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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Falle. Der Trick besteht darin, nicht hineinzutappen. Und darin bin ich ziemlich gut, meinst du nicht?«
    »Doch, sehr gut sogar …«
    »Dein Glück, daß du das zugibst.« Sie richtete sich auf. »Ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Lichtner wird nicht den ganzen Tag auf mich warten.«
    Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch Jeremiel packte ihren Arm und zog sie an sich. Syenes muskulöser Körper fühlte sich plötzlich zart und zerbrechlich an, viel zu schwach für die endlosen Gefechte dieses Krieges. Sie standen schweigend beieinander, und Jeremiel versuchte sich einzuprägen, wie ihr Körper sich an ihn preßte und ihr Haar seinen Bart berührte. Tief in seinem Innern spürte er einen wachsenden Schmerz.
    »Sei vorsichtig«, sagte er und küßte sie. »Ich liebe dich.«
    Syene zog ihn fester an sich und streichelte seinen Rücken. »Jetzt mach dir keine Sorgen. Ich komme schon wieder zurück.«
    Ich komme zurück … zurück …
    Jeremiel starrte auf das Medaillon. Man hatte sie vergewaltigt und sterbend zurückgelassen, und schließlich war sie in seinen Armen gestorben. Silmar war der letzte Kampf vor Horeb gewesen, oder nicht? Hatte es dazwischen noch andere Gefechte gegeben? Sein übermüdeter Verstand suchte verzweifelt nach der Antwort. Doch, natürlich, es war der letzte Kampf vor Horeb gewesen. Und Syene hatte den Preis für sein blindes Vertrauen in Dannon bezahlt. Heute fragte er sich, wie er so verblendet hatte sein können. Syene hatte versucht, ihn zu warnen.
    »Wie viele Strategiebesprechungen hat er versäumt, Jeremiel? Wo ist er, wenn er nicht hier bei uns ist?«
    »Er hat schließlich auch ein Recht auf sein Privatleben. Laß es ihm. Ich vertraue ihm.«
    Doch es war Syene gewesen, der er hätte vertrauen sollen. Warum hatte er das nicht getan? Warum hatte er nicht nachgeprüft, wo Dannon sich damals aufhielt? Syene hatte so getan, als hätte sein Verhalten sie nicht verletzt, doch er wußte es besser. Und trotzdem hatte sie zu ihm gestanden, ihn geliebt, für ihn gekämpft und ihn gegen jede Kritik in Schutz genommen.
    Und schließlich war sie für ihn gestorben.
    Jeremiel strich über das Medaillon und erinnerte sich an die unzähligen Male, die er es an ihr gesehen hatte. War es wirklich erst vier Monate her, seit er in jenes blutbespritzte Apartment auf Silmar gestürmt war? Noch immer erfüllte ihn die Liebe zu ihr mit Schmerz.
    Vorsichtig, als bestünde es aus Glas, schob er das Medaillon zurück in den Rucksack. Dann hob er den Kopf und sagte leise: »Du kannst dich nicht verstecken, Neil.«
    Er war auf Dannons Namen gestoßen, als er die Verzeichnisse des Bordcomputers überprüft hatte. Tahn hatte Dannon zwar auf Silmar an Bord geholt, ihn aber nirgendwo wieder abgesetzt. Und irgendwo im Innern des Schiffs würde Neil jetzt nach einem Versteck suchen. Ein plötzlicher Adrenalinstoß brachte Jeremiel vorübergehend einen Teil seiner Energie zurück. Er riß sich den schwarzen Kampfanzug vom Leib, schleuderte ihn auf den Boden, drehte den Warmwasserhahn der Dusche weit auf und blieb zehn Minuten lang unter dem heißen Strahl stehen.
    »Vergiß Dannon vorerst. Du kannst dich später um ihn kümmern. Jetzt mußt du dich auf das Treffen mit Halloway vorbereiten.« Tahns Stellvertreterin hatte ihn um eine Unterredung gebeten, die Jeremiel so lange wie möglich hinausgezögert hatte in der Hoffnung, sich in der Zwischenzeit einen besseren Überblick über die Lage verschaffen zu können.
    Als er aus der Dusche trat, fühlte er sich etwas besser. Zumindest war er nicht mehr ganz so erschöpft. Er zog den blauen Overall an und stellte sich vor den Spiegel. Der Anblick traf ihn unvorbereitet, und er hätte den Mann, der ihm entgegenblickte, fast nicht erkannt. Die Stirn war düster gerunzelt, die blauen Augen von dunklen Ringen umgeben, und ein zynischer Ausdruck lag um seinen Mund.
    »Nun ja, immerhin siehst du jetzt wirklich wie ein finsterer Eroberer aus.«
    Er nahm seine Bürste und fuhr sich ein paarmal durch Haare und Bart; dann schob er seine Pistole ins Gürtelholster und ging zum Computer, um sich wieder den Personalakten zu widmen. Das Summen des Türmelders ließ ihn innehalten. Er fuhr herum, geriet ins Stolpern und mußte sich an einer Stuhllehne festhalten, um das Gleichgewicht zu bewahren.
    »Jeremiel? Hier ist Harper.«
    Baruch holte tief Luft. »Kommen Sie herein, Avel.«
    Die Tür glitt beiseite, und Harper wurde sichtbar. Er trug einen frischen, grauen Overall und hielt

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