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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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abzuschalten. Aber wenn du die Abstimmung verlierst und trotzdem deinen Willen durchsetzt, mußt du damit rechnen, daß jeder, der gegen dich gestimmt hat, nur darauf wartet, dir ein Messer in den Rücken zu stechen … dir und Tahn.
    Ohne eine Miene zu verziehen, erklärte Carey: »Ich habe die Absicht, das Schiff zurückzuerobern. Aber das geht nur, wenn wir uns einig sind. Solange wir in einzelne Gruppen zerfallen, die sich gegenseitig an die Kehle wollen, haben wir keine Chance. Also, wer steht auf meiner Seite?«
    Heras Hand hob sich sofort. Langsam folgten andere. Schließlich waren sechs auf ihrer Seite. Lediglich Macey und Jim Reno hatten ihre Zustimmung verweigert. Carey atmete erleichtert auf und erwiderte Maceys feindselige Miene mit einem eisigen Blick.
    »Ich informiere jetzt die Mannschaft«, sagte Carey und drückte die Interkom-Taste auf der Armlehne.
     
    Neil Dannon verbarg sich in der Dunkelheit unter einer Reihe von Röhren. Das leise Zischen von Dampf umgab ihn. Der vergangene Tag war die reine Hölle gewesen. Verzweifelt war er von einem Deck zum nächsten gekrochen und vor jedem Laut zurückgeschreckt. Mindestens ein Dutzend Männer waren ihm auf den Fersen gewesen. Er hatte sie gezählt, indem er auf die unterschiedlichen Geräusche achtete, die ihre Stiefel verursachten, und sich ihre Stimmen merkte, wenn sie etwas sagten.
    Die Kampfhandlungen hatten offenbar aufgehört, denn mittlerweile trieben sich auf sämtlichen Decks bis hinauf zur Brücke gamantische Soldaten herum. Und er müßte ständig in Bewegung bleiben.
    Von allen Seiten drang Kälte auf ihn ein. Dannon schauderte, rollte sich zu einer Kugel zusammen und versuchte zu schlafen, doch die Kälte drang mühelos durch seine verschlissene Uniform.
    Unbewußt tastete er nach dem heiligen Dreieck, das er stets an einer Kette um den Hals trug. Doch jetzt suchten seine Finger vergeblich danach. Dannon stieß einen zittrigen Seufzer aus. Er mußte es irgendwann auf seiner Flucht verloren haben. War das vielleicht ein Zeichen? Immerhin hatte Jeremiel es ihm einst gegeben. Jeremiel …
    Neil drehte sich auf die andere Seite und drückte sich mit dem Rücken gegen eine der Röhren. Allmählich wurde ihm etwas wärmer. Er fiel in Schlaf. Und langsam kamen die Bilder …
    Wieder rief ihn die Stimme, die er seit Monaten in seinen Alpträumen vernahm.
    »Neil? Um Gottes willen, Neil, steh auf!«
    Suriel. Rabbah-System. Vor fünfzehn Jahren. Runde Habitatkuppeln säumten die Straßen. In ihrem Innern konnte man weinende Menschen sehen, die auf die blutigen Leichen hinausblickten, die nach und nach vom Schnee bedeckt wurden. Schwarze Schiffe hingen wie tödliche Schatten in der Luft über der Stadt. Lichter flammten rhythmisch auf, als ihre Instrumente den Boden absuchten.
    »Ich habe ihn getroffen, Jeremiel. Ich hab ihn erwischt.«
    Sein Bein reagierte nicht mehr, und auf dem Oberschenkel zeigte sich eine klaffende Wunde, aus der das Blut heiß herausströmte. Dannon stützte sich auf die Ellbogen und schob sich ein Stück vorwärts, bis seine Kräfte ihn endgültig verließen.
    »Neil?«
    Baruch kehrte zu ihm zurück und feuerte die Straße hinab, um ihm Deckung zu geben. Neil schloß die Augen vor dem blendenden Strahl und spürte, wie ein kräftiger Arm sich um seine Schultern legte und ihn hochzuziehen versuchte. Abermals erklang ein Schuß.
    »Neil, hilf mir. Halte dich an mir fest. Versuch zu stehen!«
    »Ich kann nicht. Jeremiel, mach daß du hier verschwindest. Los!« Dannon versuchte, seinen besten Freund von sich fortzustoßen.
    Dann erblickte er die magistratischen Soldaten, die in ihre Richtung vorrückten, und die Angst wühlte in seinen Eingeweiden. Verdammt, es waren so viele. Der Untergrund hatte eine Rechtsschule überfallen, um die Kinder dort zu befreien, doch irgend etwas war schiefgegangen – irgendein Teil des Plans hatte nicht funktioniert.
    »Jeremiel, um Himmels willen, lauf weg!«
    »Ich lasse dich hier nicht zurück, Neil. Verdammt, steh endlich auf, sonst bringen sie uns beide um.« Jeremiel hob die Pistole und feuerte auf die Soldaten, die wie eine purpurne Woge heranstürmten. »Halt dich an mir fest, Neil. Mach schon. Los!«
    Zitternd legte Neil einen Arm um Jeremiels Schultern und spürte, wie der Mann ihn am Kragen seines Kampfanzugs hochzog und ihn stützte, als sie um eine Ecke bogen und taumelnd in eine dunkle Gasse liefen.
    Nachdem sie eine Weile verstohlen durch die Straßen geschlichen waren, hatte Jeremiel

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