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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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an der Außenwand Platz genommen, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die zerklüfteten Bergspitzen hatte, die sich vor dem Vollmond in den Himmel bohrten. Er erinnerte sich so genau an diese Szene, daß er fast wieder den Pinienduft roch, der vom Wind herangetragen wurde.
    Wann war alles aus dem Ruder gelaufen? Neil durchwühlte seine Erinnerungen, doch er konnte den genauen Zeitpunkt nicht bestimmen. Irgendwann, irgendwo hatte die Untergrundbewegung aufgehört, lediglich eine Hilfsorganisation für in Bedrängnis geratene Gamanten zu sein, und sich in eine regelrechte Kriegsmaschinerie verwandelt. Und von da an gab es nur noch eine Regel: Hart zuschlagen und schnell weglaufen.
    Er hatte Jeremiel angefleht, innezuhalten und sich genau anzusehen, was aus ihnen geworden war. Doch das hatte Jeremiel nie getan. Selbst jetzt hatte er seine tiefe Stimme noch im Ohr: »Der Wirbelsturm hat uns gepackt und schleudert uns wild herum, daß ich nur eine Möglichkeit sehe, ihm zu entkommen – indem ich in sein Zentrum vorstoße.«
    »Aber, Jeremiel …«
    Dannons Finger zitterten, als er das Gesicht in den Händen vergrub. Wie viele unschuldige Menschen waren gestorben, während sie über gamantische Rechtschaffenheit salbaderten? Auge um Auge.
    Nach einer Weile hieß es fünf Augen für eins – sie rechtfertigten sich dafür mit dem Hinweis auf frühere magistratische Greueltaten. Dann waren es zehn zu eins … zwanzig zu eins.
    Und schließlich konnte Neil es nicht mehr ertragen. Als sie den Angriff auf Silmar planten, hatte er sich innerlich zusammengekrümmt, als er hörte, mit welcher Unzahl von Opfern sie rechneten. Davor hatte er nicht länger die Augen verschließen können.
    Als er damals während der Strategiesitzung aufgestanden war, hatte er genug gehabt von all dem Schrecken, von den Schreien, die ihn nachts in seinen Träumen heimsuchten, von den angstverzerrten Gesichtern der Kinder, die durch von Kanonen verwüstete Straßen irrten.
    »Jeremiel«, hatte er gesagt, »komm, laß uns ein Bier trinken und miteinander reden.«
    Baruch hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt. Seine Augen schienen in weite Fernen zu blicken – in Gedanken war er längst bei der Schlacht, die er gerade so gründlich und effektiv geplant hatte. Schließlich hatte er Dannon freundlich auf die Schulter geklopft und gesagt: »Ich muß noch mit Rudy sprechen“. Es gibt da ein paar ballistische Probleme, die wir dringend durchsprechen müssen. Später, ja? Vielleicht morgen, wenn wir …«
    Aber es hatte kein Morgen gegeben. Neil hatte seine Entscheidung auf der Stelle gefällt. Dann hatten die Magistraten angefangen, zurückzuschlagen, und ganze gamantische Welten waren ihrer Vergeltung zum Opfer gefallen.
    Dannon stöhnte leise. »Warum wolltest du nicht zuhören, Jeremiel? Warum nicht?«
     
    Cole Tahn schlief und träumte von den angenehm bequemen Tagen auf der Akademie. Der süße Duft der giclasianischen Apfelblüte erfüllte die Luft. Er und Maggie Zander lagen nebeneinander unter einem mächtigen Baum. Ihr hübsches Gesicht wurde von den Schatten der Äste gesprenkelt, und das goldene Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern.
    »Ich verstehe nicht, wieso du in Physik so brillant bist und dann in dem einfachen intergalaktischen Sprachtest durchfällst«, meinte sie.
    Tahn lachte. »Ich bin eben nur in den nutzlosen Fächern gut. Singularitäts-Antriebe und …«
    »Bitte, sei jetzt ernst. Du wirst den Abschluß nie schaffen, wenn du dir nicht besonders in den Fächern Mühe gibst, die du langweilig findest.«
    Tahn lächelte, nahm ihre Hand und küßte sie sanft. »Meine liebe Maggie, mach dir nur keine Sorgen um mich. Wenn es sein muß, schlage ich mir eben die Nächte vor dem Examen um die Ohren und pauke alles gründlich.«
    »Ja, und damit kommst du wahrscheinlich auch noch durch, während andere sich das ganze Semester hindurch abstrampeln müssen. Ich finde, es ist nicht gut, wenn man so begabt ist. Dann fällt einem alles viel zu leicht. Und eines Tages wirst du das bereuen.«
    »Tatsächlich? Warum?«
    »Weil du dadurch zu selbstsicher wirst und dann vielleicht genau im falschen Moment einen Fehler machst. Sofern deine Kommilitonen dich nicht schon lange vorher aus Eifersucht umbringen. Von mir hast du natürlich nichts zu befürchten. Ich bin ja verrückt genug, dich zu lieben.«
    Sie lachte fröhlich, und den Klang ihrer Stimme hatte er tief in seinem Gedächtnis verankert, um sich immer daran erinnern zu

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