Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Karyn aus.«
Yaels Augen strahlten plötzlich, und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Vielen Dank, Daddy.«
»Wirst du auch daran denken, daß du sagen mußt, du bist zehn Jahre alt, nicht zwölf?«
»Ich bin zehn.«
»Und du bist ein Junge, vergiß das nicht.«
»Zehn und ein Junge. Ist klar.«
»Das ist meine kluge Tochter.« Pavel zog sie an sich. »Klug und hübsch.«
Yael kicherte, doch noch immer schimmerten Tränen in ihren Augen.
»Mach dir keine Sorgen, Kleines. Ich passe schon auf dich auf.«
Das Schiff setzte mit einem leichten Rucken auf. Die Türen öffneten sich, und draußen rief ein Mann: »Beeilung! Alles rauskommen!«
Die Menschen strömten aus dem Schiff hinaus ins Freie. Pavel schaute sich um und betrachtete die Felsketten, die sie wie eine Gefängnismauer umgaben. Überall stolperten verängstigte und erschöpfte Menschen durch den Sand. Konnte es tatsächlich sein, daß all das hier wirklich geschah?
Rund hundert Soldaten nahmen die Ankömmlinge mit feindseligen Mienen in Empfang. Weiter hinten erhob sich ein großes Gebäude, das von einem Photonenzaun umgeben war. In der Nähe stand eine Reihe von Schiffen, in deren Schatten weitere Soldaten lagerten.
Pavel fuhr herum, als hinter ihm jemand aufschrie. Ein Soldat rammte einer Frau den Kolben seines Gewehrs gegen die Kiefer. Die Frau stürzte zu Boden, während ihr das Blut aus dem Mund schoß.
Die Menschen drängten eilig weiter und rissen Pavel mit. Er packte Yaels Hand fester, um sie nicht zu verlieren. Gemeinsam schritten sie durch das Tor in den umzäunten Bereich.
»Heiliger Himmel«, flüsterte Großvater neben ihm. »Was ist das nur für ein Ort?«
Von innen gesehen wirkte der Photonenschild wie eine unendlich hohe, goldene Mauer, die im Licht der untergehenden Sonne funkelte. Die Gebäude, die hier standen, bildeten einen mächtigen, quadratischen Komplex. Doch sonderbarerweise zeigten sich in den Wänden weder Türen noch Fenster.
»Aufgepaßt, Gamanten!« brüllte jemand weiter vorn. »Achtung!«
Pavel stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Menge hinwegsehen zu können. Ein großer, würdevoll aussehender Mann stand auf einem Podest. Er hatte hellbraunes Haar, einen herabhängenden Schnurrbart und trug eine leuchtend rote Uniform.
»Willkommen in Block 10«, rief er und lächelte zufrieden. »Ich bin Major Lichtner. Sie alle sind politische Gefangene, Unruhestifter, von den Galaktischen Magistraten als gefährlich eingestuft. Aus diesem Grund sind Sie hier. Ihr einziger Nutzen für die Regierung besteht darin, daß wir durch Sie Aufschlüsse über die gamantische Denkweise erhalten können. Die Magistraten möchten genau erforschen, wie Ihr Gehirn diese zerstörerischen Verhaltensmuster entwickelt. Als Ergebnis …«
Pavels Knie gaben nach, und Großvater mußte ihn stützen.
Sekan blickte furchtsam zwischen Pavel und Jasper hin und her. »Was … was bedeutet das?«
»Es bedeutet, daß Toca vielleicht mehr Glück gehabt hat als wir anderen«, flüsterte Jasper.
»Bewegung«, rief einer der Wachtposten und stieß die Menschen mit dem Gewehrlauf an. »Los! Weitergehen!«
Sie passierten eine Reihe großer, transparenter Behälter. Zuerst konnte niemand erkennen, was sie enthielten, doch dann ging ein Stöhnen durch die Menge. Tausende von Kindern drängten sich im Innern der Container gegen die Wände und starrten mit toten Augen hinaus.
Alle waren ungefähr zehn Jahre alt. Oder zwölf?
Pavel blieb wie angewurzelt stehen und konnte den Blick nicht abwenden. Schieres Grauen überkam ihn.
KAPITEL
37
Rachel stand im schwachen Schein der Nachtbeleuchtung draußen vor Tahns Kabine. Sie fühlte sich verwirrt und zutiefst beunruhigt. Wieder und wieder hatte sie über ihr Gespräch mit Aktariel in Tverya nachgedacht, bis sie schließlich überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Nur eines wußte sie bestimmt – jeder Mensch, der Aktariel in der Vergangenheit vertraut hatte, lag tot in einem längst vergessenen Grab.
Und tief hinten in ihrem verwirrten Verstand löste auch der Name Yeshwah ein beunruhigendes Gefühl aus. War Yeshwah ben Yosef der gleiche Yeshwah, der zusammen mit Avram und Sinlayzan zu den heiligen Vätern des Volkes gehörte? Diese Möglichkeit erschreckte sie. Was bedeutete das in letzter Konsequenz? Wenn jener Yeshwah ben Yosef, den sie in Tverya gesehen hatte, nie mit Aktariel zusammengetroffen war, folgte dann daraus, daß er auch nicht zu einem der
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