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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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schauen, die Epagael über mich verbreitet hat. Wirke ich erschreckend auf dich – als Mann?«
    » … Nein.«
    »Laß es mich dir beweisen. Gib mir die Chance …«
    »Aber du bist kein Mann, oder?« Rachel hob die Hand und deutete auf seinen perfekten Körper. Sie konnte sehen, wie seine Bauchmuskeln sich bei ihren Worten anspannten und sich unter der seidenen Robe wölbten. »Wie hast du das gemacht? Dein Leuchten zu verlieren, meine ich?«
    »Ich habe einfach den Vortex um mich herum refokussiert. Ja, ich weiß, du glaubst jetzt, ich würde wieder nur leeres Wortgeklingel von mir geben, aber das stimmt nicht. Laß es mich dir erklären. Laß dir zeigen …«
    Rachel sprang auf und wich zurück. »Aktariel, wenn dir wirklich etwas an mir liegt, dann laß mich in Ruhe! Beweise, daß du es ehrlich meinst, indem … indem du mir diesen Traum schenkst – aber ohne dich. Laß mich einfach für ein paar Stunden allein durch diese Straßen wandern.« O Gott, wie sehr sie das brauchte. Nur eine kurze Zeit, in der sie die Stabilität eines Planeten spüren und die beruhigende Einfachheit einer weniger komplizierten Zeit erleben konnte.
    Aktariel nickte und starrte auf seinen leeren Becher. »Natürlich. Ich möchte, daß du glücklich bist.«
    Rachel eilte den Hügel hinab und überquerte den Platz. In der Ferne lockte der kristallblaue Ozean. Sie wollte jetzt nichts anderes, als barfuß durch den Sand zu laufen und den heranbrausenden Wogen zu lauschen, während sie nachdachte.
    Als sie sich dem Strand näherte, drehte sie sich um und schaute zu dem Hügel zurück, auf dem sie gesessen hatten. Aktariel war fort. Nur ein Hain mit sich sanft im Wind wiegenden Bäumen war dort zu sehen. »Warum quälst du mich, Aktariel? Was habe ich getan, um deine Aufmerksamkeit zu verdienen?«
    Rachel zog die Sandalen aus und lief auf den weißen Sand hinaus. Sie ließ sich Zeit, hob jede Muschel auf, an der sie vorüberkam, drehte sie wieder und wieder in der Hand, betastete sie und genoß den Geruch von Fisch und Seetang, der ihr anhaftete. Dabei bemühte sie sich, alle Probleme von ihrem Geist fernzuhalten. Sie wollte jetzt nichts anderes, als ein paar Stunden wie ein kleines Kind am Ufer zu spielen.
    Auf einem fernen Hügel lehnte Aktariel an einem Feigenbaum und schaute zu Rachel hinab, die unbeschwert über den Sand hüpfte, mitunter die Arme hochwarf und sich fröhlich im Kreis drehte. Selbst von hier aus konnte er die Freude spüren, die ihr Herz erfüllte, als wäre eine seit langem schwärende Wunde endlich verheilt.
    Aktariel preßte die Faust gegen den Mund und schüttelte den Kopf. Er wünschte sich, daß sie so empfand. Viel zu lange war er gezwungen gewesen, sie leiden zu sehen, ihre Verzweiflung zu spüren – alles in dem Bewußtsein, daß sie dadurch auf größere Aufgaben vorbereitet wurde. Er konnte es ertragen, Millionen Menschen hungern zu sehen, doch Rachels Elend brach ihm das Herz. Lieber hätte er den Holocaust auf dem Platz selbst erduldet, statt sie diesen Schrecken durchleben zu lassen.
    Aber … sie hatte diese Erfahrung selbst machen müssen.
    Aktariel verschränkte die Arme vor der Brust und stützte sich fester gegen den Baum. Es gab Dinge, um die er sich dringend kümmern mußte, doch er konnte nicht fort. Er hatte Rachel nicht sagen wollen, daß sie ohne ihn nicht in ihr eigenes Universum zurückkehren konnte. Das hätte ihr nur noch mehr Angst eingejagt. Also mußte er warten und ihr aus der Ferne zusehen, bis sie ihr Verlangen nach Erde, Wind und Sonne gestillt hatte. Dann würde er sie heimbringen.
    Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. In seiner Brust breitete sich ein Schmerz aus, der sein Herz zu umklammern drohte. »Du bist ein Narr«, flüsterte er rauh. »Ein verdammter Narr.«

 
KAPITEL
26
     
     
    Dannon lag mit dem Gesicht nach unten in einem engen Kabelschacht und versuchte, etwas Schlaf zu finden. Seine ohnehin schon abgewetzte schwarze Robe hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden stark gelitten, während er versucht hatte, sich mit einem der magistratischen Offiziere auf Deck sieben in Verbindung zu setzen.
    In der Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern fluteten Erinnerungen hoch. Die vielen verletzten und sterbenden Gamanten vermischten sich mit den stummen Fragen und dem Schmerz in Jeremiels Augen. In Neils Innerem tobten die Emotionen wie aufgescheuchte Hornissen. Seine Gedanken wanderten zu den Saloons auf Vensyl zurück. Er und Jeremiel hatten in einer der Nischen

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