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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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werden Sie sehen, was ich meine.«
    Jeremiels Kinn zitterte vor Erregung. Er stieß sich von der Konsole ab. »Ich würde Gottes Schild nicht einmal nehmen, wenn er ihn mir anböte.« Er ging zum Ausgang und drückte auf den Öffner. Die Tür glitt zur Seite und gab den Blick auf einen blutbespritzten Gang frei. Baruch blieb stehen und schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang jetzt leiser, sanfter. »Avel … ich bin müde.«
    »Ja, ich weiß.«
    Jeremiel nickte schwerfällig. »Kümmern Sie sich zusammen mit Janowitz um die Flüchtlinge. Ich muß wissen, wie viele Menschen wir aufnehmen. Kommen Sie dann bitte zu mir nach Hangar neunzehn-vier.«
    »Aye, Jeremiel.«
     
    Cole Tahn wälzte sich unruhig in seinen schweißgetränkten Laken und streckte die Hände flehend nach Menschen aus, die gar nicht da waren. Halluzinationen wirbelten aus den Tiefen seines Unterbewußtseins hervor. Er konnte sich noch vage daran erinnern, daß Carey ihn in seine Kabine gebracht und ihm dort eine Spritze gegeben hatte, doch seit diesem Moment schien die Zeit stillzustehen.
    »Ich bin auf der … Hoyer!« stöhnte er. Die Worte hallten wie die Glocken von Notre Dame in seinem Geist wider.
    Verstörende, monströse Bilder tauchten vor ihm auf und verschwanden wieder. Er kämpfte dagegen an, doch sie kehrten immer wieder zurück …
    Er lief durch die schmalen Gassen von Paris, seine feuchten Hände hielten das Gewehr umklammert. Schon vor Jahrtausenden war die ganze Stadt zum historischen Denkmal erklärt und mit all der Pracht des einundzwanzigsten Jahrhunderts erhalten worden. Häuser mit reichverzierten Fassaden säumten die Straßen, und in den Gärten waren noch immer marmorne Statuen zu sehen. Doch der Duft der Rosen war verschwunden, ersetzt durch den bittersüßen Geruch des Todes. Zu seiner Linken funkelte die Seine grün im Licht der Morgensonne, und vor ihm erhoben sich die halbzerstörten Türme von Notre Dame. Hoch in der Luft darüber hing die schwarze Scheibe eines pegasianischen Schlachtkreuzers. Kanonendonner zerriß die Stille, als violette Lichtstrahlen aus dem Kreuzer hervorbrachen und dort, wo sie auf die Erde trafen, Staub und Trümmer meterhoch emporschleuderten.
    »Maggie?« rief er der blonden Frau zu, die vor ihm herlief. »Nein, nicht dort lang! Nach links! Links!«
    Sie zögerte verwirrt. »Nein, Cole, wir müssen dort entlang.« Ihre Stimme verklang, als sie sich nach rechts wandte und in eine dunkle Gasse hineinlief.
    Cole warf einen Blick auf den Kreuzer und sah, daß die Strahlen sich in ihre Richtung bewegten. »Maggie!«
    Er rannte hinter ihr her und bog gerade rechtzeitig in die Gasse, um zu sehen, wie der gleißende Lichtstrahl durch die Häuserreihe schnitt, die die Straße säumte. Wie in Zeitlupe brachen die alten Gemäuer in sich zusammen und begruben den größten Teil der Straße unter sich.
    »Nein!« schrie er voller Schmerz auf – und für einen kurzen Moment spürte er die Bettlaken. Laken. Doch wo befand er sich?
    Dann war dieser Augenblick vorbei.
    Er befand sich wieder in Paris, diesmal in einem Käfig, dessen Gitter aus hellgelben Lichtstrahlen bestanden. Im Käfig neben ihm lag Maggie in ihrer blutdurchtränkten Uniform.
    Doch sie mußte noch leben, sonst hätte man sie nicht in einen Käfig gesperrt.
    »Maggie?«
    »Cole … oh, Cole, verzeih mir … verzeih mir …«
    »Nicht, Maggie. Nicht weinen. Wir leben. Und nach dem Vertrag von Carina müssen sie Kriegsgefangene gut behandeln.«
    Tahn zog seinen verletzten Körper dicht an das Gitter heran und streckte den Arm zwischen den Strahlen hindurch nach ihr aus. »Nimm meine Hand. Kannst du mich erreichen?«
    Mühsam rollte sie sich auf den Bauch und schob ihren Arm durch das Gitter. Sie konnten sich kaum an den Fingerspitzen berühren, doch die Wärme ihrer Hand linderte seine Furcht.
    »Es war nicht dein Fehler, daß sie uns gefangen haben, Maggie. Mach dir keine Vorwürfe. Die Isle St. Louis war völlig abgeschnitten. Früher oder später hätten sie uns auf jeden Fall erwischt.«
    Er versuchte sich noch näher an sie heranzuschieben und schaffte es schließlich, ihre Finger zu ergreifen.
    Das Traumbild verschwand und wurde durch andere ersetzt. Schmerz breitete sich wellenförmig in seinem Körper aus. Er schrie … und er hörte auch Maggie schreien. Seine Arme und Beine schmerzten unter der Folter, als würden sich tausend winzige Sägen in die offenen Wunden bohren.
    Jemand stellte eine Frage, doch er war vom Schmerz zu

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