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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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von unterdrücktem Schluchzen zuckten. Hatte er etwas Falsches gesagt?
    Er rückte etwas näher und tätschelte ihr den Arm. »Es tut mir leid, Sybil. Manchmal sage ich dumme Sachen und merke es nicht einmal. Aber ich hab’s nicht so gemeint.«
    Sybil zog die Knie an, legte ihren Kopf darauf und heulte. Mikael wußte nicht, wo er hinschauen sollte. Schließlich merkte er, daß einer ihrer Schuhe noch offen war. Er beugte sich vor und band die Schnürsenkel mit einem doppelten Knoten zusammen. Er hatte ihr schon oft gezeigt, wie man diesen Knoten machte, aber bisher hatte sie das noch nicht begriffen.
    »Sybil? Es tut mir leid …«
    »Du bist nicht schuld!« fuhr sie in an.
    »Na, und warum heulst du dann?«
    »Weil … weil …« Sybil warf ihm einen drohenden Blick zu. »Du darfst es niemandem erzählen. Hast du verstanden? Niemandem!«
    Mikael nickte.
    Sybil wischte sich die Tränen ab und sagte: »Irgend etwas stimmt nicht mit meiner Mom.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sybil weinte noch ein bißchen und Mikael tätschelte ihr den Fuß. »Meinst du, sie benimmt sich komisch? Das machen Eltern oft. Hat nichts zu bedeuten.«
    »Sie benimmt sich wirklich komisch.«
    Mikael gewann den Eindruck, daß Sybil eigentlich gar nicht darüber reden wollte. Er erinnerte sich noch, wie er sich gefühlt hatte, als seine Mom versucht hatte, mit den Anführern der Aufstände auf Kayan zu sprechen. Die ganze Zeit über hatte sie ihn angeschrien, und er hatte auch mit niemandem darüber sprechen wollen. Aber wenn er jemanden gehabt hätte, wäre es ihm da nicht vielleicht doch besser gegangen?
    »Sybil«, sagte er leise, »bevor meine Mutter gestorben ist, hat sie auch immer nur an mir herumgenörgelt, und ich wußte überhaupt nicht, warum. Und das hat furchtbar weh getan. Verstehst du?«
    »Ja«, krächzte Sybil.
    »Eines nachts habe ich sie dann dazu gebracht, sich an mein Bett zu setzen und mit mir zu reden. Da hat sie mir erzählt, sie wäre so gemein zu mir, weil die Anführer der Revolten auf Kayan sie für verrückt gehalten hatten, als sie ihnen erzählte, daß mein Großvater immer durch sein Mea in den Himmel gegangen ist, um mit Gott zu sprechen. Sie haben ihr nicht geglaubt – obwohl es stimmte.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Aber … aber ich habe versucht, mit meiner Mom zu reden, und sie hat mich einfach nur angeschrien, als wäre ich böse gewesen.«
    Mikael nickte. »Genau wie meine Mom. Weil sie Angst hatte.«
    »Wovor?«
    »Sie hatte Angst, die Magistraten würden kommen und den Planeten abfackeln, weil ihre Militärbasen angegriffen wurden.«
    »Mikael?«
    »Ja?«
    »Hat deine Mom je im Schlaf geredet?«
    »Ich weiß nicht. Wir hatten jeder ein eigenes Zimmer. Sie meinte, ich wäre zu alt, um noch bei ihr zu schlafen.«
    Sybil schürzte die Lippen. »Das ist doch Unsinn. Du bist noch lange nicht zu alt dafür. Meine Eltern haben mich auch immer bei sich schlafen lassen.«
    »Tja, ich durfte aber nicht. Redet denn deine Mutter im Schlaf?«
    Sybil nickte. »Ja. Manchmal.«
    »Und was sagt sie dann? Schlimme Sachen?«
    »Meistens weiß ich gar nicht, was es bedeuten soll. Hast du eine Ahnung, was Null-Singularitäten sind?«
    Mikael schüttelte den Kopf. »Aber Träume sind oft seltsam. Und meistens haben sie gar nichts zu bedeuten.«
    »Manchmal schon.«
    »Ach, du meinst solche Träume wie jene, in denen wir beide gegen die Magistraten kämpfen?«
    Sybil nickte. »Die haben bestimmt etwas Wichtiges zu bedeuten.«
    »Ja, aber die sind auch etwas anderes.« Mikael zögerte einen Moment. »Und was sagte deine Mutter noch im Schlaf?«
    »Oh, irgendwelche Sachen über den Mashiah. Weißt du, ich glaube, sie hat ihn gemocht. Vielleicht hat sie ihn sogar geliebt.«
    Sybil schaute plötzlich hoch, als erwarte sie, er würde sie jetzt anschreien. Machte ihre Mutter das?
    Mikael zuckte die Achseln. »Und wenn? Welchen Unterschied macht das schon?«
    »Einen sehr großen. Er hat meinen Vater getötet.«
    »Ja, aber vielleicht wollte er das gar nicht, und sie hat es herausgefunden.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich habe gehört, daß Onkel Yosef davon erzählt hat, wie böse der Ratsherr war. Wie hieß er noch?«
    »Ornias. Das war ein richtiges Schwein.«
    »Dann hat er vielleicht deinen Vater getötet und so getan, als wäre es der Mashiah gewesen. Wer weiß das schon? Und deine Mom hätte den Mashiah doch nicht gemocht, wenn er nicht in Ordnung gewesen wäre, oder?«
    Sybil schüttelte heftig den Kopf.

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