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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Sybil an die Brust, um sie vor den Armen und Beinen der Menschen zu schützen, die auf die Türen zurannten. Flammen loderten auf, verschlangen die Stuhlreihen und strebten dem Altar zu.
    »Adom?« hörte sie Ornias schreien. »Beeil dich, wir müssen hier raus! Adom!«
    Rachel warf einen Blick auf das bleiche Gesicht des Mashiah. Er stand wie eine Statue am Altar, die Augen noch immer fest auf sie gerichtet.
    »Sag mir, warum!« rief er abermals.
    Rachel kämpfte gegen den Magnetismus seiner verletzlichen Augen an und schrie: »Du hast mein Volk abgeschlachtet!«
    Er blinzelte und sein Gesicht wurde schlaff. »Was?«
    »Adom! Um Gottes willen!« schrie Ornias in höchster Lautstärke, packte den Mashiah am Ärmel und zerrte ihn vom Altar fort. »Sie versucht uns zu töten!«
    Adom schüttelte die Hand des Ratsherrn ab und bewegte sich auf die Seitentür zu.
    Rachel kam auf die Füße und rannte stolpernd über zerschmettertes Gestühl und geborstene Steine, um nach draußen zu gelangen. Gottesdienstbesucher standen wie betäubt in der Nachtluft, während die Flammen der Zerstörung sich auf ihren schreckerfüllten Gesichtern widerspiegelten. Als der kalte Wind Rachel traf, atmete sie tief ein, setzte Sybil auf ihre Hüfte und rannte die steile Straße hinauf.
    Eine Gruppe verängstigter Frauen und Kinder kam ihr entgegen. Tränen liefen ihnen über die Wangen. »Das waren diese schmutzigen Rebellen«, jammerte eine der Frauen. »Das weiß ich genau! Ich hoffe, Milcom vertilgt sie vom Antlitz der Erde!«
    Wut ballte sich in Rachels Brust zusammen. Bekümmerte es denn niemanden von ihnen, daß erst vor ein paar Tagen Tausende ihrer Verwandten brutal ermordet worden waren? Als sie den Hügelkamm erreichte und um die Ecke biegen wollte, hörte sie einen heiseren Schrei, der sogar das Grollen der letzten Explosion übertönte. Er schien von überall und nirgends zu kommen. Sie wirbelte herum und ihr Herz hörte beinahe zu schlagen auf.
    Unten auf dem Tempelgelände stand Colin, umgeben von einem Ring heulender Gottesdienstbesucher. Ornias, dessen rosafarbene Robe im Schein des Feuers karmesinrot wirkte, rief Befehle, die Rachel nicht hören konnte, deren Sinn ihr aber sogleich klar wurde, als ein junger Mann einen Knüppel aufhob und Colin damit brutal auf den Kopf schlug. Er fiel auf die Knie und bedeckte seinen blutigen Schädel mit den Armen.
    Adom! Wo war Adom? Vergeblich suchte sie die Menge nach ihm ab. War er beim Einsturz der letzten Wände umgekommen? Still betete sie, daß es so sein möge. Und Talo? War er entkommen?
    Rachel sah Colin ausgestreckt auf dem Boden liegen. Die Menge stürzte sich auf ihn und er verschwand aus ihrem Blickfeld. Dann wandte Ornias sich plötzlich in ihre Richtung und streckte den Arm aus. »Da! Dort ist die Schuldige. Rachel Eloel ist verantwortlich für diese Zerstörung!«
    Gesichter wandten sich ihr zu, und die wütende Menge sammelte sich vor ihren Augen, schnappte sich Steine und Stöcke und stürmte fluchend die Straße hinauf.
    »Mommy! Komm schnell!« kreischte Sybil und zog mit aller Kraft an Rachels Hand. »Wir müssen zu der alten, abgebrannten Bäckerei, Mommy! Beeil dich!«
    Rachel packte Sybils Hand, und sie rannten durch die Straßen davon.

 
KAPITEL

9
     
     
    Jeremiel mußte sich tief ducken, um Rathanial und Sarah durch den engen Tunnel folgen zu können, der in die dunklen Tiefen des Berges führte. Der schützende Stoff seines schwarzen Druckanzugs kratzte schrill über den Stein. In der trockenen Kühle wurde ihm der Duft des frischgebackenen Brotes, das Sarah in ihrem Korb trug, besonders schmerzlich bewußt. Es war drei Tage her, daß er feste Nahrung zu sich genommen hatte. Seit er gezwungen gewesen war, sich zu Fuß einen Weg durch Weinranken und nasse Wälder zu suchen, hatte seine einzige Nahrung aus Energieriegeln bestanden, und die waren ein sehr armseliger Ersatz für richtiges Essen.
    Rathanial blieb stehen und blinzelte verwirrt in einen der vielen kleinen Tunnel, die vom Hauptgang abzweigten, in dem sie sich befanden. »Sarah? Ist das hier nicht die Abkürzung?« Sie schüttelte den Kopf, und ihr langes schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. Die pummelige Frau mit dem runden Gesicht und den großen Augen erinnerte Jeremiel an eine furchtsame Eule, jene Art Vogel, der in den hohen Berghängen der alten Erde hauste und sich nicht sehen ließ, bevor die schützende Nacht das Land bedeckte.
    »Nein, nein, es ist noch weiter.« Doch ihre Stimme

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