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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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seinen Freunden gegenüber würde er das auf jeden Fall behaupten.
    Chaim räusperte sich und legte einen Arm über die Rückenlehne der Bank. »Wie geht’s denn deinem Sohn Toca?«
    »Er macht sich Sorgen wegen mir und möchte, daß ich zu ihm ziehe.«
    »Das hast du doch nicht ernsthaft vor, oder? Früher oder später wird er sich eine Menge Schwierigkeiten einhandeln. Mildred hat mir erzählt, er würde in seinem Keller illegale religiöse Rituale abhalten.«
    »Natürlich tut er das!« knurrte Jasper. »Schließlich ist er sechzig Jahre lang Rev auf Tikkun gewesen. Glaubst du, er hört einfach auf, nur weil die verdammten Magistraten alle Tempel geschlossen und unsere Riten für gesetzwidrig erklärt haben? Bah! Und erwischen werden sie ihn nie. Dafür ist er viel zu schlau.«
    Jasper blickte Chaim feindselig an.
    »Schau mich nicht so an«, erwiderte Losacko. »Ich weiß, wovon ich rede. Komm heute abend ruhig zu mir und hör dir an, was für Nachrichten mein Gerät empfängt.«
    »Ja? Was denn?«
    Nervös warf Chaim einen Blick über die Schulter, benetzte die Lippen, beugte sich etwas näher heran und flüsterte: »Die Magistraten haben Kayan verbrannt.«
    »Was?«
    »Doch, es stimmt. Ich habe die Nachricht direkt von einem Schlachtkreuzer namens Jataka. Es war zwar nur ein Angriff der Stufe zwei, aber …«
    »Stufe zwei? Sie haben alle bekannten Niederlassungen ausgelöscht? Weshalb?«
    Chaim zuckte die Achseln und sah sich abermals vorsichtig um. »Ich habe eine Menge unterschiedlicher Gerüchte aufgeschnappt. Es sieht so aus, als hätten unsere Leute eine Revolte angezettelt, weil sie glaubten, die Magistraten hätten den alten Zadok getötet.«
    Jasper runzelte die Stirn. Die meisten Bürger flüsterten, wenn sie von »unseren Leuten« oder den »wahren Gamanten« sprachen. Obwohl Tikkun sich offiziell als gamantische Welt bezeichnete, gab es hier derart viele magistratische Militärstützpunkte, Erziehungszentren und andere Einrichtungen, daß die einheimische Bevölkerung mittlerweile in der Minderheit war. Man mußte vorsichtig sein mit dem, was man in der Öffentlichkeit sagte. Schon jetzt herrschte eine gewisse Unruhe auf dem Planeten, nachdem Baruchs Untergrundbewegung einige Anschläge auf militärische Ziele verübt hatte.
    »Unsere Leute«, sagte Jasper voller Stolz. Er reckte die knochige Brust vor, als Chaim zusammenzuckte, und fügte hinzu: »haben wahrscheinlich nur versucht, sich selbst zu schützen. Verdammte Magistraten!«
    Losacko blinzelte nervös, lehnte sich dann zurück und öffnete die Jacke, um sich am Bauch zu kratzen. Als die Sonne höher stieg, wurde es angenehm warm, und der Duft der reifen Gerste drang kräftiger zu ihnen herüber. Jasper nahm sein Kopftuch ab und steckte es in die Tasche, bevor er den Hut wieder aufsetzte.
    »Sei lieber vorsichtig, Jasper. Heutzutage ist niemand mehr sicher. Denk nur daran, was mit Wexlers Laden passiert ist – und mit Cavages Betrieb.«
    »Ich bin zu alt, um mir über solche Dinge noch große Sorgen zu machen. Außerdem ist von meinem Gehirn sowieso nicht mehr viel übrig.« Doch trotz dieser Worte beschlich ihn ein leises Unbehagen.
    Mittlerweile hatte sich der Platz gefüllt. Überall saßen und standen Menschen, redeten unter heftigem Armgefuchtel miteinander und brachen hin und wieder in lautes Gelächter aus. Alles wirkte wie immer, obwohl erst gestern zwei gamantische Geschäfte bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden waren. Augenzeugen berichteten, magistratische Offiziere hätten neben den Bränden gewacht, bis sie sicher sein konnten, daß die Häuser vollständig vernichtet wurden. Außerdem waren überall in der Stadt bösartige Karikaturen aufgetaucht, die ältere Gamanten mit langen Hakennasen und Schlitzaugen zeigten.
    »Ich habe mir überlegt, daß die Magistraten uns vielleicht für das bestrafen wollen, was die Gamanten auf Kayan getan haben. Sie …«
    Losacko unterbrach sich, als ein junger, schwarzhaariger Mann vorbeischlenderte und in ihrer Nähe stehen blieb. Er zog ein Buch hervor und tat so, als würde er darin lesen.
    »Ein Assimilierter«, flüsterte Chaim.
    Jasper nickte zustimmend. Assimilierte waren jene, die freiwillig ihr gamantisches Erbe aufgaben, um sich der Regierung anzuschließen. Sie galten als gefährlich.
    »Schlangen, die wir an unserem Busen genährt haben«, zischte Jasper.
    »Wo bleibt dein Mitgefühl? Du müßtest sie eigentlich bedauern.«
    »Weshalb?«
    »Ist das nicht offensichtlich? Sie

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