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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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strahlte ihn an. Als Baruch seine Hand sanft auf die Brust des Kindes legte, spürte er die Hitze, die von seiner Haut ausging. Der Junge hatte hohes Fieber. »Hallo. Wie heißt du?«
    »Andy«, sagte der Junge mit schwacher Stimme und bekam einen Hustenanfall. Blut lief aus seinem Mundwinkel und tropfte auf den Boden. Ganz eindeutig war seine Lunge verletzt. Jeremiel war sich schmerzlich bewußt, daß nur zwei Ärzte an Bord waren, und beide hielten sich derzeit im Notlazarett neben dem Maschinenraum auf.
    »Du mußt noch etwas durchhalten, Andy. Gleich kommt ein Doktor, und dann geht es dir bald besser.«
    »Sie sind … Jeremiel Baruch … nicht wahr?«
    »Ja, aber du solltest nicht sprechen. Das ist nicht …«
    »Ich habe viele Geschichten über Sie gehört. Meine … meine Mutter … erzählt sie mir immer am Abend.« Der Junge lächelte, obwohl ihm das Atmen sichtlich schwerfiel. Jeremiel legte seine Hand um den dünnen Arm des Kindes und drückte sanft.
    »Du mußt ganz still liegen und darfst nicht reden, Andy. Ich werde …«
    »Erinnern Sie sich? Dieser Kampf … als fünfzehn Schiffe auf Sie geschossen haben … und Sie hatten nur zwei … aber Sie haben zehn der anderen zerstört. Wo war das? Salonica? Ich bin zu müde … kann mich nicht erinnern.«
    Andys Augen strahlten vor Bewunderung und Verehrung. Jeremiel lächelte zurück und klopfte dem Jungen anerkennend auf die Hand.
    »Dein Gedächtnis funktioniert ausgezeichnet. Das war wirklich bei Salonica.«
    »Wissen Sie was? Manchmal, wenn ich mit meinem Vetter Tarin … im Garten gespielt habe, dann … habe ich so getan, als wäre ich Sie.« Andy streckte mühsam eine Hand aus und berührte mit seinen schmutzigen, blutverschmierten Fingern Jeremiels Arm.
    »Nun, hoffentlich hast du auch daran gedacht, noch mehr Schiffe und Waffen von den Magistraten zu stehlen. Die brauchen wir nämlich dringend.«
    »Natürlich. Und damit habe ich dann Tarin besiegt.«
    Jeremiel lächelte. »Ich hoffe, Tarin durfte gelegentlich Cole Tahn spielen, damit er hin und wieder auch mal siegen konnte.«
    Andy blinzelte erschöpft und schien seine Worte nicht gehört zu haben.
    Jeremiel strich dem Jungen das Haar aus der glühenden Stirn. »Der Arzt wird bald hier sein, Andy. Dafür sorge ich.«
    »Ist in Ordnung«, flüsterte der Junge. »Ich bin tapfer … genau wie Sie.« Zum Beweis biß er die Zähne zusammen und reckte das Kinn energisch vor.
    »Ja, das merke ich«, lobte Jeremiel ihn. »Wenn du erst groß bist, mache ich einen Captain meiner Flotte aus dir.«
    Andy lächelte ihn mit strahlenden Augen an.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Jeremiel eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die eilig auf ihn und Andy zukam. Sie warf Jeremiel einen forschenden Blick zu, als sie neben ihm niederkniete, Andys Kopf anhob und ihm einen Becher Wasser an die Lippen setzte. Der Junge hatte Schwierigkeiten zu schlucken, und so rann ein großer Teil der Flüssigkeit über seine ausgemergelten Wangen. »Du mußt etwas trinken, Andy. Du hast doch schon seit Stunden kein Wasser mehr bekommen.«
    Und das, wo er soviel Blut verloren hat. »Sind Sie seine Mutter?«
    »Ja. Mara Kunio. Und wer sind Sie?«
    »Jeremiel Baruch.«
    Die Frau blinzelte überrascht. »Oh ja, natürlich. Entschuldigen Sie. Man hat uns zwar gesagt, wie Sie aussehen, aber es ist schwierig, jemanden nur aufgrund einer Beschreibung zu erkennen.« Ihre Augen wirkten besorgt, und Jeremiel fragte sich, ob sie wohl ahnen mochte, wie gering ihre Überlebenschancen waren, wenn es ihnen nicht bald gelang, seine Flotte zu erreichen. Er hörte, wie Harpers Gürtel-Kom ansprach und der Mann leise hineinredete.
    »Ich gehöre zu Horebs Alten Gläubigen, Commander«, erzählte Mara. »Ich danke Ihnen im Namen von uns allen. Ihnen haben wir es zu verdanken, daß wir auf einer anderen Welt ein neues Leben beginnen können, ohne ständig Angst zu haben, daß Ornias’ Soldaten mitten in der Nacht in unsere Häuser stürmen und jeden im Schlaf ermorden.« Sie wandte sich wieder ihrem Sohn zu und strich ihm über die heiße Stirn. »Versuch, noch ein bißchen mehr zu trinken, Andy. Dann wird es dir besser gehen.«
    Der Junge nahm noch einen Schluck und lächelte Jeremiel an. Dann fing er plötzlich zu zittern an, erst nur leicht; doch sehr schnell schüttelte es seinen ganzen Körper.
    »O mein Gott, was ist?« schrie Mara.
    Jeremiel packte einen hölzernen Spielzeugsoldaten, der auf dem Boden lag, und versuchte, ihn Andy zwischen die

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