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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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fiel auf die Stelle, wo sich eben noch die Spione aufgehalten hatten, und kalter Haß überkam sie.

 
KAPITEL
10
     
     
    Jeremiel betrachtete blinzelnd die bernsteinfarbenen Buchstaben auf dem Kom-Bildschirm. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Jedesmal, wenn er tief Luft holen mußte, schien die Schrift vor ihm zu tanzen. Der strenge Geruch von Reinigungsmitteln hing noch in der Luft und stach ihm in die Augen.
    »Du wirst verlieren«, murmelte er zu sich selbst.
    Aber ihm blieb ja auch so verdammt wenig Zeit. Die zwölf Stunden seit der Übernahme des Schiffes waren rasend schnell vergangen, während er sich bemühte, genügend Leute für die vordringlichsten Aufgaben einzuteilen.
    Er berührte eine Taste und schloß damit die Datenliste auf dem Bildschirm. Als er sich schwerfällig erhob, mußte er sich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Jeremiel überlegte, wie lange er nicht mehr geschlafen hatte. Sechsundfünfzig Stunden? Und noch immer war kein Ende in Sicht. Er hatte sich selbst einige Stimulantien injiziert, doch damit ließ sich der menschliche Körper nur für eine gewisse Zeit betrügen, dann folgte unweigerlich der Zusammenbruch. Er brauchte dringend Unterstützung. Zwar hatte er so viele Aufgaben wie möglich delegiert, doch Harper, Janowitz und deren nur eingeschränkt einsetzbare Männer hatten bereits alle Hände voll zu tun, das Schiff zu sichern und das Rettungsprogramm für die Bewohner Horebs zu organisieren.
    »Halt durch! Rachel ist schon unterwegs.«
    Jeremiel atmete ein paarmal tief durch und schaute sich in seiner Kabine um. Die Tür zum Bad stand offen, und das Licht spiegelte sich auf den Armaturen der Dusche.
    »Ja, die Zeit sollte ich mir nehmen. Vielleicht bin ich danach wieder etwas munterer.«
    An Schlaf war jetzt noch nicht zu denken – nicht solange der Strom der Flüchtlinge weiterhin anhielt und die gegnerischen Soldaten noch immer das Schiff unsicher machten. An jedem Fenster und vor jedem Monitor sammelten sich die Horebianer und betrachteten ihre dem Untergang geweihte Heimat. Jeremiel konnte nur zu gut verstehen, daß sich Wut, Haß und Verzweiflung in ihnen aufstauten, um sich irgendwann in einer Explosion Luft zu machen.
    Jeremiel stemmte die Hände in die Hüften und reckte die verspannte Rückenmuskulatur. Dann ging er zu seinem Bett hinüber, öffnete den Rucksack, der darauf lag, und holte einen blauen Overall heraus. Als er abermals im Rucksack herumwühlte und nach seinen Socken suchte, berührte er statt dessen etwas Kleines, Hartes.
    Seine Seele wurde zutiefst erschüttert, als er langsam das silberne Medaillon herauszog.
    »Syene.«
    Er umklammerte das Medaillon und schloß die Augen. Ihr Gesicht tauchte aus seinen Erinnerungen auf. Schönes braunes Haar fiel lang über ihre Schultern herab. Sie lächelte ihn zuversichtlich an und lachte dann ihr süßes Kleinmädchen-Lachen, das ihn stets zum Lächeln gebracht hatte, ganz gleich, wie verzweifelt die Umstände auch gewesen sein mochten. »Gott schütze Tahn, falls er dich jemals schnappt«, sagte sie leise. »Bei deinem ungehobelten Benehmen wird er sich sehr schnell wünschen, dich nie gesehen zu haben.«
    Sie hatten in seiner Kabine gestanden und sich für den Kampf auf Silmar angekleidet. Überall auf Tischen und Fußboden waren Plastikblätter verteilt. Sie hatten jede einzelne Facette des Plans wieder und wieder durchdacht und ihre Chancen erwogen, falls doch etwas schiefgehen sollte. Schließlich hatte sein Gehirn von all der Denkarbeit regelrecht gesummt.
    Als sie die Stiefel anzog, hatte er die Fäuste geballt und gesagt: »Syene, mir gefällt das nicht. Laß mich gehen. Ich könnte es nicht ertragen …«
    »Das haben wir doch alles schon durchgesprochen«, erwiderte sie mit einem schiefen Lächeln. »Du bist viel zu wichtig, um an so einem Routineeinsatz teilzunehmen. Ich gehe.«
    »Hör mir zu. Irgendwo dort unten wartet eine Falle. Ich weiß nicht wo, aber ich kann es fühlen. Irgend etwas stimmt einfach nicht.«
    Sie legte den Kopf schief und ihr wie poliertes Messing schimmerndes Haar fiel in Kaskaden über ihre Schulter. Die dunklen, geschwungenen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Müssen wir schon wieder über Neil reden?«
    Jeremiel zuckte zusammen. Sie hatten sich deswegen schon gestritten, ja, sogar regelrecht angeschrien. »Nicht jetzt, Syene.«
    Sie nickte zufrieden. »In Ordnung. Und was deine Bemerkung von eben angeht: Es gibt immer irgendwo eine

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