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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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zugerichtet hatten?« fragte Jasper.
    Pavel zögerte. »Ich habe ihnen gesagt, ich wäre im Amphitheater aus Versehen die Stufen hinuntergefallen.«
    »Du …« Großvater hielt inne. »Na ja, vielleicht war das besser so. Andererseits besteht natürlich auch die Möglichkeit, daß sie etwas gegen diese Brutalitäten unternehmen, wenn man ihnen davon erzählt.«
    »Mag sein. Aber ich fürchte, Lichtner würde seine Drohungen trotzdem wahrmachen. Und davor habe ich Angst.«
    Sie schaufelten eine Weile schweigend weiter, dann fragte Jasper: »Pavel, was meinst du, um was es bei dieser Vorstellung heute abend geht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hast du die Gerüchte gehört?«
    »Ja, aber ich glaube es nicht. Meinst du wirklich, Jeremiel käme ohne seine Flotte hierher? Unmöglich!«
    Jasper seufzte. »Ich hoffe, du hast recht.« Er dachte eine Weile nach. »Pavel? Was haben diese Ärzte eigentlich damals gesagt? Ich habe kaum etwas davon verstanden.«
    Pavel hatte gehofft, sein Großvater würde nicht danach fragen. Lichtner hatte ihm befohlen, mit niemandem darüber zu reden. Er überlegte und gelangte schließlich zu der Einsicht, daß sein Großvater ein Recht darauf hatte, die Wahrheit zu erfahren.
    »Also schön«, seufzte er. »Die Magistraten hegen die Vermutung, die Gamanten hätten eine ganz besondere Form mentaler Abweichungen entwickelt.«
    »Was soll das? Glauben sie, wir sind alle verrückt?«
    »Verrückt und gefährlich. Sie führen die Revolten der Vergangenheit und die Reisen des Führers durch das Mea als Beweise für diese Theorie an.«
    »Das Mea ist nicht verrückt.«
    »Für sie schon. Sie betrachten es als Symbol unserer partiellen Geistesstörung.«
    »Es ist eine Quelle des Segens. Gamantische Kinder wachsen mit dem Wissen auf, daß sie mit Gott sprechen können, wenn die Dinge einmal wirklich schlecht stehen.«
    »Und die magistratischen Bürger glauben, der Segen erwüchse aus Slothens ökonomischem System.«
    »Ja, weil sie dumm sind. Sieht es hier etwa besonders segensreich aus?«
    »Im Moment nicht, aber früher konnte man das schon glauben. Ich hatte es nie nötig, Epagael um Rat zu fragen. Die Regierung wollte uns zu dem Glauben verführen, wir befänden uns in Sicherheit und wären respektierte Mitbürger.«
    »Und wieso glauben dann diese Quacksalber, mit unserem Gehirn wäre etwas nicht in Ordnung?«
    »Nun, sie glauben, in unserem Gehirn gäbe es irgendein Ungleichgewicht, durch das wir uns gefährdet fühlen, auch wenn es gar keine Bedrohung gibt.«
    »Keine Bedrohung!« grollte Jasper. »Allein im letzten Jahr haben sie ein halbes Dutzend unserer Planeten vernichtet. Natürlich fühlen wir uns da gefährdet! Und was hat das mit dem Mea zu tun?«
    »Sie vermuten, die Reisen zu Epagael wäre eine Eigenheit unseres Gehirns. Eine Methode, diesen Mißstand auszugleichen – indem es uns angenehme Illusionen verschafft.«
    »Und was soll die Ursache für dieses Gefühl der Gefährdung sein?«
    »Eine genetisch bedingte Fehlfunktion.«
    »Fehlfunktion. Bah! Sie machen sich Sorgen, das ist alles. Der alte Zadok ist damals zu Epagael gegangen und hat anschließend die Magistraten vernichtend geschlagen. Ich wette, es geht ihnen nur darum, auch mal ein Mea in die Finger zu kriegen. Aber sie würden es nicht einmal bis in den ersten Himmel schaffen, weil der Engel Sedriel sie nach den fünf Zillionen Namen Gottes fragen würde, und darauf wüßten sie keine Antwort.«
    Beide Männer mußten lächeln, als sie sich vorstellten, wie die Magistraten versuchten, in dem Himmel zu gelangen. In diesem Moment bewegten sich die schwarzen Schiffe, die über ihnen schwebten. Gleichzeitig rückten die Wächter, die sich bislang am Rand der Umzäunung aufgehalten hatten, zur Mitte des Lagers hin vor und trieben auf diese Weise die Gefangenen zu dem großen freien Platz zwischen den Gebäuden.
    Pavel packte Jasper am Arm und zog ihn mit sich. Der alte Mann folgte ihm ohne Widerspruch. Als sie sich dem Platz näherten, bemerkten sie einen nackten Gefangenen, dessen Hände auf den Rücken gefesselt waren und der um die Schulter einen dicken, blutdurchtränkten Verband trug. Eine Gruppe von Soldaten stand um ihn herum. Jeder hielt einen weißen Stock in der Hand.
    Pavel reckte den Hals, um über die Köpfe der vor ihm Gehenden hinwegsehen zu können. Plötzlich packte er Jaspers Arm und stöhnte: »Gesegneter Epagael, er ist es. Sein Haar sieht anders aus, aber das Gesicht … O Gott.«
    Die Wachen trieben die

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