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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Menschenmenge Baruchs Lied, leise zuerst, doch dann mit donnernder Macht, die selbst die Fundamente des Himmels erzittern ließ.
    » …sh’mey rabbo. Be’ol’mo deevro chiroosey. U’vyowmey …«
    »Hört auf!« brüllte Lichtner. »Hört damit auf!« Er winkte mit beiden Armen seinen Wachen zu. »Bringt sie zum Schweigen!«
    »… Le’ylo min kol birchoso ve’sheeroso … « Der donnernde Gesang ging mit unverminderter Kraft weiter.
    »Das reicht jetzt! Ich habe euch gewarnt!« Lichtner zielte mit dem Stab. Der blaue Strahl schoß hervor und traf Jeremiels rechtes Auge. Ein leiser, verzerrter Schrei entrang sich seinen Lippen. Er sackte in die Knie, und als die Wachen seine Arme losließen, kippte er nach vorn.
    Ein Aufschrei der Wut und Empörung ging durch die Menge. Rings um sich sah Pavel, wie die Menschen sich umdrehten und den Wächtern ihre Rücken zukehrten. Pavel machte bei dieser Bewegung mit, obwohl er am ganzen Körper zitterte, als er sich umdrehte. Für einen Moment erfüllte ihn Stolz. Sie hatten sich wieder in Männer verwandelt, benahmen sich nicht mehr wie Hunde, die man so oft getreten hatte, daß sie den Kopf nicht mehr zu heben wagten. »Hier«, sagte der Mann neben Pavel, »nimm meine Hand. Wir werden es ihnen zeigen. Ja, das werden wir.« Und Pavel sah, wie die Männer sich überall bei den Händen hielten.
    Dann rückten die Wachen vor und schlugen mit ihren Knüppeln auf die Menschen ein, bis ihre Schmerzensschreie den Platz erfüllten. Pavel sah, wie der Mann neben ihm zusammenbrach und krümmte sich in Erwartung des Schlags.
    »Ihr verdammten Idioten!« rief der Wächter, der auf Pavels Rippen eindrosch. »Seht euch an, was mit euch geschieht! Seht es euch gefälligst an, sonst blenden wir euch!«
    Der Wächter ging weiter, schlug auf andere ein, als wären es Tiere, die sich weigerten, ihren Tod stumm und ergeben zu erwarten. Und alle empfanden das Gleiche, jeder von ihnen fühlte es. Jeremiel, der auf den Knien lag, war in jedem von ihnen. Ihr Herzschlag schien mit dem seinen eins zu werden. Und Pavel erkannte die Wahrheit. Jeden Schlag, den Jeremiel ertragen hatte, konnte auch er ertragen. Jeden Schrei, den Jeremiel unterdrückt hatte, konnte auch er unterdrücken.
    Endlich wagte Pavel es, aufzusehen. Jeremiel lag ausgestreckt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Über ihm sammelten sich Fliegen und umschwärmten seine Wunden. Er lag so still, daß er wie tot wirkte – doch seine Hände wühlten sich langsam in den Erdboden. Und er zog sich vorwärts, auf Lichtner zu, der brüllte und dann voller Angst nach seinen Wachen schrie. Über ihnen schwebten Dutzende schwarzer Schiffe aus dem Himmel herab.
    Wie in einem Alptraum hörte Pavel Jasper aufschreien, spürte, wie ihn harte, alte Hände zur Seite zogen. Purpurne Lichtstrahlen woben ein tödliches Netz um sie herum. Die Menschen liefen verängstigt auf dem Platz umher und stießen sich gegenseitig aus dem Weg.
    Doch Pavel blieb ruhig stehen und schaute nach oben. Ein winziges Licht hatte sich verstohlen wie ein Dieb in der Nacht in sein Herz geschlichen. Und jetzt brannte in seiner Seele eine hell auflodernde Flamme.

 
KAPITEL
51
     
     
    Tahn umkreiste die Hoyer dreimal, während er beobachtete, wie sich die Hangartore nach einem Zufallsmuster öffneten und wieder schlossen. Der Kreuzer schwebte prachtvoll und ohne sichtbare Anstrengung über dem Planeten – doch die tiefen Wunden in seinem Innern waren von hier aus nicht zu erkennen.
    »Das kommt alles wieder in Ordnung«, versprach Tahn dem Schiff leise. »Bald bist du wieder voll einsatzfähig.«
    Er suchte so lange, bis er ein Tor entdeckt hatte, das sich offenbar nicht ständig wieder schloß.
    Er drückte auf den Schalter des Funkgeräts. »Carey? Hangar neunzehn-sechs.«
    »Geben Sie mir zehn Minuten, um hinzukommen, Cole.«
    »In Ordnung. Tahn Ende.«
    Er stellte die Steuerung auf Automatik, kletterte aus seinem Sitz und öffnete den Schrank mit der Notfallausrüstung. Sobald er in einen der Vakuumanzüge geschlüpft war und den Helm neben dem Kopilotensitz auf den Boden gelegt hatte, nahm er seinen Platz wieder ein.
    Nachdem er die Geschwindigkeit der Eugnostos jener der Hoyer exakt angepaßt hatte, schwebte das Shuttle genau vor dem offenen Hangartor. Im Innern des Hangars konnte er die Shuttles erkennen, die wie eine Reihe ebenholzfarbener Speerspitzen auf dem Boden ruhten. Wo blieb Halloway? Waren die zehn Minuten noch nicht vorüber?
    Seit jenem

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