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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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unterdrückt werden.«
    Pavels Magen revoltierte. Er wollte unbedingt eine Frage stellen. Ob man das erlauben würde?
    Zögernd ließ er Yael los, stand auf und hob die Hand. Die Männer auf der Bühne schienen uneins zu sein, wie sie darauf reagieren sollten. Doch dann nickte Lichtner Hyde zu, der daraufhin rief: »Ja? Haben Sie eine Frage?«
    »Ja, Captain«, erwiderte Pavel. »Suchen Sie die Ursachen dieser Abweichungen in den Umweltbedingungen oder vermuten Sie genetische Gründe?«
    Hyde runzelte die Stirn, als wäre er nicht sicher, ob er die Frage beantworten sollte. Die anderen Wissenschaftler besprachen sich untereinander. Schließlich räusperte sich Hyde und sagte: »Beides.«
    Pavel schluckte schwer. »Sie suchen also nach genetisch bedingten Fehlfunktionen bei der Produktion von Transmitterflüssigkeiten wie etwa Dopamin?«
    »Zum Teil. Wir untersuchen, auf welche Weise Neurotransmitter die falschen Nervenenden reizen, und wie es dadurch zu einer grundlegend falschen Wahrnehmung der Wirklichkeit kommt. Hat noch jemand eine Frage?« Ganz offensichtlich wollte Hyde auf diese Weise versuchen, Pavel von weiteren Fragen abzuhalten.
    Doch Pavel hatte zuviel Angst, um einfach nachzugeben. »Warten Sie!« rief er und riß beide Hände hoch. »Untersuchen Sie das limbische System auf Anomalien?«
    »Natürlich. Aber jetzt …«
    »Warten Sie! Wenn Sie feststellen, daß diese Anomalien genetisch bedingt sind, dann lassen sie sich durch einfache chemische Korrekturmaßnahmen auf keinen Fall …«
    »Setzen Sie sich bitte! Sie waren schon an der Reihe.«
    »Vermuten Sie, die genetische Ursache ist in einem X-Chromosom verankert …«
    »Wie heißen Sie, Mister?!«
    »Jacoby. Pavel Jacoby.«
    Hyde winkte einem Mann zu, der sich den Namen notierte. »Setzen Sie sich jetzt, Jacoby. Wir beide werden uns später noch eingehender darüber unterhalten.«
    Pavel nickte und setzte sich langsam wieder. Es kam ihm so vor, als hätte man seinen Namen gerade in Epagaels Buch des Jüngsten Gerichts eingetragen.
    Ein Mann in der vorderen Sitzreihe rief: »Was machen Sie mit unseren Frauen? Warum dürfen wir nicht bei unseren Familien bleiben?«
    Hyde warf einen unsicheren Blick zu Creighton, der sich daraufhin an Lichtner wandte. Der verschränkte die Arme vor der Brust und nickte den Wachtposten zu. Die Männer rissen die Gewehre von den Schultern und hielten sie schußbereit. Leise Schreckenslaute waren überall zu hören.
    Creighton stellte sich neben Hyde und wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Sie werden schon bald wieder mit Ihren Familien vereint sein. Verhalten Sie sich nur kooperativ.«
    Weitere Fragen wurden gestellt, die meisten nach der Dauer der Untersuchung und wann sie wieder heimkehren könnten.
    Doch Pavel dachte nur an Tante Sekan und all die anderen Frauen aus seiner Nachbarschaft. Unwillkürlich drückte er Yaels Hand fester, bis sie ihn leicht anstieß und flüsterte: »Daddy? Das tut weh. Nur ein bißchen, aber …«
    »Tut mir leid, Kleines.« Er ließ ihre Hand los und küßte sie auf die Stirn. O Gott, wann würden sie herausfinden, welches Geschlecht sie wirklich hatte. Irgendwann würden sie es bestimmt merken. Und was würden sie dann tun?
    Pavel versuchte krampfhaft, sich an seinen Unterricht in Neurobiologie zu erinnern. Damals hatte er sich nicht sonderlich dafür interessiert, doch jetzt wünschte er, er hätte besser aufgepaßt.
    Er beugte sich zu Großvater hinüber und fragte: »Jasper, meinst du, sie haben das auch auf Kayan oder Jumes gemacht?«
    »Davon würde ich ausgehen.«
    »Und dort haben sie sich geweigert. Wie haben diese Menschen nur den Mut aufgebracht? Wenn ich mir das hier anschaue, komme ich mir so hilflos vor wie ein Baby.«
    »Auf diesen hinterwäldlerischen Planeten müssen die Menschen einfach mutiger sein, weil ihre ganze Umwelt eine Bedrohung für sie darstellt – das Wetter, die Tiere …«
    »Willst du damit sagen, wir auf Tikkun wären durch die Bank Feiglinge?«
    »Die meisten von uns. Wir haben so lange unter der Obhut der Magistraten gelebt, daß wir vergessen haben, wie man sich wehrt. Wir erwarten, wenn wir uns zu Boden werfen und unsere Köpfe schützen, würde uns die Regierung aus reiner Herzensgüte am Leben lassen. Wir müssen wieder lernen zu kämpfen – so wie die Menschen auf Kayan und Jumes.«
    »Und wie sollen wir das lernen – hier in diesem Schlachthaus?«
    »Wir werden es lernen – oder sterben.«
    Pavel blickte auf die angsterfüllten

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