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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hochgewachsene Pilot, blickte durch die offene Tür der Pilotenkanzel. Er war dunkelhäutig, besaß pechschwarze Augen und trug die graue Uniform von Adoms Palastwache – ein Umstand, der Rachels Nervosität zusätzlich verstärkte. Ob er noch immer loyal zum Mashiah stand? Wußte er, daß sie Adom ermordet hatte?
    »Ja?«
    »Wir werden gleich landen. Jeremiel läßt ausrichten, daß er im Hangar auf Sie wartet. Würden Sie sich bitte anschnallen? Sie müssen nur auf die blaue Taste an der Armlehne des Sessels drücken.«
    »Ja, natürlich.«
    Bakon nickte und verschwand wieder in der Pilotenkanzel. Rachel ging zu einem der Sitze hinüber. Als sie auf die Taste drückte, spürte sie, wie die Schutzfelder sich fest um sie legten.
    Sie schloß die Augen und versuchte das ungewohnte Gefühl zu ignorieren.
     
    Die enge Kontrollkabine neben dem Maschinenraum roch nach Schweiß und abgestandenem Kaffee. Yosef Calas fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel, warf einen Blick auf den Wachtposten, der über eine der weißen Konsolen gebeugt dasaß und ein technisches Handbuch studierte, und schaute sich dann in dem halbkreisförmigen Raum um. Computerschirme bedeckten die Wände des höchst effizient eingerichteten Zimmers und verkündeten ihre Botschaften in bunten Farben. Jenseits der rechteckigen Schleuse konnte Yosef Dutzende von Schiffen erkennen, die alle auf ihre Landegenehmigung warteten. Doch die Buchten der Hoyer wimmelten bereits von Flüchtlingen. Wo, in Gottes Namen, wollten sie die Neuankömmlinge noch unterbringen?
    Yosef nagte besorgt an der Unterlippe. Mit seinen mehr als dreihundert Jahren fühlte er sich leer und ausgebrannt. Er lehnte sich zurück und warf dem erschöpften kleinen Mädchen, daß ihm gegenüber am Tisch saß, einen Blick zu.
    »Du bist am Zug, Sybil.«
    Die Achtjährige betrachtete stirnrunzelnd das dreidimensionale Schachbrett. Sie war ein hübsches Kind mit olivfarbener Haut, einer Stupsnase und großen braunen Augen. Mahagonifarbene Locken umrahmten ihr ovales Gesicht und fielen bis über die Schultern herab. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum. Yosef kannte den Grund – Sybil vermißte ihre Mutter schmerzlich. Um sie von ihren Gedanken an Rachel abzulenken, hatte er sie zu dem Schachspiel aufgefordert.
    »Ich weiß nicht, welchen Zug ich machen soll, Yosef.« Sie wischte sich die schweißfeuchten Hände an ihrem blauen Gewand ab.
    »Du bist einfach nur übermüdet, Sybil. Möchtest du lieber ein Nickerchen machen?«
    »Nein. Wenn ich schlafe, habe ich immer schlimme Träume.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    Sybil zuckte die Achseln. Yosef hatte schon mehr als einmal versucht, mit ihr über diese Träume zu sprechen, weil er hoffte, sie könnte dadurch ihre inneren Ängste leichter verarbeiten, doch bisher hatte sie sich stets geweigert, davon zu erzählen. Er neigte mitleidig den Kopf. Träumte sie vom Tod ihres Vaters? Sybil hatte ihm von jenem schrecklichen Tag im Tempel berichtet, als die Wachen des Mashiah hereingestürmt waren und rücksichtslos auf Männer, Frauen und Kinder geschossen hatten. Sybil und ihre Mutter waren entkommen, nur um kurz darauf Ornias und seinen Soldaten in die Arme zu laufen. Zusammen mit tausend anderen Menschen hatte man sie zu einem Platz gebracht, wo sie drei Tage lang ohne Nahrung und Wasser ausharren mußten. Am dritten Tag hatten die Wächter das Feuer eröffnet, und Rachel und Sybil waren unter einem Berg blutiger Leichen begraben worden. Zweifellos hatte dieser Umstand ihr Leben gerettet, doch der Preis dafür waren die entsetzlichen Erinnerungen.
    Sybil bewegte unentschlossen drei verschiedene Figuren, bevor sie sich für einen Zug entschied. »Ich hoffe, das war jetzt richtig.«
    Yosef beugte sich über den Tisch und tätschelte sanft ihren Arm. »Wir müssen nicht unbedingt spielen. Möchtest du lieber etwas anderes machen?«
    »Nein, ich bin nur …«
    Ari Funk platzte in den Raum und schwenkte eine Impulspistole. Der große, hagere Mann, dessen graues Haar stets ungekämmt wirkte, grinste breit.
    »Seht euch das an!« rief er, steckte die Pistole ins Holster und zog sie erstaunlich schnell wieder heraus. Yosef zuckte zurück. Der Wachtposten schnappte nach Luft, als er bemerkte, daß der Lauf der Waffe genau auf sein linkes Auge gerichtet war, und warf sich auf den Boden.
    »Na, wie findet ihr das?« erkundigte sich Ari heiter und grinste dabei wie ein verrückter Kobold.
    »Du Idiot!« brüllte Yosef. »Steck sofort das

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