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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Gefangenen zu einem unregelmäßigen Kreis zusammen. Alle Gespräche verstummten, nachdem sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte, wer dort mitten zwischen den Wächtern stand.
    Dann schlenderte Major Lichtner heran, begleitet von zwei Wachen, die sich drohend neben ihm aufstellten. Hinter ihm formierten sich zwei Dutzend Soldaten zu zwei parallelen Reihen. Lichtner wartete einen Moment und rief dann laut: »Ruhe jetzt! Absolute Stille!«
    Niemand wagte es, sich auch nur zu rühren. Pavel begriff nicht, wie alle so ruhig bleiben konnten, wenn doch jener Mann, auf den sie alle ihre Hoffnungen gesetzt hatten, dort als Gefangener vor ihnen stand. Doch … auch er selbst hatte nicht den Mut, sich anders zu verhalten.
    Lichtner marschierte vor den Gefangenen auf und ab und bedachte sie mit geringschätzigen Blicken. Schließlich rief er: »Ich habe hier eine besondere Überraschung für euch alle, die ihr geglaubt habt, eure erbärmliche Untergrundarmee würde euch retten. Hier ist euer Anführer!«
    Einer der Wächter hob seinen Stock. Ein blauer Blitz schoß zu Jeremiel hinüber und traf ihn in der Seite. Baruch krümmte sich zusammen, als wäre er von Flammen verbrannt worden. Dort, wo der Strahl ihn getroffen hatte, klaffte eine Wunde, aus der das Blut herausströmte.
    Trotz seiner Schmerzen blickte Jeremiel zu der Menge hinüber und rief plötzlich mit Donnerstimme: »Ihr könnt gegen sie kämpfen! Kämpft!«
    Die Menge wich verängstigt ein paar Schritte zurück. Pavel schaute zu Jasper hinüber. Die Augen des alten Mannes waren tränenerfüllt. »Er hat recht. Wir haben kein Rückgrat mehr, sind nur noch ein Haufen stinkender Feiglinge. Sieh doch nur, wie weit wir ihnen an Zahl überlegen sind!«
    Jasper senkte beschämt den Kopf. »Sie haben Gewehre, Großvater. Wir haben gar nichts.«
    »Wir haben die Kraft unserer Hände.«
    »Das reicht nicht. Sie werden uns alle töten.«
    Lichtners grausames Lachen hallte über den Platz. Er schlug Jeremiel ins Gesicht. »Du willst diesen Abschaum zum Widerstand aufstacheln? Es gibt doch in der ganzen Galaxis keine größeren Feiglinge als die Gamanten! Wo ist denn deine Flotte, großer Führer? Warum ist sie nicht hier, um dich zu retten?«
    Statt einer Antwort richtete Baruch sich wieder an die Menge. »Laßt nicht zu, daß sie euch das antun! Ihr könnt siegen … wehrt euch …«
    »Ich sage euch, warum!« rief Lichtner. »Wir haben die Hälfte deiner Flotte im Abulafia-System vernichtet, und die restlichen Schiffe sind wie räudige Hunde in alle Richtungen geflüchtet! Na, Baruch? Habe ich recht?«
    Pavels Herz verkrampfte sich. Konnte das wahr sein? War keine Hilfe unterwegs?
    Lichtner winkte einem der Wächter zu. Der Mann schaltete seinen Stab ein und ließ die blaue Flamme über Baruchs Brust tanzen. Eine Wunde öffnete sich neben der anderen, so schnell, daß seine Haut regelrecht aufzuplatzen schien. Tränen liefen über Baruchs Wangen, doch er gab keinen Laut von sich.
    Offensichtlich ärgerte es Lichtner, daß er seinen Gefangenen nicht zum Schreien bringen konnte. Er stampfte wütend mit dem Fuß auf und befahl: »Jagt ihn die Linie entlang!«
    Die zwei Wächter, die Jeremiel aufrecht gehalten hatten, stießen ihn jetzt die Reihe der Soldaten entlang. Baruch stolperte weiter, während die blauen Flammen immer wieder seinen Rücken trafen.
    Als er das Ende der Reihe erreicht hatte, packten ihn die beiden letzten Soldaten, drehten ihn um und schoben ihn in Richtung auf Lichtner zurück. Wieder trafen ihn die blauen Flammen und verbrannten sein Fleisch. Einer der Strahlen riß die Zehen an seinem rechten Fuß ab. Baruch hinkte weiter, doch als er wieder Lichtner erreichte, brauchte er all seine verbliebene Kraft, um sich aufrecht zu halten.
    Lichtners Gelächter klang so fröhlich, daß Pavel davon übel wurde. Jeremiel straffte sich, obwohl er am ganzen Körper zitterte. »Ihr könnt … kämpfen!« flüsterte er. »Ihr … könnt!«
    Zwei der Wachen packten Jeremiel an den Armen und hielten ihn aufrecht, während Lichtner einem anderen Soldaten dessen Stab abnahm. In diesem Moment begann Baruch mit tiefer Stimme zu intonieren: »Yisgadal ve’yiskadash …«
    Pavel hielt den Atem an. Selbst jener Tag, an dem er vor Gott stehen und seinen eigenen Urteilsspruch hören würde, könnte nicht so schlimm sein wie das, was er hier miterlebte. Fast ohne es zu merken, bewegte er die Lippen im Rhythmus des Klagegesangs. Und wie ein einziger Mann begleitete die

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