegangen, Lieutenant?«
    »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, den Rest meines Lebens als Mathematikerin auf einem einzigen Planeten zu verbringen. Und Sie?«
    Er stellte sein Glas hart auf dem Tisch ab. »Wie gut kennen Sie sich mit der Geschichte des Delphinus-Sektors aus?«
    Sie schnitt eine Grimasse, als ihr die erschreckenden Holos in den Sinn kamen, die sie in den historischen Kursen der Akademie gesehen hatte. »Ich weiß, daß Sie die Carina-Invasion miterlebt haben, falls Sie darauf anspielen.«
    »Wußten Sie, daß ich gesehen habe, wie meine Eltern starben? Ich war damals sechs.«
    Sie senkte den Blick. »Nein, das wußte ich nicht.«
    »Die Carinianer pflegen ihre Gefangenen aufzuschlitzen und ihnen als Zeichen des Sieges die Eingeweide herauszureißen. Ich war im Gebüsch versteckt und mußte die Schreie meiner Mutter mit anhören. Als eine Woche später die magistratischen Schlachtkreuzer eintrafen und die Carinianer vertrieben, fanden sie einen halb wahnsinnigen kleinen Jungen, der sich noch immer an die Leichen seiner Eltern klammerte.« Er fuhr sich durchs Haar. »Captain Moreno von der Quillon hat zwei Stunden lang auf mich eingeredet, um mir klarzumachen, daß meine Eltern tot waren. Trotzdem habe ich mich wie ein Tiger gewehrt, als sie mich fortziehen wollten.«
    Er hielt inne und schaute sie an. Sie kannte diesen Blick, hatte ihn schon einmal gesehen – an jenem Morgen, als er aus dem Shuttle gestiegen war, um sich anzusehen, was von dem Planeten Jumes nach ihrem Angriff übriggeblieben war. Der Blick war eine Mischung aus Verwunderung über die Emotionen, zu denen er fähig war, und aus Zorn, weil er nicht in der Lage war, diese Gefühle zu unterdrücken.
    »Bedauern Sie es, mir diese Geschichte erzählt zu haben?« fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es wissen nur nicht viele Menschen davon, und es wäre mir lieb, wenn es so bliebe.«
    »Sie können mir vertrauen.« Sie betrachtete für einen Moment ihr Glas. »Sie sind also der Flotte beigetreten, weil Sie wie Moreno sein wollten? Um Menschen zu retten …«
    »Nein. Ich habe mich gemeldet, weil ich Carinianer töten wollte. Glücklicherweise bin ich darüber hinausgewachsen.«
    »Tatsächlich?«
    Er lächelte schwach. »Weitgehend.«
    »Cole … gibt es denn keine Möglichkeit, wie wir …«
    »Sprechen Sie es nicht aus, Carey. Es gibt nichts, was ich gegen die Befehle tun könnte, und das wissen Sie.« Er stand müde auf, um sein Glas nachzufüllen. »Möchten Sie auch noch einen?«
    »Nein, danke.«
    »Sind sie sicher?«
    Halloway erhob sich, nahm Haltung an und betrachtete ihn mit kühlem Blick. »Captain Tahn, laut Dienstvorschrift, Abschnitt 7118, ist es meine Pflicht als Ihr Stellvertreter, Sie über alle Umstände in Kenntnis zu setzen, die mich an der Ausübung meiner Pflichten hindern …«
    »Was, zum Teufel, soll das?« fragte er ungehalten. »Hören

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