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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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»Nein. Ich hatte nicht vor, den Angriff fortzusetzen. Der größte Teil meiner Truppe besteht aus unerfahrenen Jungen. Ich hätte sie nicht in Gefahr gebracht, wenn Shassy in Sicherheit gewesen wäre.«
    »Wie edel von dir. Und all die Alten Gläubigen? Hat es dir nichts ausgemacht, daß Ornias sie zu Tausenden hinmetzelt?«
    »Natürlich hat es mir etwas ausgemacht! So bin ich doch überhaupt erst in diesen Schlamassel hineingeraten! Shassy ist nach Seir gegangen, um mit den Anführern der Rebellion zu reden. Wir wollten ihnen helfen, ihnen Ratschläge geben, wie sie ihre Ziele gewaltlos erreichen könnten. Unsere Ordensregeln schreiben ahimsa vor, Jeremiel. Gewalt ist nicht erlaubt, es sei denn als letzter, verzweifelter Ausweg. Doch … Shassy wurde gefangengenommen und ich … ich konnte nicht mehr klar denken.«
    »Immerhin noch klar genug, um mehrere höchst effiziente Morde zu planen. Ich wäre …«
    »Was hättest du denn getan?« fragte Rathanial aufbrausend. »Was?«
    »Ich hätte nicht das Leben Tausender aufs Spiel gesetzt, um einen einzelnen Menschen zu retten.«
    »Wirklich nicht? Wenn die Frau, die du liebst, von deinen Feinden gefangen würde und du … du wüßtest, daß sie in schrecklicher Gefahr schwebt, solange du nicht die Forderungen deiner Gegner erfüllst? Wenn du wüßtest, daß sie wahrscheinlich mißbraucht wird und …«
    Rathanial sprach weiter, doch Jeremiel hörte ihn nicht mehr. Andere Laute drangen an sein Ohr: Rudy, der ihn anschrie – das Jammern fliehender Menschen – Gewehrfeuer. Schnee wirbelte durch die Luft, als er auf das Apartmenthaus zulief. Syene, nackt auf dem Bett liegend. »Liebe dich …« Ihr schwaches Flüstern durchfuhr ihn wie ein Schwertstreich. »Wußte … wußte, du würdest kommen …«
    Das Atmen fiel ihm schwer. Er blickte den alten Mann an und erkannte den Schmerz in seinen Augen, hörte die Angst in seiner Stimme.
    »Ich liebe sie, Jeremiel. Wir sind seit fünfzehn Jahren verheiratet und haben uns immer heimlich in einer kleinen Höhle in der Nähe der Stadt getroffen. Ich konnte nicht zulassen, daß Ornias ihr etwas antat. Kannst du das nicht verstehen?«
    Die Pistole in Jeremiels Hand zitterte. Er packte sie fester und zielte weiter auf Rathanials Brust. »Und Rachel?«
    »Das war purer Zufall. Natürlich wußte ich von ihr. Sie und ihr Mann gehörten zu denjenigen, mit denen Shassy sprechen sollte, aber …«
    »Warum wolltest du sie unbedingt einsetzen, obwohl ich dagegen war?«
    »Als Ornias herausfand, daß sie hier war, befahl er mir, sie zu ihm zu schicken. Er wollte sie als Köder benutzen. Er wußte von … von Syene Pleroma und dachte …«
    Jeremiels Kiefernmuskeln spannten sich. »Dann hast du sie als eine Art Opferlamm losgeschickt.«
    »Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte … wenn ich mich hätte weigern können …«
    »Verräter.« Das Wort hallte nach und weckte Erinnerungen an Silmar. Ich werde ihn töten, Syene. Das schwöre ich.
    Rathanial starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Finger, der sich langsam um den Abzug krümmte.
    Jeremiel hörte die leisen Schritte nicht, die sich näherten, doch er bemerkte den plötzlichen Ausdruck der Erleichterung auf Rathanials Gesicht.
    »Baruch?«
    Jeremiel versteifte sich. Hatte der alte Mann ihn abermals in eine Falle gelockt? Doch nein, Ornias konnte noch keine Gelegenheit gehabt haben, einen Boten mit der Nachricht von seiner Flucht auszuschicken. Er drehte sich langsam um und sah Harper hinter sich stehen. Der dunkelhäutige Mann hielt ein Gewehr in den Händen.
    »Teufel auch«, seufzte Jeremiel, »ich bin froh, daß Sie noch leben.«
    Ein schwaches Lächeln umspielte Harpers Lippen. »Ich bin auch froh, daß Sie es geschafft haben. Ich fürchtete schon, ich müßte den Krieg allein führen.«
    »Sie haben die Truppen trainiert?«
    »Sie sind besser in Form als je zuvor.«
    Jeremiel nickte. »Leider habe ich nicht eher erkannt, daß Sie Zadoks Agent sind. Wenn ich das gewußt hätte …«
    »Was?« Rathanial erbleichte. »Was soll das bedeuten – Zadoks Agent?«
    »Es gibt etwa dreißig von uns, Ehrenwerter Vater«, erklärte Harper in gelassenem Tonfall. »Der Patriarch hat kaum jemandem vertraut – nicht einmal Ihnen.« Er wandte sich wieder an Jeremiel. »Was ist mit Rachel? Gehört sie noch zu uns?«
    Jeremiel seufzte. »Rachel ist derzeit ein unberechenbarer Faktor. Als ich sie zuletzt sah, schien sie dicht vor einem Zusammenbruch zu stehen. Es ist fraglich, ob sie

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