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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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scheu an. »Tja, ich schätze, das war’s im Moment. Bist du müde? Wir könnten uns eine Weile hinlegen.«
    Sie stand wie erstarrt da. Der Kampf hatte begonnen. Es war ihre Pflicht, seine Anhänger zu entmutigen. Doch sie konnte sich nicht bewegen.
    »Wenn du nicht schlafen möchtest, können wir auch die Räumlichkeiten erforschen. Ganz wie du willst.«
    Er machte einen Schritt vorwärts, öffnete die Arme und bot so seine Brust dar. Jede Faser in ihr schrie: Jetzt! Jetzt!
    Sie ging unsicher auf ihn zu, zögerte einen Moment, stürzte dann in seine ausgebreiteten Arme und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
    »Ist alles in Ordnung? Bist du krank? Du wirkst schon den ganzen Tag so blaß«, flüsterte er.
    »Ich bin nur müde.«
    »Kein Wunder. Es ist ein schrecklicher Tag, und letzte Nacht haben wir auch nicht sehr viel Schlaf bekommen.«
    »Laß uns für eine Stunde ausruhen. Vielleicht fühle ich mich anschließend besser.« Vielleicht kann ich es tun, wenn er schläft und ich seine liebevollen Augen nicht sehen muß.
    Sie gingen zur Schlafkammer des Königs zurück. Adom zog die Bettdecken zurück, während Rachel sich auszog. Er beobachtete ihre Nacktheit mit scheuer Bewunderung.
    »Willst du nicht auch ruhen?« fragte sie und deutete auf seine Kleidung.
    »Oh! Ja.« Er lachte über sich selbst und zog den Anzug aus.
    Als er das Kleidungsstück abgelegt hatte, öffnete Rachel gerade ihr Haar und ließ es über die Schultern herabfallen. Dann nahm sie ihre Stiefel und stellte sie in Reichweite neben dem Bett ab. Etwas Silbernes blitzte auf, als sie unter die Decke schlüpfte und sie bis zum Hals hochzog.
    »Rachel«, murmelte er, legte sich ebenfalls ins Bett und rutschte zu ihr hinüber. Er spürte, wie sie erstarrte, als er seinen Arm um sie legen wollte. »Rachel, wir müssen nichts tun. Ich weiß, daß du müde bist. Ich bin nur so lange allein gewesen, daß ich jetzt deine Nähe spüren möchte.«
    »Ich möchte auch nah bei dir sein, Adom«, sagte sie und streckte die Arme nach ihm aus. Er zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Ich liebe dich, Rachel«, murmelte er und legte einen Finger über ihre Lippen, bevor sie antworten konnte. »Nein, ich weiß, daß du mich jetzt noch nicht liebst. Aber vielleicht schon bald. Wenn auf Horeb alles wieder in Ordnung gekommen ist und wir mehr Zeit für uns haben.«
    »Ja.«
    Er kuschelte sich an sie und war kurz darauf eingeschlafen. Ein paar Minuten später rollte er sich auf den Rücken.
    Rachel betrachtete seine nackte Brust. Ein schneller Stich ins Herz, mehr wäre nicht nötig. Er würde kaum merken, was geschah.
    In Seir müßte niemand mehr sterben.
    Sie lehnte sich zur Seite und griff nach dem Messer, doch der kalte Stahl brannte wie Feuer auf ihrer Haut. Sie ließ die Klinge wieder in den Stiefel fallen und preßte die Hände vors Gesicht.
    Ich brauche mehr Zeit!
    Sie rutschte vorsichtig zur Seite und stieg aus dem Bett. Auf Zehenspitzen schlich sie zu ihren Sachen und holte den schwarzen Umhang heraus. Während sie ihn um die Schultern warf, eilte sie zur Tür und trat auf den hellerleuchteten Flur hinaus.
    »Jeremiel«, flüsterte sie, »ist dir klar, daß ich es nicht tun kann? Er ist unschuldig. Er hat es nicht verdient, zu sterben.«
    Sie bog um eine Ecke und stand plötzlich vor dem Zimmer sechshundertdreizehn. Für einen Moment zögerte sie, dann öffnete sie die Tür und ging hinein. Vielleicht würden die Bücher sie ja ablenken.
    »Du wirst siegen, Jeremiel, das weiß ich. Und ohne Ornias wird Adom wieder in Vergessenheit geraten und nie jemandem schaden.«
    Zahlreiche alte Bücher waren auf dem Boden verstreut. Rachel kniete sich hin und hob eines auf. Viele Seiten hatten sich in Staub aufgelöst, andere waren nur noch teilweise erhalten. Sie runzelte die Stirn, als sie die noch sichtbaren Satzfragmente las:
     
    … blaue Bestien kamen in Scharen … zwangen uns … der Herr weiß, was geschehen wäre, wenn wir nicht … das Geheimnis lag in ihrer Energiequelle. Wir stahlen … unsere Wissenschaftler brauchten drei Jahre, um das primordiale … das Tor hat uns befreit … und sie ahnen nicht einmal, daß uns die Flucht gelang durch ihr eigenes …
     
    Rachel schüttelte verwundert den Kopf, legte das Buch auf den Boden zurück und hob ein anderes auf. Die Seiten bestanden aus einer sonderbaren, klebrigen Substanz und hafteten aneinander, doch die erste Seite war deutlich lesbar.
     
    Die Geheime Geschichte der Großen Hallen

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