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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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schon. Wissen Sie, Sie trinken mehr als so mancher Mann.« Er ging zum Wandschrank hinüber, um die Flasche und ein Glas zu holen. Auf dem Rückweg zum Tisch nahm er seinen Becher mit.
    »Was für eine bösartige Bemerkung«, meinte Carey.
    »Ach, reden wir jetzt über Bösartigkeiten? Das wäre wenigstens mal ein ganz neues Thema.«
    Carey lächelte entwaffnend. »Aber denken Sie nicht, daß Sie Vorteile davon hätten. Ich vertrage auch mehr als so mancher Mann. Allerdings ist das Saufen noch ein recht neues Talent – ich habe erst damit angefangen, seit Sie an Bord sind.«
    Jeremiel lächelte zurück. »Tatsächlich? Und ich dachte, Tahn hätte Sie schon längst in den Suff getrieben.«
    »Er ist nicht so schlecht, wie Sie glauben.«
    »Ich fürchte, da sind wir unterschiedlicher Ansicht.«
    Carey stellte sich dicht neben Jeremiel, als er die Flasche öffnete und das Glas füllte. Ihr Parfum umgab ihn wie eine ganze Wiese voller Wildblumen. Jeremiel warf ihr einen verstohlenen Seitenblick zu und bemerkte, daß sie die Fäuste so fest geballt hatte, daß sich die Haut über den Knöcheln weiß färbte. Und wie es schien, bemühte sie sich auch angestrengt, nicht zu schwer zu atmen. Jeremiel runzelte die Stirn. Entweder ging es um eine ungewöhnlich bedeutsame Sache, oder sie war an das, was sie hier tat, nicht gewöhnt. Vielleicht traf sogar beides zu. Gab sie jemandem Deckung? Tahn? Plötzliche Angst durchfuhr ihn. War jetzt die Zeit gekommen? Vor zwei Tagen hatte er den Weg von Tahns Kabine zu Deck sieben freigemacht.
    Baruch reichte ihr das Glas und beobachtete interessiert, wie lange ihre Finger dabei die seinen berührten. Ein leiser Schauer durchlief ihn, genau, wie sie das wohl beabsichtigt hatte. »Setzen Sie sich, Carey.«
    »Ich glaube, ich stehe lieber.«
    »Wie Sie wünschen.« Jeremiel zog seinen Sessel heran und stellte einen Fuß auf die Sitzfläche. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Einige meiner Leute weigern sich, Ihre Mannschaft zu unterrichten, und …«
    »Ach ja? Ich habe von meinem Stab keine entsprechenden Beschwerden gehört.«
    »Trotzdem …«
    »Ich nehme an, es ist Ihnen lieber, wenn ich nicht damit drohe, jeden Spezialisten zu töten, der nicht zur Mitarbeit bereit ist?«
    »Allerdings. Solche Drohungen würden die Spannung kaum vermindern.«
    Jeremiel nickte freundlich. »Nun, jedenfalls kann ich Widerstand auch nicht dulden. Was schlagen Sie vor, sollen wir tun?«
    Carey blickte ihn unsicher an, als wisse sie nicht genau, wie sie reagieren sollte. Stand ihm sein Verdacht so sichtbar im Gesicht geschrieben? Oder fühlte sie sich einfach unwohl in der Rolle der Intrigantin? Sie leerte ihr Glas bis auf den letzten Tropfen und hielt es ihm hin, um sich nachschenken zu lassen.
    »Fällt Ihnen das Gespräch mit mir schwer?« fragte Jeremiel.
    »Bis jetzt nicht.«
    »Was erwarten Sie denn von mir?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wirklich? Wie enttäuschend.«
    Carey zog eine Augenbraue hoch. »Ja? Wieso?«
    »Sie sind doch ein Profi. Eigentlich hätten Sie eine Strategie ausarbeiten müssen, bevor Sie herkamen.«
    Carey fixierte ihn mit einem durchdringenden, zugleich aber auch etwas furchtsamen Blick. »Was meinen Sie damit?«
    Jeremiel schüttelte abschätzig den Kopf und schlenderte bewußt langsam zum Terminal hinüber, um Carey noch nervöser zu machen. Die Kohlendioxydanzeigen wiesen eindeutig auf Deck sieben hin; in keiner der anderen Kammern wurden ungewöhnliche Werte verzeichnet. Ja, rede mit Neil, Tahn.
    Schließlich drehte er sich um und sagte: »Beantworten Sie mir eine Frage? Bis zu welchem Grad soll ich eigentlich verwirrt werden? So sehr, daß ich alles andere vergesse?« Er ließ seinen Blick von oben bis unten über Careys Körper wandern. »Oder haben Sie mit meinem gamantischen Sinn für Anstand und Schicklichkeit gerechnet? Der wird allerdings meist sträflich überschätzt.«
    Careys blasse Wangen zeigten einen Anflug von Röte. Sie fuhr sich durch das herbstfarbene Haar und meinte: »Es scheint immer riskant zu sein, bei Ihnen mit irgend etwas zu rechnen.«
    Jeremiel betrachtete sie ernst, während Carey unbehaglich in ihr Whiskeyglas starrte.
    »Aus welchem Grund sind Sie wirklich hergekommen?«
    »Ich hatte keinen besonderen Anlaß.«
    »Nun, dann wollen wir mal sehen, ob ich den Grund nicht herausfinden kann.« Jeremiel machte drei schnelle Schritte und blieb direkt vor ihr stehen. »Unterhalten wir uns doch einfach darüber, wie Tahn plant, das Schiff wieder zu

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