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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ansah, wie Sie vorgingen, fing ich an, Sie zu bewundern. Sie waren so verdammt exakt, so perfekt in Ihren Einschätzungen – wie eine Maschine. Sauber, präzise, und ohne Gefühle.«
    »So wirkt das von außen?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, Angst und Verzweiflung passen nicht zu dieser Beschreibung?«
    »Sicher nicht. Außerdem können Sie sich solche Gefühle gar nicht leisten, wenn man bedenkt, in welcher Klemme Sie gerade stecken. Was wollen Sie tun? Wenn Sie nach Tikkun fliegen – und etwas anderes bleibt Ihnen kaum übrig – haben Sie es mit fünfzehn magistratischen Militärbasen zu tun, die nur auf Sie warten. Sie können nicht …«
    »Vielleicht kann ich doch.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Sie sind ziemlich pessimistisch.«
    »Außerdem wird Bogomil in zwei Wochen dort auftauchen. Und ganz gleich, wie sehr Ihre Leute sich beim Unterricht auch anstrengen, sie werden keine Chance gegen die an der Akademie ausgebildeten Soldaten haben.«
    Jeremiel umklammerte seinen Becher fester und wünschte sich, Epagael würde Carey in die Grube der Finsternis werfen, weil sie seine eigenen Befürchtungen noch bestärkt hatte. »Auch dessen bin ich mir bewußt.«
    »Dann haben Sie einen Plan?«
    Jeremiel mußte kichern und fing schließlich laut zu lachen an. »Erwarten Sie, daß ich davon erzähle?«
    Careys ernste Miene brachte ihn zum Verstummen. »Den Plan werde ich so oder so bald erfahren. Ihr guter Freund Dannon wird – sofern er noch lebt – Tahn zweifellos genau erzählen, welche Vorgehensweise er von Ihnen erwartet. Und Sie sitzen hier …«
    »Und bin viel zu ehrlich zu einer Frau, die ich viel zu sehr mag.«
    Jeremiel schlug mit der Faust auf den Tisch, wodurch sowohl sein Becher als auch Careys Glas umfielen und ihren Inhalt über Tischplatte und Teppichboden ergossen. Ihre Blicke trafen sich und Jeremiel sah, wie ihr Ausdruck sanfter wurde. Er schüttelte den Kopf und meinte rauh: »Verdammt.«
    »Nun«, flüsterte Carey und legte die Hände in den Schoß, »jetzt wird es ungemütlich. Ich glaube, ich habe Sie lange genug abgelenkt.«
    »Sie haben es ungemütlich gemacht, nicht ich.«
    »Weil ich Sie nach Ihrer Strategie gefragt habe? Werfen Sie mir das bitte nicht vor. Ich dachte mir, Sie könnten Hilfe brauchen.«
    »Ach ja? Die kann ich tatsächlich brauchen. Erzählen Sie mir, wie Tahn das Schiff zurückerobern will?«
    Carey zögerte. Absichtlich? Wenn ja, war sie eine ausgezeichnete Schauspielerin. Trotzdem wünschte Jeremiel sich mit jeder Faser seines Herzens, er könnte sie auf seine Seite ziehen. »Carey, sagen Sie mir nur …«
    »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.« Carey erhob sich und lief fast in Richtung Tür.
    Jeremiel sprang auf, packte ihr Handgelenk und sagte drängend: »Ich brauche Ihre Hilfe. Bitte, helfen Sie mir, Carey. «
    Halloway wehrte sich gegen seinen Griff, doch Jeremiel ließ nicht locker. Eine Minute standen sie dicht beieinander, dann zwei. Jeremiel spürte, wie ihr Pulsschlag sich immer mehr beschleunigte, bis er ebenso raste wie sein eigener. Ein Gefühl der Verzweiflung überkam ihn, das beinahe an Hoffnungslosigkeit grenzte. Schon in wenigen Stunden würde er mit diesem Schiff in die Höhle des Löwen fliegen müssen, und dann blieb ihm nichts als zu beten, daß er auch diesmal wieder einen Ausweg fand. Sein Blick streichelte Careys schimmerndes Haar, die sanften Linien und die zarte Haut ihres Gesichts. Mit einer einzigen Bewegung ließ er ihr Handgelenk los, schloß sie in die Arme und küßte sie.
    Carey wehrte sich halbherzig, dann schien sie dahinzuschmelzen und drängte sich gegen ihn. Sie erwiderte den Kuß sanft und ruhig, als hätten sie alle Zeit der Welt. Jeremiel zog sie enger an sich, während irgendwo in seinem Verstand eine Stimme flüsterte: Ein Spiel. Das ist alles nur ein Spiel. Wir nutzen beide jedes Mittel, das uns zur Verfügung steht … aber es ist schön. Und was schadet es schon, wenn wir uns eine Weile gegenseitig trösten? Was schadet es …
    Jeremiel löste sich von ihr und wich unsicher zurück. Irritiert bemerkte er, daß seine Hände zitterten.
    »Carey«, sagte er leise, »du gehst jetzt besser. Und sag Tahn, daß Dannon in einem Punkt absolut recht hat. Wenn er mich in die Enge treibt, jage ich das Schiff in die Luft. Hast du verstanden?«
    Carey zögerte einen Moment. »Jeremiel, wenn ich könnte …«
    Jeremiel schloß die Augen und ballte die Fäuste. »Du kannst.«
    »Nein, ich kann nicht«, erwiderte sie ruhig. »Aber ich werde

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