Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Lieutenant.«
Carey wollte aufspringen und ihn von seiner Konsole wegzerren, doch eine Stimme hielt sie zurück, eine Stimme aus ihrer Erinnerung … Frei zu sein bedeutet, für eine Sache zu kämpfen, von deren Richtigkeit man überzeugt ist, mit ganzem Herzen zu kämpfen, ohne etwas zu erwarten …
»Streichen Sie den letzten Befehl, Dannon. Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.«
»Wirklich?« fragte Neil.
»Ja.«
»Gut. Dann verstehen Sie vielleicht auch das hier. Ich brauche Sie hier oben nicht. Für dieses Manöver ist nur ein Mann erforderlich. Also verschwinden Sie. Schnappen Sie sich eine der Rettungskapseln, stopfen Sie so viele Leute wie möglich hinein und hauen Sie ab.«
»Nein, ich bleibe.«
»Verdammt! Ich brauche weder Sie noch sonst jemanden für diese Aufgabe. Wenn Sie nach unten gehen, können Sie vielleicht alle retten, die jetzt noch leben. Ich bezweifle jedenfalls, daß Jeremiel genug Zeit hatte, den Gamanten auch noch beizubringen, wie Rettungskapseln funktionieren.«
»Neil, ich bleibe hier bei …«
»Zum Teufel, Carey! Diese Kreuzer werden ihre Energie garantiert nicht verschwenden, um eine Rettungskapsel abzuschießen. Also könnten Sie durchkommen. Verschwinden Sie. Ich kann das Schiff auch allein halten. Solange es sich überhaupt halten läßt.«
Carey stand auf, ging zu Dannon hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich weiß Ihr Angebot wirklich zu schätzen, aber gemeinsam haben wir eine doppelt so große Chance, das hier zu überleben.«
Neil wirbelte so rasch herum, daß sie völlig überrascht wurde. Bevor sie an Gegenwehr denken konnte, hatte er sie schon zu Boden gedrückt und ihr Helmvisier geöffnet. Die Luft entwich, und Carey versuchte verzweifelt zu atmen … versuchte …
Cole schlug mit der Faust gegen die Wand. »Verdammt, Carey, was ist los? Verschwinde!«
»Sie kann nicht«, murmelte Rachel mit tränenfeuchten Augen. »Als sie die Seiten gewechselt hat, meinte sie das ernst.«
»Aber ihre Überlebenschancen sind praktisch gleich Null!«
»Das weiß sie. Und jeder an Bord wird es verstehen. Jeder … außer den Kindern.«
Cole lehnte den Kopf gegen die Wand. Er hatte den Eindruck, er würde anfangen zu schreien, wenn er auch nur noch für eine Minute im Shuttle bliebe. Und er könnte es erst recht nicht ertragen, zusehen zu müssen, wie die Hoyer vernichtet wurde. Er warf noch einen letzten Blick auf die in einem tödlichen Duell gefangenen Schiffe und verließ das Shuttle.
Draußen lehnte er sich gegen die Hülle des Schiffes. Er fragte sich, was die Zukunft jetzt noch für ihn bereithalten mochte, nachdem er sein Schiff und seine Mannschaft verloren hatte und die Gehirnsonden auf ihn warteten, falls die Magistraten seiner habhaft werden konnten. Sicher, er und Rachel würden fliehen, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin sie sich wenden sollten.
Aus dem Innern des Schiffs erklangen Schritte. Rachel kam heraus und setzte sich auf die Laufplanke. Eine strategisch günstige Position, von der aus sie ihn, Baruch und den Bildschirm beobachten konnte.
»Cole, ich möchte Ihnen danken. Die gamantische Zivilisation wird niemals …«
»Hören Sie auf, Rachel. Wäre ich statt dessen dort oben gewesen, könnte ich Ihnen garantieren, daß Ihre Tochter und …« Er unterbrach sich, als er den Schmerz in Rachels Augen sah. »Jedenfalls hätte ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht.«
»Ja, ich weiß. Sie schulden der Untergrundbewegung nichts. Aber ich nehme an, Halloway glaubt, sie würde ihr etwas schulden.« Ihre Stimme verhärtete sich, als sie hinzufügte: »Gott ist für alles verantwortlich. Er genießt unser Leiden.« Sie griff in die Tasche und zog eine stumpfgraue Kugel an einer goldenen Kette hervor.
»Was ist das?« fragte Tahn.
»Ein Andenken aus der Grube der Finsternis. Es gehört Jeremiel …« Sie lachte bitter auf. »Ich wollte, ich hätte es nie gesehen.«
Sie streckte ihm den Gegenstand hin, und Tahn ergriff ihn. Ein schwaches blaues Licht glomm im Innern der Kugel auf, als würde eine fremdartige Wesenheit den Captain prüfen. Rachel sog verwundert die Luft ein, doch das Licht erlosch sogleich wieder.
Tahn betrachtete Rachel forschend. »Mich wundert, daß Sie nach allem, was Sie auf Tikkun gesehen haben, noch immer an einen Gott glauben. Wenn es einen gibt, so ist er gewiß nicht unser Freund. Aber wer weiß, vielleicht steht er ja auf der Seite der Magistraten.«
Rachel nickte. »Würden
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