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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sie die Gedankensonden nicht.« Ari grinste sardonisch.
    »Äh … ja, da könnten Sie schon recht haben. Aber ich mache mir keine Sorgen wegen der Informationen, die Sie preisgeben könnten. Die Sonden zerstören wichtige Teile des Gehirns.«
    Ari kicherte. »Bah! Diese Teile sind doch bei uns schon längst hinüber! Das macht uns wirklich keinen Kummer!«
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie mir anbieten …«
    »Irgend jemand muß doch den Untergrund unterstützen, bevor die Magistraten uns alle umbringen. Und das werden sie, das ist Ihnen doch klar?«
    Jeremiel blickte ein wenig überrascht auf. Dieser alte Mann besaß mehr Lebensklugheit, als es im ersten Moment den Anschein hatte. Ari begegnete seinem Blick mit der festen Entschlossenheit des erfahrenen Kriegsveteranen. Vielleicht war der Alte das ja auch. Alt genug war er jedenfalls, um an der letzten gamantischen Revolte teilgenommen zu haben. »Ja, ich weiß. Ich fürchte, genau das haben die Magistraten im Sinn.«
    »Gut, dann werden wir Sie also irgendwo absetzen, zur nächstgelegenen Stadt fliegen und uns dort ein gutes Restaurant suchen, wo wir zu Abend essen können.«
    »Horeb ist nicht gerade berühmt für seine Restaurants«, bemerkte Jeremiel, während er über das Angebot nachdachte. War es denkbar, daß die Magistraten den beiden alten Männern wirklich kein Leid antaten? Vielleicht war es naiv, so etwas anzunehmen, doch wer würde andererseits ernsthaft glauben, die beiden Alten wüßten Interessanteres zu berichten als die Zusammensetzung ihres letzten Frühstücks? Zudem war es – leider – die beste Chance, die sich ihm bot. Auch wenn es ihm nicht gefiel, so sah er sich doch genötigt, den Vorschlag anzunehmen.
    »Sie werden bei der Landung Probleme kriegen«, erklärte er. »Mit der defekten Landestütze werden Sie das Schiff sehr sanft aufsetzen und sich darauf gefaßt machen müssen, daß es zur Seite kippt. Gurten Sie sich also gut an und benutzen Sie unbedingt die Hilfsdüsen.« Er zeigte auf die entsprechenden Hebel an der Konsole. »Sie haben gesagt, Sie wüßten, wie man diese Kiste fliegt. Stimmt das wirklich?«
    Ari lächelte schief und zog die buschigen grauen Brauen hoch. »Lieber Gott, nein. Aber ich hätte es trotzdem geschafft.«
    »Oh je!« Jeremiel blies die Backen auf und seufzte. »Tja, mir bleiben vier Tage, um Ihnen alles beizubringen, was ich weiß. Sind Sie bereit?«
    Ari lehnte sich wie ein Profi zurück, der geduldig die letzten Instruktionen für einen Spionageauftrag erwartet. »Ich bin immer bereit.«
    Jeremiel rieb sich die Stirn.

 
KAPITEL

13
     
     
    Adom ließ den Blick wandern, während er in seinem luxuriösen, in rot und gold gehaltenen Schlafzimmer auf und ab ging. Auf dem Tisch und der Frisierkommode standen Tassen mit altem, eiskaltem Tee, und weitere Gefäße lagen neben achtlos hingeworfenen Kleidungsstücken auf dem Fußboden. Auf dem Schreibtisch türmten sich Bücher zu einem gefährlich hohen Stapel. Die goldgeprägten Rücken glühten im Licht, das durch die großen Fenster ins Zimmer fiel. Satinlaken lagen als zusammengeknüllte Masse neben den mit Schnitzereien verzierten Bettpfosten, und die Decke hing achtlos auf das Frühstückstablett herab, das Adom nicht angerührt hatte. Er hatte in dieser Nacht keinen Schlaf gefunden, denn seine Erinnerung kehrte immer wieder zu den furchtbaren Szenen der Zerstörung des Tempels zurück.
    »Rebellen!« flüsterte er voller Pein und hämmerte mit der Faust gegen die Wand.
    Er warf einen Blick aus dem offenen Fenster. Rote Staubwirbel tanzten durch die vom Feuer heimgesuchten Straßen Seirs und zerrten an verkohlten Dachbalken, bis sie knirschend und knackend nachgaben. Ein aus dem Staub geborener Halo umgab die flammend am Himmel stehende Sonne. Unheimliches Licht drang durch die Staubschwaden und veränderte die Farbe der Schatten von grau zu rauchigem azurblau. In der Ferne konnte er erkennen, was von seinem heiligen Bauwerk übrig geblieben war: Ein zerschmolzenes, klaffendes Loch. Ringsum standen ausgebrannte Häuser wie einsame Wächter. Obwohl die Feuerwehrmänner die ganze Nacht über an der Arbeit gewesen waren, stieg noch immer Rauch aus den Trümmern empor und zerfaserte im Wind.
    »Lieber Gott, was soll ich tun? Sag es mir!«
    Er breitete die Arme aus und schaute flehend zum tausend Jahre alten Bildnis Milcoms empor, das liebevoll an die Wölbung der Decke gemalt war. »Sag es mir … Herr? Herr!« Schuldgefühle suchten ihn heim.

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