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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Augen der Frau zeichnete sich die Vorahnung des Todes ab. Ihre Schultern zuckten unter lautlosem Schluchzen.
    »Was meinen Sie mit keine?«
    »Sie hat uns nichts gesagt! Wir haben alles versucht, aber …«
    »Sie haben Sie hier zu Ihrem Privatvergnügen benutzt und dabei keinerlei Informationen erhalten? Sie Idiot! Hätten Sie uns die Frau übergeben, hätten wir schon längst mittels einer Gehirnsondierung alles aus ihr herausgeholt!«
    »Als planetarer Befehlshaber stehe ich im Rang über Ihnen, Captain. Sie haben meine Befehle zu befolgen!«
    »Den Teufel werde ich tun!« Tahn versetzte Lichtner einen überraschenden Rückhandschlag. Der Captain stolperte gegen einen Stuhl und stieß hart gegen die Wand. Er rappelte sich wieder hoch und griff wie ein wütender Bulle an, doch Tahn erwischte ihn mit einem Tritt gegen die Brust.
    Trotz des Kampfes galt Neils Aufmerksamkeit Syene, die zum Fenster gekrochen war und mit zitternden Fingern nach dem Griff tastete.
    »Sie will fliehen!« brüllte Lichtner vom Boden aus.
    Syene war schon halb zum Fenster hinaus, doch Tahn packte ihr Bein und zerrte sie zurück. In diesem Moment dröhnte mitten im Zimmer ein Schuß auf.
    Von unten hörte man Lichtners Soldaten schreien. »Sie sind da! Lauft! Baruch kommt …«
    Neils Herzschlag schien auszusetzen. Hier? Er stürzte zum Fenster und sah Jeremiel, der auf das Gebäude zulief, dicht gefolgt von Rudy. Doch dann lenkte das Geschehen im Innern des Zimmers Neil wieder ab. Tahn legte Syene sanft auf das Bett und richtete sich auf. Seine Uniform war von ihrem Blut befleckt.
    Neil sah, daß Syenes Brust aufgerissen war. Der Schuß hatte sie nur gestreift, doch die Wunde war tödlich.
    Lichtner hielt noch immer die Pistole in der Hand. Seine Augen leuchteten. »Sie wollte fliehen!« erklärte er, als er Tahns wütendes Gesicht und die geballten Fäuste sah. »Ich wollte sie nicht töten! Das war nur ein Warnschuß!«
    »Gehen Sie, Simmons!« rief Tahn seinem Gruppenleiter zu. »Wir müssen hier schleunigst verschwinden. Wenn das da unten Baruch ist, sind seine Truppen auch nicht mehr weit.«
    Neil erhob sich schwankend und wich stolpernd an die Wand zurück, als die Männer hinauseilten und ihn allein zurückließen. Die plötzliche Stille lastete wie ein bleiernes Tuch auf ihm.
    »Syene«, murmelte er kläglich. »Ich habe nicht geahnt, was sie tun würden. Das schwöre ich.«
    Dann hörte er eine kaum vernehmbare, flehende Stimme. »Neil?«
    Er sank schluchzend gegen die Wand. Sie lebte noch! Neil machte einen unsicheren Schritt auf sie zu, wandte sich dann ab und lief davon.
    Als er sich dem Ende des Flurs näherte, hörte er Rudys Stimme rufen: »Sie kommen schnell näher, Jeremiel. Beeil dich!«
    Stiefelschritte erklangen auf der Treppe. Neil huschte ins nächste Apartment und schloß die Tür hinter sich. Er preßte sich gegen die Tür und hörte Jeremiels schmerzerfüllten Schrei. »Syene?«
    Voller Panik rannte Neil zum Hinterausgang, um bei Tahn Schutz zu suchen, bevor …
     
    Das plötzliche Geräusch, mit dem sich eine der Kühleinheiten einschaltete, schreckte Neil hoch.
    »Oh.« Seine Stimme klang brüchig. »Es … es war … nur ein Traum.«
    Fröstelnd verschränkte er die Arme über seinem schmerzenden Leib.
    »O Gott … o Gott, o Gott.«
    Neil wischte sich das schweißnasse Haar aus der Stirn, lehnte den Kopf gegen das Metall und starrte an die Decke.
    Er hörte Schritte. Die zweite Schicht? Oder war es schon Morgen? Er fühlte sich zu schwach, um aufzustehen und sich zu erkundigen. Stimmen wurden zwischen den langen Reihen der Maschinen laut, und Neil sah zwei rotgekleidete Soldaten, die offenbar ziellos durch die Geschützkammer schlenderten. Er ballte die Fäuste. All die Verzweiflung, die er in den letzten vier Monaten und zweiundzwanzig Tagen zu verdrängen gesucht hatte, war wieder da. Und der Schmerz kehrte zurück.
    Der Abgrund in seiner Seele klaffte weiter auf.

 
    14. Tishri
     
    Stauberfüllte Hitze lastete in den Straßen von Derow und verstärkte die Qualen.
    Nachdem er anderthalb Tage gestanden hatte, schmerzte Pavels mißhandelter Rücken, als würden ihn Dämonen mit rotglühenden Spießen martern. Er reckte sich mühsam und blickte über die sonderbar stille Menschenmenge hinweg, die in der langen Straße zusammengedrängt war. Kinder hatten sich auf dem Pflaster ausgestreckt, die Köpfe im Schoß ihrer Mütter geborgen. Ein paar ältere Leute hatten sich im Schatten eines Baumes zusammengefunden.

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