Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
yaguthischen Wüste und beten inständig, daß der Untergrund bereits unterwegs ist, um sie zu befreien. Ist es dir wirklich lieber, sie dort schmachten zu lassen?«
    »Willst du damit sagen, ich wäre es schuld, wenn sie sterben?«
    Aktariel betrachtete sie forschend. »Sagen wir einfach, deine Handlungsweise ist von wesentlicher Bedeutung für ihr Wohlergehen.«
    »Warum sprichst du nicht einfach selbst mit Jeremiel? Warum mußt du mich als Botin benutzen? Mir gefällt das nicht.«
    »Ach, Rachel, Rachel …«, flüsterte Aktariel traurig. Er streckte eine Hand aus, um ihr übers Haar zu streichen, doch sie zuckte zurück, als hätte er sie verbrannt. »Rachel, es gibt viele Dinge im Leben, die uns nicht gefallen. Trotzdem müssen wir unsere Pflicht tun.«
    »Pflicht?« flüsterte Rachel ungläubig. »Pflicht! Wenn das Leben dieser Menschen dir so viel bedeutet, weshalb rettest du sie dann nicht? Du besitzt Kräfte, die ich mir nicht einmal vorstellen kann. Warum vernichtest du nicht einfach ihre Feinde oder … oder rufst zwölf Legionen Engel herbei, um sie zu retten?«
    Aktariel starrte sie für einen Moment lang an. »Ich wollte, du hättest nicht ausgerechnet diese Worte benutzt. Aber, um deine Frage zu beantworten: Es gibt keine Engel, über die ich gebiete.« Er deutete mit der Hand auf Rachel. »Ich habe nur dich.«
    »Vermutlich war es wirklich eine schlechte Wortwahl«, erwiderte Rachel kalt. »Vielleicht hätte ich besser Dämonen sagen sollen.«
    »Oh, Rachel.« Aktariel schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was sie gesagt hatte.
    Ein warmer Windstoß fuhr durch den Gang. Rachel drehte sich erschreckt um. Dicht hinter ihr wirbelte der Vortex und schien mit schwarzen, zerfaserten Fingern nach ihr zu greifen.
    Müde sagte Aktariel: »Nimm dein Mea mit, wenn du zu Jeremiel gehst. Du wirst es brauchen.«
    Er trat in den Wirbel und verschmolz mit der Schwärze, die ihn regelrecht aufzusaugen schien.
    Ratlos stand Rachel da und blickte auf die Stelle, wo Aktariel verschwunden war. Was hatte er mit seinen Worten gemeint?
    »Aber es funktioniert nicht mehr. Es ist tot. Wozu sollte ich es brauchen? Aktariel? Aktariel, sag mir warum!«
     
    Jeremiel stand im Konferenzraum auf Deck zwanzig. Die Lampen waren ausgeschaltet, und vor ihm über dem Tisch schwebte eine holographische Darstellung Tikkuns wie ein großer, blaugrüner Ball. Die drei großen Kontinente waren ungleichmäßig über den Globus verteilt; zwei befanden sich in der nördlichen Hemisphäre, der dritte im Süden. Die ausgedehnten, tiefblauen Ozeane waren mit Tausenden von Inseln gesprenkelt.
    Avel Harper deutete auf eine Region des Nordammanischen Kontinents. »Was ist damit? Das Gebiet ist doch sehr isoliert.«
    Jeremiel strich sich über den Bart. »Das ist schon richtig, aber wir wissen nicht, wo die Magistraten ihre Wüstenstützpunkte eingerichtet haben. Außerdem gibt es dort weder Dörfer noch andere Versorgungsmöglichkeiten, sondern nur ein paar Karawansereien in den vereinzelten Oasen.«
    Harper zuckte die Achseln. »Ich glaube kaum, daß dies für die Flüchtlinge von Horeb von Bedeutung ist. Die meisten von ihnen sind an ein karges, entbehrungsreiches Leben gewöhnt.«
    »Ich weiß. Aber ein Neuanfang ist auch so schon schwer genug. Es wäre mir lieber, ich könnte sie in der Nähe gleichgesinnter Gemeinschaften absetzen.«
    »Das wird schon schwieriger«, meinte Harper. »Die Flüchtlinge haben sich schließlich bereits in zwei sehr gegensätzliche Gruppen aufgespalten – die Alten Gläubigen und die Tartarus-Anhänger. Vielleicht sollten wir die beiden Gruppen getrennt voneinander absetzen?«
    Jeremiel seufzte. Er war Soldat und verstand wenig von soziologischen Problemen. Innerhalb der Untergrundflotte konnte er auf das Fachwissen von Spezialisten zurückgreifen, die derartige Probleme für ihn aufbereiteten. Er wünschte, er könnte auch jetzt ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Was war, wenn er nun einen Fehler machte, der diese Menschen langfristig zu einer erbärmlichen Existenz verurteilte? »Wenn wir das tun, fördern wir damit die Aufsplitterung zusätzlich. Ist es das, was wir wollen?«
    »Tja, ich weiß nicht recht, aber wenn wir sie gemeinsam absetzen, kann ich dafür garantieren, daß der Bürgerkrieg sofort wieder aufflammt. Wollen wir das etwa?«
    Jeremiel schüttelte den Kopf und betrachtete stirnrunzelnd das Holo. Der Anblick weckte Erinnerungen in ihm, Erinnerungen an weite Gerstenfelder, über die sanft der

Weitere Kostenlose Bücher