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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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heiligen Patriarchen geworden war? Und bedeutete das wiederum, daß das gamantische Volk in irgendeiner fernen Vergangenheit zu existieren aufgehört hatte? Hatte Aktariel die Fäden dieses Universums manipuliert, um ihr Volk zu erhalten? Und wenn ja, warum?
    Rachels Blick wanderte über die grauen Deckenplatten, den grauen Teppichboden und die grauen Schatten, die jeder Türrahmen entlang des Korridors warf. Wie konnten menschliche Wesen nur so leben? Die farblose Umgebung zerrte an ihren Nerven und schien ihr sämtliche Energie zu rauben.
    Sie schloß die Augen und versuchte, sich den Geschmack des Weins in Erinnerung zu rufen. Aktariels Worte über verschiedene Universen und deren Verbindungen verfolgten sie ebenso wie sein Lachen und seine sanften Berührungen. Und beides erfüllte sie mit Besorgnis. Der Betrüger. Trotz Aktariels Erklärungen, in denen er über die Natur der Versuchung gesprochen hatte, ließen die alten Lehren sich nicht so einfach von der Hand weisen. War es möglich, daß er ihr Vertrauen auf betrügerische Weise zu erschleichen suchte? Verspürte sie deshalb den Wunsch, ihm zu glauben? Als er sie zur Hoyer zurückgebracht und dann verschwunden war, hatte sie ein Gefühl des Verlustes empfunden, das stärker und stärker wurde.
    Außerdem mußte sie schon bald Jeremiel berichten, was sie von Aktariel erfahren hatte. Eigentlich zögerte sie diesen Schritt schon viel zu lange hinaus, doch andererseits war sie immer wieder davor zurückgeschreckt, weil ihr durchaus klar war, daß Aktariel sein eigenes Spiel trieb. Trotzdem hatte sie den Eindruck, ihm glauben zu müssen. Konnte er dieses Gefühl gegen ihren Willen in ihr erwecken? Besaß er die Macht, die Gedanken anderer zu beeinflussen?
    Hinter ihr sagte eine sanfte Stimme: »Nein, Rachel, ich kann deine Gedanken nicht kontrollieren.«
    Rachel zuckte zusammen und drehte sich um. Aktariel stand groß und gutaussehend am Ende des Gangs. Sein goldenes Leuchten war verschwunden, und er wirkte einfach wie ein besonders hübscher Mann.
    »Aber du kannst Gedanken lesen.«
    »Das ist sehr leicht, wenn man erst einmal die Funktionsweise des Vortex verstanden hat. Da er mit allem verbunden ist, kann man ihn überallhin verfolgen. Doch dein freier Wille bleibt dir erhalten. Wenn ich die Menschen zwingen könnte, bestimmte Dinge zu glauben, hätte ich bestimmt nicht so viele Probleme mit meinem Ruf als Betrüger, meinst du nicht auch?«
    Rachels Magenmuskeln verkrampften sich, als er näher kam. »Warum bist du hier?«
    »Wir müssen uns ernsthaft unterhalten.«
    »Weshalb?«
    »Du hast Jeremiel noch nichts von dem Manöver des verschnürten Sterns erzählt, das die Magistraten vorbereiten. Warum nicht?«
    Er blieb dicht vor ihr stehen und fragte, als sie keine Antwort gab: »Willst du mich prüfen? Haben meine anderen Hinweise etwa nicht gestimmt?«
    »Offenbar kannst du die Gedanken doch nicht so genau lesen.«
    »Vor allem die nicht, die ungenau und verwaschen sind. Laß mich dir helfen, eine Entscheidung zu treffen. Hast du Angst, es Jeremiel zu sagen?«
    Rachel wich zwei Schritte zurück. »Ich weiß nicht, wie ich es ihm beibringen soll. Wenn ich hingehe und ihm erzähle …«
    »Warum sagst du ihm nicht einfach die Wahrheit, statt bei deinen ›Traumgeschichten‹ zu bleiben?«
    Rachel lachte ungläubig. »Ja, sicher, wenn ich ihm erzähle, daß du wirklich existierst, wird er natürlich höchst erfreut sein.«
    »Nun ja«, meinte Aktariel und lehnte sich gegen die Wand, »im Grunde geht es ja nicht um seine Gefühle. In Wahrheit versuchen wir doch, ihm dabei zu helfen, seine halb ausgebildete Mannschaft auf die größte Herausforderung vorzubereiten, der sie je gegenüber gestanden hat.«
    »Ach. Ist es das, was wir tun?«
    Rachel verschränkte die Arme vor der Brust und bereitete sich innerlich auf die Auseinandersetzung vor. Was würde dabei herauskommen, wenn sie jede Nachricht von ihm weitergab? Veränderte sich damit die Wirklichkeit nach seinem Geschmack? Und wer würde diesmal sterben? Sie selbst? Jeremiel? Sybil?
    »Ach, du glaubst, ich lüge dich an. Zu meinem eigenen Nutzen?« Aktariel strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ich will mich nicht mit dir streiten, Rachel. Was ich dir gesagt habe, ist die Wahrheit. Wenn du mir nicht glaubst, werden wir alle einen sehr hohen Preis dafür zahlen.«
    »Was für einen Preis?«
    »Ein paar hunderttausend Menschenleben. Die meisten dieser Menschen leiden schon jetzt furchtbare Qualen in der

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