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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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damit zwang es die Magistraten, Exempel zu statuieren, gamantische Planeten zu Schlacke zu verbrennen, die Kinder zu verschleppen und das Volk von den Handelsrouten abzuschneiden.
    »Unser Ziel besteht darin, die trennenden Mauern zwischen den Kulturen niederzureißen, um auf diese Weise gesellschaftliche Mißstände zu beheben«, lautete die übliche Argumentation der magistratischen Hardliner. Gemeint war damit natürlich die Zerstörung gamantischer Religion und Lebensart.
    »Narren«, murmelte Zadok. Gamanten würden niemals bereit sein, ihr Erbe aufzugeben. Doch andererseits mußte er leider zugeben, daß viele genau das im Angesicht von Hunger und Tod getan hatten. Aber das war etwas anderes, unvermeidliches.
    Und es gab noch Hunderte anderer Feinde.
    Eine Bewegung erregte Zadoks Aufmerksamkeit. Er wandte sich um und betrachtete prüfend das einem Irrgarten gleichende Kieferngewirr. »Macus?«
    Ihm war, als hörte er den fernen Klang von Glas auf Holz, und das Geräusch kam ihm vor wie ein Echo aus seiner Seele. Dunkelheit bewegte sich durch die Bäume und warf einen langen kalten Schatten über ihn. Er schrak zusammen.
    »Rathanial? Wer ist da!«
    Sekunden später war ein schwerer, dumpfer Schlag zu vernehmen, und ein ferner Ruf wurde vom Wind herangetragen. Jemand schrie: »Ein Bein … lieber Gott!«
    Zadok umklammerte den brauen Stoff über seinem Herzen und preßte die Augenlider fest zusammen. »Teil eines Musters«, murmelte er voller Qual. Als er dreizehn Jahre alt geworden war und die Wahrheit über den Tod seiner Mutter und seiner Großmutter erfahren hatte, war es ihm vorgekommen, als wären diese Todesfälle Teil eines schrecklichen Plans gewesen. Sein Vater hatte ihm freilich versichert, solche Überlegungen entbehrten jeder Grundlage.
    »Abba?« rief Macus’ dünne Stimme. »Wir … wir haben sie gefunden.«
    Zadok stand wie gelähmt da. Angesichts der schrecklichen Gewißheit stiegen die Tränen in ihm auf. Er brachte nicht die Kraft auf, weiterzugehen. Seine müden, schwachen Beine schienen mit der feuchten Erde verwurzelt zu sein.
    »Großvater!«
    Zadok zuckte zusammen, als er Mikaels schrille Stimme vernahm, und drehte den Kopf lauschend in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Sarahs wortlose Versuche, ihren Sohn zu trösten, verstärkten noch seine wachsende Pein. Wie konnte sie nur so ruhig klingen. Hatte sie nicht erkannt, daß sie als nächste an der Reihe war?
    Zadoks Stiefel schlurften durch das regennasse Unkraut, während er den Hang hinabstolperte. Als er den Kreis betrat, den die Menschen gebildet hatten, mußte er nach Luft schnappen. Ezarins Kopf ruhte auf einem abgebrochenen Ast. Ihre Augen starrten leer in das Geflecht der Zweige empor. Ihr Torso lag ein paar Schritte weiter im Gestrüpp.
    »Mein … Gott«, murmelte Rathanial und barg den Kopf in den Händen. »Sie werden uns alle töten! Erkennt ihr das nicht?« Er wandte sich zu Zadok um. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er schien am Rand der Hysterie zu stehen. Regen perlte über sein faltiges Gesicht und durchtränkte das weiße Haar. »Sie sind wegen dir gekommen!«
    Zadok schüttelte kaum merklich den Kopf. »Wegen meiner ältesten Tochter.«
    »Das ist der Anfang! Siehst du denn nicht …«
    »Es hat schon vor Jahrhunderten begonnen.«
    »Was?«
    Dunkelheit schien aus dem Wald hervorzuspringen. Wieder bedeckte ihr Schatten Zadok und löschte den grauen Himmel aus, als sie sich tief herabbeugte, um Ezarin zu betrachten. Zadok versteifte sich; seine Augen suchten hektisch den Wald ab. Wer oder was konnte so einen Schatten werfen? Und vermochte niemand außer ihm es wahrzunehmen? Er schaute die Gruppe an, die sich um die Leiche geschart hatte, doch offenbar sah niemand etwas anderes als den grauenvollen Anblick von ihnen. Zadok trat unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Der würgende Schmerz in seiner Kehle kehrte wieder, als er sich erinnerte, wie sein Vater atemlos unter der gleichen lastenden Dunkelheit gelitten hatte, während er sich einen Weg durch wehklagende Verwandte bahnte, die sich um die Überreste seiner Mutter drängten. Selbst damals hatte er den Schatten sehen können. Wieder rief der kupferne Geruch des Blutes Brechreiz in ihm hervor. Das Weinen seines Bruders Yosef klang in seinen Ohren und mischte sich auf unheimliche Weise mit den Lauten, die Mikael ausstieß.
    Wie besessen suchte Zadok mit seinen Blicken die Bäume und den wolkenverhangenen Himmel ab, getrieben von dem Gefühl, ein

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